Neujahrsempfang in Buchholz und Neu Wulmstorf. Rück- und Ausblicke auf Asylthematik, Ostring und Bauprojekte

Buchholz/Neu Wulmstorf. Wer noch nicht recht realisiert hat, dass das Jahr gerade begonnen hat, merkt es spätestens jetzt, da sich die Neujahrsempfänge in den Städten und Gemeinden häufen. Am vergangenen Wochenende luden die Stadt Buchholz und die Gemeinde Neu Wulmstorf die Einwohner zum traditionellen Empfang, zogen Bilanz und hielten Ausblick auf 2015. Die Unterbringung der Flüchtlinge, die Verschuldung und Bauprojekte, die dieses Jahr anstehen, waren die großen Themen. Aber auch auf die Terroranschläge in Paris gingen die Redner ein.

Der Buchholzer Bürgermeister Jan-Hendrik Röhse nahm gleich zu Beginn seiner Rede Bezug auf die jüngste Entwicklung beim Ostring. Er betonte, dass dieses Thema politisch noch in diesem Jahr entschieden werden müsse. „Und zwar in einer Weise, die über die jeweils aktuelle Wahlperiode hinaus Bestand hat und endlich eine Lösung der Verkehrsprobleme dieser Stadt bewirkt“, sagte er und erntete von den etwa 300 Gästen, großen Applaus.

Im Streit um den Ostring kommt es jetzt wie berichtet zu einem Mediationsverfahren. Der Landkreis hatte einem solchen Verfahren kürzlich zugestimmt. Auch Heiner Schönecke, der als stellvertretender Landrat den erkrankten Rainer Rempe vertrat, hofft, „dass es nun besser läuft“. Röhse und Schönecke unterstrichen den geübten Schulterschluss zwischen Landkreis und Buchholz.

Als wichtige Bauprojekte in 2015 nannte Röhse den Neubau des Mühlentummels, den Regenwasserkanal in der Parkstraße und die Neugestaltung der Bahnhofstraße. Röhse kam natürlich nicht umhin, auch auf seine umstrittene Steuererhöhung Bezug zu nehmen. Er zählte noch einmal die Gründe seiner Entscheidung auf: gestiegene Kreisumlage, weniger Geld aus dem Finanzausgleich und mehr Betreuungskräfte für die Kitas. Das führte zu einem Fehlbetrag von 2,5 Millionen Euro.

Hinzu kam der hohe Schuldenstand von 45 Millionen Euro, der eine Pro-Kopf-Verschuldung von 1100 Euro ausmacht. Deshalb sah Röhse keine Alternative zur Steuererhöhung. „Ich weiß, dass ich damit viele in Verlegenheit gebracht oder sogar verärgert habe. Aber wenn man Verantwortung trägt, kann man eben nicht nur Entscheidungen treffen, die gefallen“, sagte er.

Die finanziellen Sorgen in der Gemeinde Neu Wulmstorf sind da vergleichsweise gering. Hier liegt die Pro-Kopf-Verschuldung gerade mal bei 290 Euro, was Bürgermeister Wolf Rosenzweig in seiner Neujahrsanrede auch genüsslich betonte. Weiterer positiver und angesichts des demografischen Wandels eher atypischer Trend ist die wachsende Einwohnerzahl. Gegenüber 2013 wohnen jetzt 250 mehr und damit 22.310 Menschen in Neu Wulmstorf.

Es gehört zur guten Tradition in Neu Wulmstorf, Sportler beim Neujahrsempfang zu würdigen. Geehrt wurden Helmut Berndt, der die Badmintonabteilung beim TVV Neu Wulmstorf mit gegründet hat und seit 1974 die Abteilung leitet. Zudem trainiert Berndt seit 15 Jahren 18 Schüler mit großem Erfolg bei Punktspielen und Turnieren in der Kreisliga und auf Bezirksebene. Der Triathlet Alexander Riwny, der 2014 sowohl beim Halbmarathon in Buxtehude als auch beim Ratzeburger Inseltriathlon den ersten Platz belegte und mit Erfolg am Ironman, der World Championship auf Hawaii, teilnahm, zählt ebenso zu den geehrten Sportlern. Als einzige Frau wurde Elke Seifert, die seit 30 Jahren eine Gymnastikgruppe beim TSV Elstorf leitet, gewürdigt.

Wolf Rosenzweig hielt einen Ausblick auf die Bauprojekte, die in diesem Jahr verwirklicht oder auf den Weg gebracht werden. Dazu zählen etwa der Neubau des Mehrgenerationenhauses mit Familienzentrum und einer angeschlossenen Kita. Rosenzweig geht davon aus, dass die Auftragsvergabe noch in diesem Jahr erfolgt. Auch die Planung für ein Parkdeck mit 370 Parkplätzen am Bahnhof soll vorangetrieben werden, damit es im Idealfall 2016 eröffnet werden kann.

Auf seine gewohnt humoristische Art nahm Rosenzweig auch Verkehrsprojekte aufs Korn, die so gar nicht nach Plan verliefen und das Nervenkostüm mancher Autofahrer stark beanspruchte: etwa die Baustelle an der Bundesstraße 73. Sechs Wochen sollte die Maßnahme dauern. So war es angekündigt, blieb aber lange nicht dabei.

Als größte Herausforderung in 2015 nannten sowohl Rosenzweig als auch Röhse die Unterbringung und Integration der Flüchtlinge. Röhse rechnet mit 250 weiteren Asylbewerbern, Rosenzweig gar mit 300 in den nächsten Jahren. Den Terrorakt in Paris verurteilten die Verwaltungschefs auf schärfste und werten ihn als Anschlag gegen die zivilisierte Gesellschaft. Um ein Zeichen gegen den Terror zu setzen, veranstaltet die Stadt Buchholz heute Abend, 18 Uhr, ausgehend von der Sankt-Paulus-Kirche eine Lichterkette. „Ich nehme teil“, sagte Bürgermeister Röhse.