Posten des Frauenkulturhauses wird an andere Stadtteilkultur-Träger vergeben. Selbst kleine Beträge freuen Empfänger

Harburg. Anlass zu Jubeln oder Grund zum Jammern? Die Harburger Institutionen der Stadtteilkultur erhalten ab sofort mehr Geld. Das ist erstmal gut, freuen sich alle, die man fragt. Insgesamt ist der Etat des Bezirks für Stadtteilkultur allerdings nicht gewachsen – und im Vergleich der Hamburger Bezirke bildet Harburg bei der Mittelvergabe durch die Kulturbehörde das deutliche Schlusslicht – selbst wenn man die Rechnung um einige Harburger Besonderheiten bereinigt.

184000 Euro hat der Bezirk Harburg für die Stadtteilkulturarbeit – ohne den Rieckhof – zur Verfügung. Das ist genauso viel wie 2014 und 2016 wird es auch nicht mehr sein. Dass die einzelnen Träger jetzt mehr Geld erhalten, liegt daran, dass es durch den Wegfall des Frauenkulturhauses weniger Träger gibt und der Bezirk gleichzeitig die Mittel für die Frauenkulturarbeit verteidigen konnte, statt sie an den großen städtischen Spartopf abzugeben. 68.000 Euro standen zur Umverteilung an und sind mittlerweile auch aufgeteilt. Davon sind nur noch 10.000 Euro explizit für Frauen- und Mädchenarbeit reserviert. „Die verbliebenen Einrichtungen haben alle Angebote in ihrem Programm, die sich schwerpunktmäßig an Frauen richten“, sagt Harburgs Sozialdezernent Holger Stuhlmann.

Für das insolvente Frauenkulturhaus hatte sich kein Nachfolge-Träger gefunden, der den Entscheidern geeignet schien. „Verwaltung und Politik kamen zu dem Ergebnis, dass sich die Bedarfe gewandelt haben und dieses Format aus den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts überholt sei“, heißt es in einer Presseerklärung des Bezirksamtes. Den Etat des Kulturhauses wollte man trotzdem in Harburg behalten: „Der Ansatz der Harburger Rahmenzuweisung Stadtteilkultur, aus der die Stadtteilkultureinrichtungen und Kulturprojekte bezuschusst werden, bildet im Vergleich mit der Ausstattung der anderen Bezirke das Schlusslicht. Daher war es schon seit Jahren kaum möglich, neue Initiativen oder innovative Impulse angemessen zu fördern“, schreibt die Pressestelle weiter.

In der Tat: mit 1,35 Millionen Euro hat der Bezirk Mitte einen etwa siebeneinhalb mal so hohen Stadtteilkultur-etat. Auch Altona und Nord liegen über der Millionenschwelle. Nicht im Harburger Etat eingerechnet ist der Rieckhof, der mit 375.000 Euro aus einem besonderen Fond für Stadtteilzentren und Bürgerhäuser finanziert wird. Aus diesem wird aber zum Beispiel auch das Bürgerhaus Wilhelmsburg im Bezirk Mitte bezahlt.

Dennoch erhält der Rieckhof auch ein Stück aus dem Frauenkulturkuchen. Mit den 6500 Euro will die Einrichtung gestiegene Personalkosten abfedern. „Das sieht, gemessen am Gesamtetat, zwar nicht nach viel aus, aber es ist die erste Zuweisungs-Erhöhung in 28 Jahren“, sagt Rieckhof-Geschäftsführer Jörn Hansen, „deshalb freut uns das natürlich immens. Es ändert allerdings nichts daran, dass wir unseren Etat auf Kante nähen. Das können wir mittlerweile auch gar nicht mehr anders.“

Einen wirklichen Sprung nach vorne macht die Geschichtswerkstatt Harburg. Sie erhält aus dem Frauenfonds 10.000 Euro. Damit kann sie aus einem kleinen Büro, das sie zur Untermiete in der Kulturwerkstatt hat, in eigene Räume umziehen, in denen die Historiker auch Ausstellungen und Kurse veranstalten und nicht zuletzt ihr derzeit auf mehrere Privathaushalte verteiltes Archiv unterbringen können. „Geplant ist, dass wir mit in die Fischhalle einziehen, wenn die renoviert ist", sagt Klaus Barnick von der Geschichtswerkstatt. „Sollte das Projekt allerdings platzen, werden wir woanders etwas finden.“

Die Kulturwerkstatt erhält ebenfalls aus den 68.000 Euro 7000 für den Mietausfall und weitere Kosten. Auch der Moorburger „elbdeich e.v.“ und die Heimfelder Kulturwerker von „Alles wird schön“ erhalten 7000 Euro jährlich für gestiegene Kosten, neue Projekte und mehr Veranstaltungen. Das Stadtteilarchiv Süderelbe wird mit 7500 Euro bedacht. 10.000 Euro werden für Frauenkultur- und 13.000 für Stadtteilkulturprojekte zurückgelegt, die abgerufen werden können, wenn die Projektplanung die Politik überzeugt.

Nicht nur im Vergleich mit anderen Bezirken steht Harburg mit seinen 155-000 Einwohnern übrigens arm da: Auch im Landkreis gibt es Städte mit deutlich höheren Kulturetats: Buchholz zum Beispiel gönnt seinen 39.000 Bürgern 738.000 Kultur-Euro, alleine 550.000 davon für die Empore.