Am Tag der Begegnung laden die Stadt Buchholz und das Bündnis für Flüchtlinge Neuankömmlinge zur Kaffeetafel ein

Buchholz. Ein fröhliches Durcheinander herrscht im Keller der Buchholzer Adventgemeinde an der Bremer Straße. Ein Jugendlicher und ein Erwachsener spielen Tischtennis im Vorraum, im Gruppenraum sitzen rund 50 Gäste erwartungsvoll an der Kaffeetafel. Ein kleiner Junge liegt mitten auf dem Teppich und schiebt gedankenversunken einen Eisenbahnwagen hin und her. Die Organisatoren begrüßen die Gäste: „Hallo, ich bin Achmed!“ Beim „Tag der Begegnung“ treffen alteingesessene Buchholzer auf die Neuankömmlinge aus den Krisengebieten der Welt.

Eine Gelegenheit für Vertreter der Stadt und des Bündnisses für Flüchtlinge, sich vorzustellen, Hilfe anzubieten und für ein bisschen Licht in der dunklen Jahreszeit zu sorgen. Bürgermeister Jan-Hendrik Röhse begrüßt die Anwesenden auf Englisch und Deutsch, für die Übersetzung auf Arabisch steht Kamal Chbarou bereit. „Ich bin froh, dass so viele Freiwillige ihre Zeit damit verbringen, die Flüchtlinge zu unterstützen“, sagt Röhse, weist aber auch darauf hin, dass die Stadt für das Asylverfahren nicht zuständig sei, „wir werden Sie aber auch dabei im Rahmen unserer Möglichkeiten unterstützen“, verspricht der Bürgermeister. Als Gastgeber des Nachmittags begrüßt auch Pastor Matthias Gansewendt die Flüchtlinge und betont: „Hier sind alle Religionen willkommen.“

Ute Schui-Eberhard, ehemals hauptamtliche Flüchtlingsbeauftragte und jetzt engagiert im Buchholzer Bündnis für Flüchtlinge, erläutert: „Wir wollen Ihnen den Einstieg leicht machen, aber wir tragen Ihnen auch nichts nach. Auch Sie müssen etwas beitragen, vor allem indem Sie Deutsch lernen.“ Die Kreisvolkshochschule stelle dazu für jeden 100 Unterrichtseinheiten in Deutsch bereit. Das sind aber nicht die einzigen Geschenke: Die Firma Kluth & Sohn aus Sprötze hat 1500 Euro gespendet, von denen für die Flüchtlinge Mützen und Schals, Deutsch-Lehrbücher und eine Sat-Anlage gekauft wurden, damit sie heimatliches Fernsehen empfangen können. „Anstatt wie sonst Kalender zu verschenken, spenden wir das Geld lieber. Wir halten es für sehr wichtig, dass die Menschen hier integriert werden“, so das Unternehmerpaar Heidi und Uwe Kluth. Stadt-Sprecher Heinrich Helms kündigt an, dass dies nur der Anfang sei und weitere Satellitenempfänger Deutsch-Bücher und warme Accessoires folgen sollen. Bei allem Engagement gibt es aber auch Defizite: „In den Unterkünften gibt es keine Gemeinschaftsräume. Unsere Angebote wie Spielenachmittag, Musik oder Kochen müssen daher über die Stadt verteilt stattfinden“, sagt Ute Schui-Eberhard. Es sei bedauerlich, dass es in den Containerunterkünften keine Gemeinschaftsräume gebe. Viele Ehrenamtliche seien zudem an der Grenze ihrer Möglichkeiten und Belastbarkeit angekommen.

Die drei Afrikaner Sidibe, Ibrahim und Mussa posieren gleich fröhlich mit den neuen Schals für Fotos. Auch die Kosovaren Burim Itas sowie die drei Brüder Fatmir, Musa und Besim Popovci freuen sich über die Zuwendung der Buchholzer. Als Mutmacher fungieren darüber hinaus Pierrot Ngomo aus Kamerun und der Libanese Kamal Chbarou. Ngomo, der jeden mit seinem charmanten Lächeln gleich für sich gewinnt, berichtet: „Ich kam vor 15 Jahren nach Deutschland und habe in Hamburg promoviert.“ Und Chbarou kam bereits 1986 nach Buchholz, „und sie war die erste Deutsche, die ich kennenlernte“, sagte er, an Ute Schui-Eberhard gewandt. „Ich habe seine Kinder aufwachsen, Abitur machen und studieren sehen“, erklärt sie.

Ngomo und Chbarou stehen aber auch für das, was in Buchholz gelebt wird: Ein großer Teil der Einwohner war selbst einmal neu hier und wurde freundlich aufgenommen. Da ist es selbstverständlich, diesen Geist auch weiterleben zu lassen – egal, ob sie „nur“ aus Schleswig-Holstein kommen oder aus dem fernen Afrika.

Das Bündnis für Flüchtlinge informiert über Angebote und Termine sowie Möglichkeiten sich zu engagieren unter www.buendnis-buchholz.de