Das Bundesjugendballett aus Hamburg tritt an den ungewöhnlichsten Orten auf. Im Juli sind die acht Tänzer bei „Klassik populär“ zu sehen

Hamburg/Trelde. Samtstühle fürs Publikum, gediegene Atmosphäre, hell erleuchtete Bühne: Das alles braucht das Bundesjugendballett – nicht. Das achtköpfige Ensemble tritt dort auf, wo man es engagiert und passt sich den Gegebenheiten vor Ort an. Zum Beispiel denen einer Scheune. Denn in diesem Jahr tritt das Bundesjugendballett beim Musikfestival „Klassik populär“ in Trelde auf. Die von einem kleinen örtlichen Verein organisierte Veranstaltung findet in diesem Jahr zum zehnten Mal statt.

Dass das Bundesjugendballett dort auftritt, ist Monika Brandt zu verdanken, die seit vergangenem Jahr neu im Vorstand des Vereins Trintla Cultura ist. Hauptberuflich ist sie Physiotherapeutin beim Hamburg-Ballett. Das Bundesjugendballett entstand auf Initiative von John Neumeier, Choreograf und Intendant des Hamburg Balletts. Es erfüllt zwei Aufgaben: Talentierten Nachwuchs zu fördern und für Ballett als solches zu werben.

Deswegen auch die Auftritte an ungewöhnlichen Orten. „Wir bringen das Ballett zu den Menschen“, sagt der Organisationsleiter des Bundesjugendballetts, Lukas Onken. Spielstätten sind nicht nur Schulen, Krankenhäuser oder Seniorenheime, sondern auch schon mal ein – wegen Wartungsarbeiten leeres – Schwimmbadbecken, der Bundestag und sogar ein Gefängnis.

Oft bleibt es nicht bei der Tanzvorführung allein, sondern es werden Workshops mit angeboten. So haben Inhaftierte der JVA Rottenburg Rap-Songs zu der Choreografie des Balletts geschrieben und gemeinsam die Aufführung inszeniert. Auch das kennzeichnet das Bundesjugendballett: Choreografie und Musik werden auf die Örtlichkeit zugeschnitten. „Was wir in Trelde machen werden, wissen wir noch nicht“, sagt Onken, nur so viel: „Wir können überall auftreten, vorausgesetzt ein Mindestmaß an Platz ist vorhanden. Was wir brauchen – Licht- und Tontechnik, Personal – bringen wir mit.“ Im Idealfall auch die Musiker, die live dazu spielen. In Trelde wird man sich wohl auf eine Pianistin beschränken.

Anders als es der Name vermuten lässt, ist das Bundesjugendballett ein internationales Ensemble. Es wurde im Herbst 2011 gegründet und besteht aus acht Tänzerinnen und Tänzern, die dort im Regelfall maximal zwei Jahre bleiben. „Die Teilnahme auf ein Land zu beschränken ist heute nicht mehr zeitgemäß“, sagt Onken. Aktuell kommen die Mitglieder aus Deutschland, Italien, Spanien, Ukraine, Korea und Frankreich, in der Vorsaison waren auch Teilnehmer aus Brasilien und Kanada dabei. Für die Tänzer ist die Teilnahme am Bundesjugendballett wie ein Stipendium beziehungsweise ein bezahlter Job. Bewerben können sich fertig ausgebildete Tänzer im Alter von 18 bis 23 Jahren.

Das noch junge Bundesjugendballett hat in den gut drei Jahren seines Bestehens schon einen so guten Ruf, dass für jede Spielzeit etwa 100 Bewerbungen eingehen und die Bewerber selbst aus Übersee auf eigene Kosten nur zum Vortanzen nach Hamburg kommen. Und wer es geschafft hat, ausgewählt zu werden, hat auch danach sehr gute Chancen auf Engagements. Ihre Kreativität wird gefordert und gefördert: So erarbeiten sie eigene Choreografien, es werden aber auch Nachwuchs-Choreografen beauftragt, mit den Nachwuchs-Tänzern gemeinsam ein Programm zu entwickeln. Das Repertoire reicht dabei von klassisch bis zeitgenössisch. Gleichzeitig lernen die Mitglieder des Ensembles unterschiedliche Lebenswelten kennen.

Udo Blanck, Vorsitzender von Trintla Cultura, freut sich auf die besonderen Gäste und ist stolz darauf, was ein kleiner Verein in einem kleinen Dorf auf die Beine stellen kann. „Das Bundesjugendballett wird bei uns am Freitagabend auftreten. Am Sonnabend spielt wie gewohnt die Klassische Philharmonie Nord-West unter der Leitung von Ulrich Semrau. Am Sonntag wird es wieder einen Jazzfrühschoppen geben.“ Termin ist das Wochenende vom 17. bis 19. Juli. Das detaillierte Programm wird später bekannt gegeben.

„Klassik populär“ fand erstmals 2006 in Trelde statt, damals noch als Open-Air-Veranstaltung. Die Klassische Philharmonie Nordwest war von Anfang an mit dabei.

Die Initiative zu dem Musikfest war 2005 anlässlich der 900-Jahr-Feier der Ortschaft Trelde entstanden, aus organisatorischen Gründen wurde „Klassik populär“ aber nicht im Jubiläumsjahr mit geplant. 2007 wurde das Musikfest in die Scheune auf das historische Hofensemble „Oarns Hoff“ verlegt, wo in der Scheune mittlerweile eine feste Bühne vorhanden ist. Weil aus dem Ort viele Helfer ehrenamtlich mitarbeiten, ist es dem Verein möglich, die Eintrittspreise niedrig zu halten. „Wir wollen, dass sich unsere Konzerte jeder leisten kann“, betont Udo Blanck. Umrahmt wird das Musikfest von einer stilvollen Atmosphäre mit Gastronomie, Kunsthandwerk und Gartenkunst. Karten werden ab Mai erhältlich sein.

www.bundesjugendballett.de, www.trintlacultura.de