Widriges Wetter wirkt sich wenig auf die Weihnachtsmarktbilanz aus. Es wird nicht gejubelt, aber auch nicht gejammert

Harburg. Die Sonne strahlt vom eisblauen Himmel, unter den Füßen knirschen Eis und Harsch – so stellt man sich einen idealen Nachmittag für den Weihnachtsmarktbummel vor. Aber Weihnachten ist vorbei. Das Winterwetteretter kommt zu spät. Auf dem Harburger Rathausplatz bauen die Höker ihre Buden ab. Sie blicken auf eine Saison zurück, die hauptsächlich von einem geprägt war: Regen. Eine durchweg negative Bilanz wollen sie dennoch nicht ziehen.

Anne-Kathrin Rehberg schwingt den Besen. Als Event-Managerin des Marktveranstalters WAGS ist sie eigentlich die Chefin des Weihnachtsmarkts aber beim Auf- und Abbau ist sie sich auch zum Fegen nicht zu schade. „Das Wetter war schon beschämend“, sagt sie, „und natürlich hat sich das ausgewirkt, aber dass hier die positive Entwicklung der letzten Jahre weitergeht, ist doch ein gutes Zeichen.“

Unter dem Strich hätte das katastrophale Wetter diese Positiventwicklung lediglich verlangsamt und nicht völlig ausgebremst, sagt Rehberg: „Das neue Konzept setzt sich durch. Die Harburger kommen jetzt auch zum Ausgehen hierher. Da haben sich die längeren Öffnungszeiten der Gastronomiestände bewährt“.

Dadurch, dass die Weihnachtsmarktbuden nun nicht mehr schließen, wenn die Harburger Büros gerade erst Feierabend machen, habe der Markt so etwas wie eine Harburger After-Work-Kultur etabliert. „Die Leute verabredeten sich nach Feierabend noch mal spontan auf einen Glühwein und kamen zusammen“, sagt Rehberg. „Darunter waren aber nicht nur Büroangestellte, sondern ich habe auch viele Studenten von der TU hier gesehen. Das ist eine Idee, die ich mit in die Planung für den Weihnachtsmarkt 2015 nehmen werde, dass wir hier einen Studententag einführen werden, in enger Zusammenarbeit mit der Hochschule.“

Von der Ausgehlaune hätten viele Gastronomiebetriebe des Marktes profitiert, aber nicht alle. „Da gibt es viele Faktoren, warum das eine läuft, aber das andere nicht, das ist auch standortabhängig. Was man für Harburg allerdings sicher sagen kann, ist dieses: Die Harburger sehen gerne immer wieder die selben Gesichter hinter den Ständen. Wer das gewährleisten kann und etwas Geduld hat, kommt in Harburg auch bei jedem Wetter zurecht“, sagt Eventmanagerin Rehberg. „Das sieht man besonders an dem zentralen Glühweinstand. Der ist seit Jahren mit den selben Leuten hier und platzt mittlerweile abends aus allen Nähten.“

Die Idee, das Kunsthandwerk auf den Markt zurückzuholen, geht auf

Neben den abendlichen Pistengängern seien Kinder ein wichtiges Publikum des Harburger Weihnachtsmarkts. „Ich kann mir gar keinen Weihnachtsmarkt ohne Kinder vorstellen“, sagt Rehberg. „Wir sind in Harburg einer er wenigen Hamburger Weihnachtsmärkte, die noch ein gut besuchtes Karussell auf dem Platz haben.“

Besonders stolz ist Anne-Kathrin Rehberg darauf, dass die Idee, das Kunsthandwerk zurück auf den Weihnachtsmarkt zu holen, aufgeht. „Zwei Künstlerinnen von den Aktionsständen wollen nächstes Jahr sogar eigene Buden aufstellen und damit die ganze Zeit vertreten sein, anstatt sich nur einige Tage auf der Aktionsfläche zu präsentieren“, sagt sie.

Seit fünf Jahren haben Anne-Kathrin Rehberg und die WAGS es sich zum Ziel gesetzt, den Harburger Weihnachtsmarkt vom hässlichen Entlein zum schönen Schwan zu entwickeln. Diese Aufgabe hielten viele einst für unlösbar. „Als ich hier anfing, war der Weihnachtsmarkt eine deprimierende Veranstaltung“, sagt Rehberg. „Das kann jetzt wirklich keiner mehr behaupten – selbst wenn es wochenlang regnet.“