In Harburg sinkt die Zahl zum Jahresende auf den niedrigsten Wert des Jahres. Noch sind 7215 Menschen ohne Job

Harburg. Nach einem guten Jahr auf dem Arbeitsmarkt 2014 soll die Zahl der Beschäftigten im Bezirk Harburg in diesem Jahr weiter steigen. „Wir halten es für möglich, dass die Zahl der Arbeitslosen 2015 sogar unter die Marke von 7000 sinken kann“, sagt Jürgen Knauff, der derzeit die Arbeitsagentur in Harburg führt. Im Dezember war die Zahl der Menschen ohne Job gegen den saisonüblichen Trend erneut zurückgegangen. Damit waren zum Jahresende noch 7215 Arbeitslose gemeldet, 58 weniger als noch im November. Die Quote sank im Vergleich zum November von 9,0 auf 8,9 Prozent. Schon seit dem Sommer gehen die Zahlen in Harburg zurück. Im Dezember ist nun der niedrigste Wert seit zwei Jahren erreicht. Knauff, der Leiter des Arbeitgeber-Services der Agentur in Elmshorn, vertritt noch bis Ende März Ines Rosowski.

Als Hintergrund für die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt sieht die Agentur die noch immer stabile Konjunktur. Knauff geht davon aus, dass auch in diesem Jahr die Nachfrage nach neuen Fachkräften anhält. Handwerk, Gastronomie, Logistik- und Sicherheitsfirmen sowie das Sozial- und Gesundheitswesen würden weiter Personal suchen. Auch die niedrigen Energiepreise sorgten dafür, dass die Bürger mehr Geld im Portemonnaie hätten und so mit ihren Einkäufen die Konjunktur ankurbeln könnten. In Harburg lag die Zahl der Arbeitslosen im vergangenen Dezember um 2,9 Prozent niedriger als zwölf Monate zuvor. Ein Erfolg. Denn insgesamt beträgt das Minus hamburgweit nur 1,5 Prozent und nur in Eimsbüttel und Bergedorf war der Rückgang stärker.

Inwieweit nun weitere Arbeitslose vermittelt werden können, hängt vor allem von deren Qualifikation ab. Denn immerhin haben 4306 der Arbeitslosen in Harburg keine abgeschlossene Berufsausbildung. Hier will die Arbeitsagentur nun gegensteuern und setzt für die gesamte Stadt neue Schwerpunkte.

So ist vorgesehen, Menschen zu fördern, die zwar schon länger in einem Beruf arbeiten, aber noch keinen Berufsabschluss haben. Daher wurden die Mittel für die Vorbereitung auf externe Prüfungen vor der Handels- und der Handwerkskammer für 2015 von 2,65 Millionen Euro im vergangenen Jahr auf 3,8 Millionen Euro aufgestockt. Wer mindestens sechs Jahre und damit doppelt so lange wie eine Ausbildung im Job ist, kann den Abschluss nachholen und dafür eine Förderung in Anspruch nehmen. Für die vier bis sechs Monate Vorbereitung übernimmt die Arbeitsagentur entweder das Arbeitslosengeld oder für Beschäftigte deren Lohnkosten. Mehr als 31 Millionen Euro und damit fünf Millionen Euro mehr als im Vorjahr stehen zudem für Hamburg für die Weiterbildung von Arbeitslosen bereit. „Die Programme werden aufgestockt, um möglichst viele Menschen, auch die Älteren, zu erreichen. Ein Berufsabschluss ist der entscheidende Schlüssel für einen neuen Job“, sagt Knauff.

Zudem sollen Kurse bei Bildungsträgern Langzeitarbeitslose wieder an einen Job heranführen. Allein 240 Plätze bei verschiedenen Maßnahmen sind dafür 2015 reserviert. „Diese Betreuungsangebote gab es im vergangenen Jahr gar nicht“, weiß Knauff. Dazu wurde die Betreuung von Menschen, denen die Langzeitarbeitslosigkeit droht, auf 620 Plätze ausgeweitet. Das bedeutet ebenfalls ein deutliches Plus zu 2014.

Noch offen ist für Knauff, wie sich der zum 1. Januar eingeführte Mindestlohn von 8,50 Euro auswirken wird. Experten hatten darauf verwiesen, dass durch den steigenden Stundenlohn Helferjobs gestrichen werden könnten. Allerdings geht der Harburger Interims-Agenturchef davon aus, dass in der Stadt derzeit zumeist schon höhere Stundenlöhne gezahlt werden. „Die Auswirkungen des Mindestlohns werden wir frühestens in drei Monaten beurteilen können.“