Günter „Cisco“ Berndt, Gründungsmitglied der Band Truck Stop, starb am Silvestertag in seinem Haus in Maschen

Maschen. Cisco Berndt, Urgestein der Deutschen Countrymusik, ist tot. Wie jetzt erst bekannt wurde, starb das Gründungsmitglied der Gruppe „Truck Stop“ bereits am 31. Dezember in seinem Haus in Maschen. Seine Tochter Andrea hatte ihn am Silvestertag besuchen wollen, sie fand ihren Vater leblos im Wohnzimmersessel sitzend. Ein herbeigerufener Notarzt konnte nur noch den Tod des 72-Jährigen feststellen.

Die Nachricht traf auch die Band völlig unerwartet. Auf der Truck-Stop-Homepage würdigten die Mitglieder ihren Kollegen mit herzergreifenden Worten: „Was für geile Zeiten das doch war'n! Cisco, wir werden dich nicht vergessen.“

Günter „Cisco“ Bernd war als Sänger und Gitarrist eines der Gründungsmitglieder, als sich die Countryband 1973 formierte. Ebenfalls mit dabei: Teddy Ibing, Lucius Reichling, Erich Doll, Rainer Bach und Eckart Hofmann. Zunächst setzten die sechs Truck Stopper auf englischsprachige Songs und spielten neben Country auch Rock and Roll und Bluesstücke. Immer wieder traten sie auch im „Musikladen“, der kultigsten Musikshow im Deutschen Fernsehen der 70er-Jahre auf. Hier lernten die Jungs auch die Moderatorin Uschi Nerke kennen, jahrzehntelang lebte Cisco mit ihr in direkter Nachbarschaft in Maschen. Auch Silvester wollte man gemeinsam feiern, wie die „Bild“ berichtete.

Mitte der 70er-Jahre entschied sich die Band zu einem Stilwechsel: Country Music, satter Sound – und deutsche Texte. Diese Kombination wurde zum Markenzeichen von Truck Stop und zum Erfolgsgarant. Ihre ersten Hit: „Ich möcht’ so gern Dave Dudley hör’n“ kennt jeder jenseits der 40, natürlich wurde er gesungen von Cisco Berndt. In den folgenden Jahren räumten Truck Stop mit Songs wie „Der wilde, wilde Westen“ und „Take it easy altes Haus“ immer wieder die Spitzenpositionen in den Hitparaden ab.

Fast wären sie mit diesem Titel ganz groß raus gekommen: 1979 verpassten Truck Stop beim Vorentscheid für den Eurovision Song Contest nur knapp den Sieg und landeten auf dem zweiten Platz. Und die Freunde des hanseatisch-herzlichen Hamburger Vorabendkrimis kennen natürlich die Titelmelodie des „Großstadtreviers“, auch dieser Song wird gesungen von der gefühlvoll-männlichen Stimme Cisco Berndts. Und so ganz nebenbei machten Truck Stop gemeinsam mit TV-Total-Moderator Stefan Raab den „Maschendrahtzaun“ zum Kulthit.

40 Jahre lang tourte Cisco Berndt mit seinen Mannen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. 2013 war dann für ihn das Jahr des Abschieds. Bei der Geburtstagsgala anlässlich des 40-jährigen Bestehens stand er das letzte Mal auf der Bühne, er fühlte sich nicht mehr fit genug. Auch der Tod seines Kollegen Lucius Reichling vor zwei Jahren nahm ihn mehr mit, als er zugeben wollte. Nach seinem Rückzug veröffentlichte er 2014 noch ein Soloalbum: „I've done it all Vol. 1“. Cisco sei der Cowboy der Gruppe gewesen, der auch privat mit Cowboyhut und allen Accessoires rumgelaufen sei, sagte Bandkollege Uwe Lost vor Kurzem. Und auch musikalisch gab es immer nur einen einzigen für ihn: Johnny Cash. Vielleicht wird er ihm nun im Countryhimmel wieder begegnen.