Gesicht des Kernortes wandelt sich. Selbst das seit Jahren brach liegende Hoyer-Gelände ist offenbar so gut wie verkauft

Neu Wulmstorf. In Neu Wulmstorf wird gebaut wie schon seit langem nicht mehr. An mehreren Ecken wälzen Baufahrzeuge in den nächsten Wochen und Monaten Erde um. Mehrere neue Gebäude mit Wohnungen und Geschäften, zum Teil in prominenter Lage, entstehen.

Erste Anzeichen, dass das brache Grundstück an der Ecke Bahnhofstraße 71, Kurt-Schumacher-Straße 2 bald Vergangenheit ist, gibt es bereits. Die HBI Hausbau-Immobiliengesellschaft mbH aus Nottensdorf hat die Fundamente der abgerissenen Gaststätte entfernen und den Bewuchs roden lassen. Wo einst die Gaststätte Schimmelreiter stand, baut die HBI eine Wohnanlage mit Ladenzeile auf dem rund 4300 Quadratmeter großen Grundstück. Ab März 2015 errichtet das Unternehmen fünf zusammenhängende Häuser in dreigeschossiger Bauweise plus Staffelgeschoss. In dem Gebäude entstehen 44 Wohnungen mit zwei bis drei Zimmern zwischen 60 und 100 Quadratmetern. Die Wohnungen erfüllen die hohen Kriterien eines KfW-Effizienzhauses 55.

Sieben Geschäfte ziehen in das Gebäude ein. Klar ist, dass darunter eine Bäckerei ist. Die Zufahrt zu mehr als 60 Stellplätzen erfolgt über die Kurt-Schumacher-Straße. Damit die Lichtkegel der Autos nicht in die Häuser und Gärten der Nachbarn fallen, errichtet die HBI einen zwei bis drei Meter hohen bepflanzten Schutzwall.

Bereits vor drei Jahren wurde das im Jahr 1905 erbaute Gasthaus „Schimmelreiter“ abgerissen, das als das zweitälteste Gebäude in der Gemeinde galt. Zu Beginn seiner Geschichte hieß das Gasthaus noch „Gasthof zum Bahnhof H.J. Lohmann“. Vor dem Abriss stand es mehr als zehn Jahre leer. Die Eigentümerin ließ das Gebäude verrotten und so wurde der „Schimmelreiter“ zum Schandfleck im Ort. Die HBI erwarb das Grundstück schließlich bei einer Zwangsversteigerung vor drei Jahren.

Die Firma war aber mit der Sanierung der Kattau-Mühle in Buxtehude und Bauprojekten in Hamburg so blockiert, dass sie erst jetzt dazu kam, sich um Neu Wulmstorf zu kümmern. „Ein spannendes Projekt“, sagt Sven Geertz, Diplom-Betriebswirt und geschäftsführender Gesellschafter der HBI zu dem Bau. Er beziffert das Investitionsvolumen auf insgesamt 12,5 Millionen Euro. Voraussichtlich im Juni 2016 ist der Bau fertig.

Auch die Lücke an der Liliencronstraße, Ecke Theodor-Heuss-Straße soll bald gefüllt werden. Der Rat der Gemeinde Neu Wulmstorf hat in seiner jüngsten Sitzung der Änderung des Bebauungsplans zugestimmt. Im alten Plan war an der Stelle eine Busendhaltestelle vorgesehen. Jetzt will die Planungsgemeinschaft Nord GmbH aus Rotenburg auf dem 1800 Quadratmeter großen Grundstück ein Gebäude mit maximal zehn Wohnungen errichten.

Auch weniger zahlungskräftige Mieter sollen sich die Wohnungen leisten können. „Günstige Wohnungen ist zumindest das, was bislang fehlt und in der Gemeinde nachgefragt wird“, sagte Jörg Schrickel, Stadtplaner bei der Planungsgemeinschaft Nord GmbH. Ein zweigeschossiger Bau mit Staffelgeschoss ist geplant. Schrickel rechnet damit, dass die Baugenehmigung bereits im Frühjahr erteilt werden kann.

Auch die Tage des brachen Hoyer-Grundstücks an der Bahnhofstraße neben dem Tjaden’s-Biomarkt sind gezählt. Ähnlich wie an der Kurt-Schumacher-Straße soll dort ein Wohn- und Geschäftskomplex mit einer unteren Ladenzeile entstehen. Sowohl die Gemeinde als auch die Sparkasse Harburg-Buxtehude, der das etwa 2000 Quadratmeter große Grundstück gehört, halten sich derzeit noch etwas bedeckt. Andreas Sommer, Pressesprecher der Sparkasse Harburg-Buxtehude, sagte nur soviel: „Es gibt konkrete Interessenten, mit denen wir uns einig sind.“ Jetzt geht es offenbar nur noch um baurechtliche Fragen.

Einst stand die Gaststätte Hoyer auf dem Gelände. Vor 15 Jahren wurde sie abgerissen. Derzeit nutzen Autofahrer das Gelände als Parkfläche. Fremde Rechte auf dem Grundstück machten es der Sparkasse Harburg-Buxtehude schwer, die Fläche zu vermarkten. „Die Nachbarn haben zum Beispiel ein Recht auf Parkplätze. Das schränkt die Planungen ein. Die Fläche ist also für einen Bau nicht so frei verfügbar, wie es auf den ersten Blick erscheint“, erläutert Jörg Schröder, Vertreter des Bürgermeisters Wolf Rosenzweig. Damit der Investor seine Vorstellungen für den Bau durchsetzen kann, muss offenbar der Bebauungsplan geändert werden. Die Politik wird sich also in den nächsten Wochen mit dem Vorhaben beschäftigen.