Regenwasser soll gespeichert werden und nicht in die Gräben fließen, Solarenergie wird von zentraler Bedeutung sein

Harburg. Wenn ab 2020 in Neuland, auf dem knapp 34 Hektar großen Wiesengelände an der Anschlussstelle Hamburg-Harburg der Autobahn A1, ein Logistikpark für Lager- und Speditionsunternehmen gebaut wird, so soll dies keine negativen Auswirkungen auf das Klima haben. Selbst bei Starkregen sollen auch Be- und Entwässerungsgräben des angrenzenden Neuländer Siedlungsgebiets kein zusätzliches Wasser abbekommen.

Hamburgs Behörden haben das künftige Industriegebiet zum Klima-Modellquartier erklärt. Unter dieser Vorgabe soll ein klimaorientiertes und integriertes Regenwasser- und Energiemanagement für das Industriegebiet betrieben werden. Mit diesem Klima-Projekt sollen auch Erfahrungen für weitere Planungen der Hamburger Stadtentwicklung gesammelt werden. Die rund 100 in der Siedlungsgemeinschaft Neuland zusammengeschlossenen Bewohner des angrenzenden Gebiets bleiben allerdings weiterhin skeptisch, weil Behörden seit 25 Jahren die Probleme ihrer örtlichen Grabenentwässerung nicht gelöst haben. Am Fuldastieg tritt der Graben bei starkem Regen nach wie vor wegen eines nicht ausgeglichenen Gefälles über die Ufer. Sie können sich nicht vorstellen, dass aus dem Industriegebiet kein zusätzliches Wasser in ihre Gräben gelangen soll.

Seit dem 7. Januar bis 9. Februar liegt der für den Logistikpark aufgelegte Bebauungsplanentwurf „Neuland 23“ im Harburger Bauamt zur Einsicht- und Stellungnahme öffentlich aus. Im Planentwurf wird auch auf die Ausweisung des Plangebiets als Klima-Modellquartier hingewiesen. Werner Hartlev, Ehrenvorsitzender der Siedlungsgemeinschaft Neuland, schreibt in einem Brief an Bezirksamtsleiter Thomas Völsch: „Wir stellen klar, dass aus unserer Sicht das Vertrauen in die verantwortliche Verwaltung und deren Glaubwürdigkeit sehr gelitten hat, die seit 25 Jahren nicht annähernd unsere Probleme lösen konnte. Deshalb besteht unsere Skepsis wegen der Entwässerung bei Neuland 23.“

Bezirksamtssprecherin Bettina Maak bemüht sich um Aufklärung durch Auszüge aus einer mehrere Seiten zählenden Beschreibung des Klima-Modellquartiers. Demnach soll durch unterschiedliche Vorkehrungen dafür gesorgt werden, das alles anfallende Oberflächenwasser im Industriegebiet bleibt und dort auch für klimatische Verbesserungen gespeichert wird. Beispielsweise soll der um 2,5 Meter Höhe aufgeschüttete Erdboden derart zusammengesetzt sein, dass er das Wasser aufnimmt. Der ansonsten im Neuländer Marschgebiet vorherrschende Kleiboden ist nach den bisherigen Untersuchungen wenig tragfest und zur Aufnahme von Wasser kaum in der Lage.

Bei starken Regenfällen, die etwa alle 30 Jahre vorkommen, kann das im Boden aufgenommene Wasser über gedrosselte Abläufe in eine Ausgleichsfläche fließen. Für noch größere Regenmengen, die etwa alle hundert Jahre vorkommen, sollen etwa zehn Prozent des Wassers von den Ausgleichsflächen an einen Graben am Nordrand der Industrieböschung abgeleitet werden.

Die nächste Betrachtung bezieht sich auf die Hallendächer der Logistikunternehmen. Ihre Fläche soll zu 90 Prozent begrünt werden. Auf den Dächern anfallendes Regenwasser wird in Zisternen gespeichert. Die sorgen in Zeiten von Trockenheit dafür, dass die Dachflächen ständig feucht gehalten werden können. Die Feuchtigkeit sorgt nach den Worten von Bettina Maak für Verdunstungskälte und damit für Klimaverbesserungen und Energieeinsparungen.

Solaranlagen zur Gewinnung von elektrischer Energie oder warmen Wassers sollen den Grünpflanzen auf den Dächern zudem Schatten spenden, wodurch Feuchtigkeit und Klima ebenfalls positiv beeinflusst werden – so die Erklärung der am Projekt beteiligten Entwickler, darunter die Ingenieurgesellschaften Prof. Dr. Sieker und Akut Partner Umweltschutz. Bettina Maak: „Es wird eine großflächige Nutzung solarer Energie angestrebt. Die Nutzung von erneuerbarer Energie trägt zum Umwelt- und Klimaschutz bei, indem sie als kohlendioxidneutrale Energiegewinnung den Einsatz von Primärenergie mindert.“

Bei der derzeit laufenden öffentlichen Planauslegung für „Neuland 23“ können Bürger ihre Stellungnahme abgeben. Vorgebrachte Einwände und Anmerkungen fließen vor dem Beschluss in die Planabstimmung ein. Die vorbereitenden Arbeiten der Planung laufen bereits seit 2007. Der Senat hatte die Bezirke damals aufgefordert, geeignete Logistikflächen außerhalb des Hafengebiets auszuweisen. Harburg hatte ursprünglich außer Neuland auch Flächen im Süderelberaum zur Diskussion gestellt. Neuland bietet den Stadtplanern die besten Voraussetzungen.