Wohnungsbau, Verkehr, Infrastruktur – Hamburgs Süden steht im kommenden Jahr einmal mehr vor großen Herausforderungen. Lutz Kastendieck und Rachel Wahba haben prominente Harburger zu ihren Hoffnungen, Wünschen und Visionen für den Bezirk befragt

Werner Pfeifer, Binnenhafenbarde und Polizeireporter beim NDR: „Ich wünsche mir, dass das ,Wir-Gefühl’ im Binnenhafen weiter wächst. Gerade wegen und mit den neuen Bewohnern vom Flüchtlingsschiff. Gemeinsam können wir es schaffen, diesen Menschen zu helfen und sie zu integrieren. Dabei können wir alle nur gewinnen. Die Krönung wäre Ende 2015 ein gemeinsames Fest in der dann hoffentlich und endlich renovierten Fischhalle.“

Thomas Völsch, Leiter des Bezirksamtes: „Wohnungsbau und Verkehr bleiben wichtige Themen für den Bezirk Harburg. Ganz oben auf der Agenda muss aber auch die Entwicklung der Harburger City stehen. Für die Lüneburger Straße wünsche ich mir endlich sichtbare Erfolge bei Neuvermietungen. Eine große Aufgabe wird auch weiter das Thema Integration und Unterbringung von Flüchtlingen sein. Da bleibt noch viel zu tun. Persönlich wünsche ich mir, in bestimmten Situationen gelassen zu bleiben und vielleicht etwas mehr Muße, um das eine oder andere ungelesene Buch endlich in die Hand zu nehmen und zu lesen.“

Henry C. Brinker, Geschäftsführer „Speicher am Kaufhauskanal“: „Meine Wunschzeile für 2015: Harburger kulturverrückt – Speicher-Programm ausverkauft! Die Entwicklung des Channel Hamburg im Gebiet des Binnenhafens ist eine Herausforderung für ein Vier-Säulen-Modell aus Wirtschaft, Wissenschaft, Wohnen und Kultur. Nur wenn alle Bereiche ausbalanciert vorangetrieben werden, wird der Sprung über die Elbe klappen. Der Anschluss an die bürgerlich geprägte Hamburger Stadtentwicklung kann nicht lediglich politisch verordnet werden, sondern muss mit der Eigendynamik der Beteiligten vor Ort ausgestaltet werden.

Sabine Boeddinghaus, Fraktionschefin Linke: „Ich wünsche Harburg eine Politik, die frei von Arroganz, Machtdünkel und Schuldenbremsen-Rhetorik ist. Eine Politik, die die Bedürfnisse der Menschen ernst nimmt und sie in den Mittelpunkt ihres Handelns stellt. Eine Politik, die in die Menschen investiert und nicht in Prestigeobjekte und damit notwendige Rahmenbedingungen dafür schafft, dass Neid- und Abgrenzungsdebatten der Nährboden entzogen wird. Außerdem wünsche ich, dass die bereits gelebte Solidarität für Flüchtlinge und der interkulturelle Austausch in Harburg noch viele Weitere anstecken.“

Harald Krüger, Geschäftsführer DRK-Kreisverband und CDU-Bürgerschaftsabgeordneter: „Harburg soll endlich in Hamburg ankommen. Ich wünsche mir, dass die Stadt endlich annimmt, dass sie einen wunderschönen Süden hat. Wir Harburger brauchen keine Lippenbekenntnisse aus dem Norden, sondern eine Wertschätzung. Ich wünsche mir auch, dass die Harburger erkennen, dass viele dieser Flüchtlinge, die zu uns kommen, für unseren Bezirk eine echte Bereicherung sind. Persönlich würde ich mir wünschen, dass ich auch nach der Wahl im Februar als Abgeordneter etwas für Harburg tun könnte.“

Melanie-Gitte Lansmann, Citymanagerin: „Für Harburg wünsche ich mir noch mehr Mut, das Potenzial des Hamburger Südens weiter auszuschöpfen, um dem positiven Aufwärtstrend Nachhaltigkeit zu verleihen. Persönlich wünsche ich für meine Familie Gesundheit und gemeinsame Zeit füreinander. “

