Bundesweit gibt es bereits 670 Einrichtungen dieser Art. Bürger und Organisationen können selbst in einem Planungsworkshop Ideen einbringen

Nenndorf. Kaum einer kann besser nachvollziehen, worauf es jungen Eltern ankommt und was die Herausforderungen des Alltags sind, als Katja Lieber. Sie ist selbst Mutter von zwei Kindern und hat einen ganz unverbrauchten Blick auf das Familienangebot in Rosengarten, weil sie erst kürzlich von Hamburg in die Gemeinde gezogen ist. Dass die Diplom-Sozialpädagogin nun maßgeblich das neue Bündnis für Familie in Rosengarten auf den Weg bringt, ist so etwas wie ein Glücksgriff für Verwaltung und Politik.

Bundesweit gibt es 670 Lokale Bündnisse für Familie, die das Familienministerium ins Leben gerufen hat. Sie sorgen für flexible Kinderbetreuungsangebote, bieten Hilfe für pflegende Angehörige, entwickeln neue und vernetzen bestehende Angebote, schließen Betreuungslücken, bündeln Informationen – kurz: Sie erleichtern Eltern den Alltag.

Bereits 2013 entschied sich der Rat in Rosengarten für ein solches Familienbündnis. „Es taten sich immer mehr Lücken auf. Sie zeigten, dass es an einem Ansprechpartner fehlte“, sagt Anette Fey von den Grünen und Vorsitzende des Jugend-, Sport- und Sozialausschusses. „Die Familien haben viele Fragen, wissen aber nicht, wo sie diese stellen können.“ Bürgermeister Dirk Seidler hatte jetzt ins Rathaus geladen, um die Aktivitäten rund um das geplante Familienbündnis vorzustellen.

Bislang hat sich Katja Lieber, die die Entwicklung des Bündnisses koordiniert, mit einer Bestandsanalyse beschäftigt. Sie hat untersucht, was den Familien in der Gemeinde wichtig ist, was sie brauchen, indem sie Institutionen, Initiativen und Bürger aus Wirtschaft, Verwaltung und Gesellschaft befragt hat. Auf Flyern, die in der Gemeinde ausliegen, können Bürger sich zu folgenden Fragen äußern: Was denken Sie zur Familienfreundlichkeit von Rosengarten? Was gefällt Ihnen in Rosengarten und was würden Sie gerne verändern? Wo sehen Sie Problemlagen, für die Lösungen gesucht werden? Klar ist, dass es den Einwohnern offenbar an einem Angebotsüberblick in der Gemeinde mangelt. Es fehlt an vermeintlich banalen Dingen wie etwa einer gut gepflegten Internetseite oder an einem Faltplan, der aufzeigt, wo sich beispielsweise die Spielplätze und die Skaterparks befinden.

Wer will, kann seine eigenen Ideen für das Familienbündnis auch am Freitag, 16. Januar, 15.30 bis 17 Uhr, in der ehemaligen Hauptschule, Auf dem Ast 2, in Nenndorf einbringen. Um noch mehr aus den Bürgern herauszukitzeln, woran es in der Familienfreundlichkeit hapert, geht Katja Lieber einen ungewöhnlichen Weg. Sie veranstaltet ein Mehrgenerationen-Theaterprojekt. Die nächsten Probetermine sind: Mittwoch, 14. Januar, und Donnerstag, 22. Januar, jeweils 19 Uhr. Wer mitmachen will, kann sich an Katja Lieber unter Telefon 04108/416442 wenden. In Theater-Sequenzen stellen die Laienspieler dar, wie der Familienalltag heute aussieht und in welchen Situationen sich Probleme auftun. Beispielsweise zeigen sie, was Eltern durchmachen, wenn sie auf dem Weg von Hamburg zur Kita in Rosengarten sind und im Stau feststecken. „In anderen Gemeinden gibt es eine Notbetreuung. In Rosengarten nicht“, sagt Lieber. Welche konkreten Projekte angeschoben werden, klärt sich im Planungsworkshop am 21. März, zu dem alle Bürger und Organisationen eingeladen sind und sich einbringen können. Am 14. Juni folgt dann die offizielle Gründung des Familienbündnisses.