Der Wirt der Inselklause ist sich mit Ämtern und Nachbarn oft nicht einig. 2015 kommen deshalb mehr Ruhetage

Neuland. Andreas „Koeni“ Koenecke steht in seiner Inselklause und sieht sich das Wasser auf dem Fußboden an. Zwei Tage vorher hätte er gar nicht so weit herunterblicken müssen, weil er schon bis zur Nasenspitze darin gestanden hätte. Die Sturmtiefs Elon und Felix hatten die Elbe 170 cm hoch in die Kneipe gedrückt. Koenecke hat einen Gummischieber in den Händen und schiebt damit Schlamm zur Tür heraus. Der Wassereinbruch macht ihm dabei weniger Sorgen als andere Unbill.

„Es ist zum Glück nicht viel passiert, weil wir aus dem Vorjahr gelernt haben“, sagt der Gastronom. „Außerdem hatte ich Glück im Unglück: Heute Nacht ist die normale Flut noch einmal sehr hoch ausgefallen und hat klares Wasser in den Laden laufen lassen. So kriege ich den Schlamm viel leichter raus. Wenn der erst mal angetrocknet ist, ist das nämlich viel mehr Arbeit.“

Im Winter davor hatte die Sturmflut, die der Orkan Xaver vor sich her trieb, die Gaststätte bist zur Türkante unter Wasser gesetzt und die Inneneinrichtung der Kneipe verwüstet. In diesem Jahr war Koenecke schlauer. Erstens verstärkte er die Rückwand seines Lokals und zweitens sicherte er das Mobiliar. so muss er jetzt nur den Schlamm herausbekommen. „Der Schlamm kommt nur bei Sturmflut, wenn das Wasser sehr aufgewühlt ist. Das normale Hochwasser ist sauber.“

Im Winter hat die Inselklause ohnehin Saisonpause. Die kleine Bude auf der Pionierinsel ist zwar auch innen ganz gemütlich, entfaltet ihre ganze Anziehungskraft allerdings erst, wenn man davor sitzen und auf die Elbe blicken kann. Die Insel grenzt an das Naturschutzgebiet Schweensand. Vor der Gaststätte liegt eine geschützte Einbuchtung mit Schilf und Wasservögeln. Beim Biertrinken zuzusehen, wie der Reiher durchs Röhricht stakt, gefällt den Gästen mindestens ebenso, wie die Livemusik an Wochenenden.

Am zweiten April will „Koeni“ Koenecke seine dritte Saison beginnen. Allerdings eingeschränkt. Aus einem Ruhetag sollen 2015 drei werden. „Es geht nicht anders“, sagt Koenecke. „2014 hatte ich gegenüber dem Eröffnungsjahr 40 Prozent Umsatzrückgang. Ich muss mich auf die starken Tage Donnerstag bis Sonntag konzentrieren.“

Koenecke hat auch einen Verdacht, woran der Rückgang liegt: „Im ersten Jahr hatte ich noch Parkplätze und konnte am Deich auf meinen Laden hinweisen“, sagt er. Beides ging letztes Jahr nicht mehr. Schon Ende 2013 schloss der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer die Fläche ab, auf der die meisten Nutzer der Pionierinsel parkten, denn sie ist eigentlich als Rangierfläche für Flutschutzfahrzeuge gedacht. Auch die Werbung am Deich ist aus Flutschutzgründen nicht erlaubt. „Dabei hatte ich nur ein Transparent zwischen zwei schon existierenden Schilderpfählen gespannt“, sagt Koenecke. Auch das Aufstellen von Kfz-Anhängern mit Werbeaufdruck endete in Ordnungsgeld-Forderungen. „Irgendwie müssen die Leute die Einfahrt zur Insel aber von der Straße aus finden“, sagt der Wirt.

Der Wegfall der Parkflächen sorgt auf der Insel für Unfrieden, denn die Klausenbesucher parken nun häufig auf Flächen, die die Wassersportvereine auf der Insel für ihre Fahrzeuge reklamieren. Dass mindestens einer der Vereine beste Verbindungen zu Harburger Ordnungsbehörden hat, merkt Koenecke nicht nur daran, dass sich fast jede falsche Bewegung seinerseits sofort in Bußgeldbescheiden niederschlägt: „Hier ist auch schon mal eine Streife mit Blaulicht vorgefahren und der Polizist erklärte mir lediglich, dass meine Gäste am Vortag falsch geparkt hätten.“

Koenecke hat die Winterpause genutzt, um Kontakte zur Politik zu knüpfen. Unter anderem weiß er den Bürgerschaftsabgeordneten Frank Wiesner (SPD) auf seiner Seite.

„Ich finde ja, solche Perlen wie die Inselklause sollte man pflegen und sich erhalten“, sagt Wiesner, der in Neuland wohnt. „Deshalb sollten die zuständigen Behörden mit der Werbung toleranter sein. Außerdem könnte die Klause Parkplätze auf ihrem Pachtgelände haben. Man müsste das nur genehmigen.“

An zweien der drei Tage, die die Inselklause geschlossen haben wird, wird Koenecke wieder einer „normalen“ Erwerbstätigkeit in seinem alten Beruf nachgehen. „Als alleinerziehender Vater muss ich zusehen, wo das Geld herkommt“, sagt er. „Aber meine Mitarbeiter brauchen den Zuverdienst hier auch. Zwei Tage mehr wären besser.“