Anlaufstelle für Flüchtlinge musste während der Feiertage mangels Ehrenamtlicher geschlossen bleiben

Harburg. Mohamad Tatta hat englische Literatur studiert, bevor er vor dem syrischen Krieg nach Deutschland fliehen musste. Jetzt ist der junge Mann einer unter Tausenden syrischen Flüchtlingen, die in Harburg Zuflucht fanden. Tatta lebt in dem Flüchtlingscamp auf dem Schwarzenberg. „Alles, was wir dort oben tun können, ist schlafen und essen. Dieses Café ist der einzige Ort, wo wir hin können“, sagt der junge Mann. Mohamad Tatta ist Stammgast im Café Refugio im Gemeindehaus St. Johannis an der Bremer Straße 9.

Hier sei man zu ihm wie eine Familie. Tatta und seine Mitbewohner im Camp auf dem Schwarzenberg kommen her, so oft sie können, und so oft das Café geöffnet hat. Hier können sie das Lagerleben für ein paar Stunden vergessen. Hier sind sie Gäste, keine Flüchtlinge, also Bittsteller. In den Räumen der Gemeinde stehen Tische, ein Billard-Tisch, ein Kicker. Die jungen Leute trinken Tee oder Kaffee, unterhalten sich, und manchmal gibt es hier sogar etwas zu essen.

„Wenn wir Lebensmittel gespendet bekommen, dann kochen wir mit unseren Gästen, meistens syrische oder afghanische Gerichte. Die Hilfsbereitschaft unter den Harburgern ist sehr groß. Eine Bäckerei zum Beispiel versorgt uns regelmäßig mit Brot und Kuchen“, sagt Michael Schade. Gemeinsam mit seinem Helferkreis von etwa 50 Ehrenamtlichen betreibt Schade seit dem 19. November das Refugio Café. Eine Kasse gibt es in dem Café nicht, Getränke und Essen sind für die Flüchtlinge kostenlos. Sie hätten sowieso kein Geld, um sich einen Tee in einem Café zu leisten. Statt harter Währung gibt es hier Gespräche am Tresen, an den Tischen. Die Stimmung ist freundlich. Gäste und die Helfer hinter dem Tresen kennen sich. Es wird viel gelacht. Amtssprache ist meist englisch.

Die Idee, ein solches Café für Flüchtlinge zu eröffnen, habe er gehabt, als er in den Gemeinderäumen einzelnen Flüchtlingen Deutschunterricht gegeben habe. Die Gemeinde habe die Idee unterstützt, sagt Michael Schade. Sie stellt die Räume kostenlos zur Verfügung. Kurz nachdem Schade und seine Helfer das Café eröffneten, hatte sich das Refugio bereits unter den Flüchtlingen herumgesprochen. Der Laden brummt. Würde Schade sein Café kommerziell betreiben, wäre der Harburger wohl bald ein gemachter Mann. Kaum öffnet das Refugio am Nachmittag seine Türen, ist das kleine Café auch schon bis auf den letzten Platz besetzt. Der Laden brummt. An der Nachmittagen und einem Vormittag in der Woche öffnet das Refugio – der Bedarf ist weit größer. „50 Helfer, das hört sich im ersten Moment toll an. Trotzdem sind wir viel zu wenig Leute. Eigentlich müssten wir an jedem Tag in der Woche und an den Wochenenden öffnen. Und dafür brauchen wir weit mehr Helfer“, so Michael Schade. Er rechnet mit zehn Helfern pro Schicht. Eine Nachmittagsschicht fängt um 15 Uhr an und endet um 20 Uhr. Dann schließt das Refugio.

„Unsere Gäste kommen zum größten Teil aus dem Flüchtlingslager auf dem Schwarzenberg, aber auch aus der Schnackenburgallee. Daran sieht man deutlich, wie groß der Bedarf an solchen Einrichtungen wie unserer ist“ sagt Schade. Am Nebentisch lernen gerade Mohamad Tatta und einige andere junge Männer aus Syrien mit Tina Tarrach von der Technischen Universität Hamburg Harburg (TUHH) Deutsch. Sie lernen Vokabeln mit einem Memoryspiel auf dem Tisch. Für Mohamad und die anderen jungen Menschen aus dem Flüchtlingscamp ist das eine wichtige Abwechslung vom eintönigen Leben im Camp auf dem Schwarzenberg. Über die Weihnachtstage musste das Café schließen. Schade konnte keine Helfer finden, die an den Feiertagen Zeit hatten, Dienste zu übernehmen. Dabei haben Schade und sein Helferteam einige Ideen, um den Flüchtlingen weitere Angebote zu machen.

Michael Schade: „Wir würden sehr gerne eine Sportgruppe anbieten und einen bestimmten Nachmittag nur für Frauen öffnen.“ Aber um solche Angebote machen zu können, brauchen er und die übrigen Ehrenamtlichen weitere Helfer. Wer im Café Refugio helfen möchte, kann sich bei Michael Schade unter der Mobiltelefonummer 0157/72004918 oder per E-Mail melden: fschade416@aol.com