Maschinenring stellt Projekt bei der Mitgliederversammlung vor. Zehn Bewerber allein für das Jahr 2015 gesucht

Buchholz. Der Maschinenring Harburg will sich in diesem Jahr noch stärker um neue Arbeitskräfte aus Rumänien bemühen. Die Anfang 2014 gestartete Aktion, die Südosteuropäer in den Süden Hamburgs bringen soll, wird ausgeweitet. „Unser Ziel ist es, zehn geeignete Bewerber für Praktika über sechs Monate in die Betriebe zu holen“, sagte Geschäftsführer Andreas Hastedt dem Abendblatt. Die Arbeitnehmer sollen zunächst von den Betrieben untergebracht und versorgt werden. Sollten Arbeitgeber und Arbeitnehmer mit dem Test zufrieden sein, sollen die Bewerber fest angestellt werden, sich eine feste Wohnung in Deutschland suchen und ihre Familien nachholen. Im vergangenen Jahr waren zunächst fünf Rumänen in den Landkreis gewechselt. Einer von ihnen wird in diesem Monat zurück erwartet.

„Wir haben aus unseren Erfahrungen gelernt und eine weiterführende Strategie entwickelt“, sagt der Agrar-Ingenieur Hastedt. Dazu gehört, dass eine gebürtige Rumänin, die seit 17 Jahren im Landkreis lebt, nun für den Maschinenring arbeitet. Sie soll für die ankommenden Arbeitskräfte dolmetschen und sie betreuen. Bereits im November reiste Hastedt für eine Woche nach Rumänien, um für das Projekt zu werben. „Bei der Mitgliederversammlung des Maschinenrings am kommenden Dienstag, 13. Januar, werden wir unseren Mitgliedern den derzeitigen Stand erläutern“, so Hastedt. Der Maschinenring, dem 700 der rund 1000 landwirtschaftlichen Betriebe im Landkreis angehören, koordiniert den Einsatz von Landmaschinen und zusätzlichem Personal, das Landwirte im Büro in Buchholz anfordern können.

Für solche Arbeiten, bei denen teure technische Geräte anderen Höfen zur Verfügung gestellt werden oder auch Kollegen mit ihren Maschinen aushelfen, legt der Ring die Verrechnungssätze fest. „Sie sollen nach 2014 im zweiten Jahr konstant bleiben“, sagt Geschäftsführer Ralf-Peter Dieck. Jedenfalls lautet so der Vorschlag des Maschinenring-Beirats für die Mitgliederversammlung. Hintergrund: Die steigenden Kosten für Arbeitskräfte, Ersatzteile und Geräte können in diesem Jahr durch sinkende Dieselpreise aufgefangen werden. Dieck rechnet für das Jahr mit einem Durchschnittspreis von 95 bis 96 Cent je Liter, nachdem 2014 noch 1,15 bis 1,16 Euro galten. Mähdreschen kostet so weiter je nach Größe der Fläche zwischen knapp 130 Euro und knapp 190 Euro pro Hektar.

„Wenn Landwirte ihre Ställe ausweiten wollen, entscheiden sie sich oft dafür, Geräte und Arbeitskräfte über den Maschinenring zu beziehen“, sagt Karl-Siegfried Jobmann, der seit 2006 an der Spitze des als Verein gegründeten Rings steht. Denn der zeitlich absehbare Einsatz von Technik und Beschäftigten spart hohe Investitionen und Personalkosten. Das tut not. Zwar freuen sich die Landwirte über eine gute Ernte 2014, weil die Temperaturen im vergangenen Winter mild waren. „Statt im Durchschnitt fünf bis sieben Tonnen pro Hektar beim Getreide habe ich 2014 rund 9,5 Tonnen geerntet“, sagt Jobmann, dessen Hof in Tostedt steht. Bei den Zuckerrüben ergaben sich sogar bis zu 110 Tonnen pro Hektar bei sonst nur 65 und 68 Tonnen. Doch mit der guten Ernte sanken die Preise für die landwirtschaftlichen Produkte. Besonders stark war der Rückgang bei den Kartoffeln. „Für 100 Kilogramm gibt es heute statt bis zu 27 Euro 2013 nun nur noch drei Euro“, sagt Jobmann.

Offen ist für Milchbauern zudem, wie sich das Auslaufen der Quoten auswirken wird. Experten gehen von zunächst sinkenden Preisen aus. Schweinemäster sehen sich vor allem bei Betriebserweiterungen zunehmend in der öffentlichen Kritik. „Insgesamt ist die Stimmung eher unterdurchschnittlich. Die Landwirte warten die Entwicklung ab“, fasst Hastedt die Lage zusammen. Zumal auf den Höfen auch dringend gesuchte Fachkräfte fehlen.

Lange Arbeitszeiten, schwere Arbeit und kaum freie Wochenenden machen es für die Branche schwer, Interessenten zu begeistern. Das ist ein Problem für die gesamte Branche und die 250 Maschinenringe bundesweit, die alle Nachwuchs suchen. „Allenfalls die heute eingesetzte Technik und Elektronik können junge Menschen faszinieren“, sagt Dieck. Wenn aber bei Krankheit, Tod oder Unfällen rasch nach einem Interims-Chef für einen Hof gesucht wird, wird es ganz eng. „Wir brauchen dann ausgebildete Landwirte und die haben auf dem eigenen Hof genug zu tun“, sagt Dieck. In solchen Notlagen können dann allenfalls Nachbarn oder Bekannte einspringen und manchmal müssen auch Bauern wieder in die Ställe, die sich bereits auf ihr Altenteil zurückgezogen hatten.

Im zweiten Probejahr hofft Geschäftsführer Hastedt nun auf einen Durchbruch für das Beschäftigungs-Modell mit den Rumänen. Zwar könnten die Südosteuropäer nicht gleich einen Hof führen, sie würden die Betriebe aber bei der täglichen Arbeit entlasten. Doch zunächst müssen sich bis zum 15. Februar genug qualifizierte Bewerber in Rumänien finden. „Auch dort sind wir nicht ohne Konkurrenz“, hat Hastedt erfahren müssen. „Die Industrie sucht ebenfalls.“ Beim Maschinenring hofft man deshalb darauf, die überzeugenderen Argumente zu haben.