Ralf-Dieter Fischer, CDU-Fraktionschef: „Ich würde mir wünschen, dass nach der Bürgerschaftswahl im Februar ein neuer Senat seine Arroganz und seine Hochmütigkeit gegenüber dem Bezirk Harburg ablegt. Mein Wunsch ist auch, dass die Dinge, die die Große Koalition jetzt angeschoben hat und noch auf den Weg bringen wird, vernünftig vorangebracht werden können. Dazu zählt die Entwicklung im Wohnungsbau und im Binnenhafen. Außerdem braucht der Bezirk endlich erkennbare Schritte zu einer Lösung der besonderen Verkehrsprobleme, bedingt durch die Hafenhinterlandverkehre. Mein größter persönlicher Wunsch ist natürlich, dass die ganze Familie Fischer gesund bleibt.“

Jürgen Heimath, SPD-Fraktionschef: „Ich wünsche mir, dass sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt entspannt. Dafür müssen sich natürlich auch die Rahmenbedingungen verbessern. In Sachen Unterbringung der Flüchtlinge wünsche ich mir, dass es uns im nächsten Jahr gelingen wird, die Qualität der Unterbringung zu steigern. Es reicht nicht, wenn wir den Menschen ein Dach über dem Kopf anbieten können. Wir müssen mehr für sie tun. Ganz oben auf meiner persönlichen Wunschliste steht natürlich Gesundheit für die Familie.“

Heiko Hornbacher, Gastronom: „Mein größtes Anliegen für den Bezirk Harburg wäre es, dass sich alle Bezirksabgeordneten, egal welcher politischer Couleur, gemeinsam für ihren Bezirk einsetzen und in Hamburg stark machen. Das betrifft die Kultur in Harburg genauso wie alle anderen Themen, die uns hier beschäftigen. Persönlich wünsche ich mir Gesundheit und Zufriedenheit.“

Gorch von Blomberg, Kulturwerkstatt: „Ich wünsche mir, dass man in Harburg nicht vergisst, sich als Hamburger zu fühlen und stark aufzutreten. Und dass die Harburger zeigen, wie gut sie Integration können, auf ihren langjährigen Erfahrungen beruhend. Außerdem wünsche ich mir, dass beim Harburger Binnenhafenfest 2015 mit seinen Veränderungen und dem Motto ,Offenes Harburg‘ dieses Wir-Gefühl zum Ausdruck kommt, in dem sich viele Organisationen und Vereine beteiligen und sich auf dem neuen Info-Marktplatz präsentieren.“

Kay Wolkau, Fraktionschef der Neuen Liberalen: „STADTRad-Stationen jetzt überall im Bezirk Harburg, auch in Süderelbe – das wäre eine Schlagzeile, die ich sehr gern lesen würde. Oder: Lüneburger Straße und Schloßmühlendamm sind zu beliebten Prachtmeilen für Einkaufsbummel, Kneipenszene und Kultur geworden! Oder: Harburg und sein Binnenhafen sind wegweisend für Wohnungsbau, hochwertige Architektur und Lebensqualität. Ansonsten möchte ich auch 2015 meinen politischen Beitrag leisten dazu, dass all diese Wünsche später einmal wahr werden.“

Manfred Schulz, Vorsitzender der Harburger Bezirksversammlung: „Ich wünsche mir, dass Harburg mit dem Flüchtlingsproblem gut umgeht und der Aufschwung im Binnenhafen trotzdem nicht ins Stocken gerät. Die Lüneburger Straße muss dringend aufgewertet werden. Vielleicht sind Wohnen, Studenten, ältere Menschen und Gastronomie sowie kleine, inhabergeführte Geschäfte der Schlüssel zum Erfolg. Um das Image für Harburg und Süderelbe zu verbessern, wäre es auch wichtig, die Neubaugebiete Elbmosaik und Fischbeker Heidbrook optimal zu planen und zu vermarkten. Und meiner Frau Brigitta wünsche ich, dass ihr der Wiedereinzug in die Bürgerschaft gelingt.“

Ulf Bischoff, Fraktionschef der AfD: „Schön wäre eine konstruktive Lösung unseres langjährigen Leerstandsdesasters im Harburg Center. Wünschenswert wäre auch eine bessere Instandhaltung unserer arg mitgenommenen Straßen. Und der Senat sollte seine Versprechen einhalten und befristete Notunterkünfte wie zugesagt termingerecht auch wieder auflösen. Am Herzen liegt mir auch, dass alle Harburger gesund durchs neue Jahr kommen, das eigene Leben selbstbestimmt gestalten und ihr Einkommen durch eigene Arbeit erwirtschaften können. Und solch fürchterliche Geschehnisse wie das Schicksal der kleinen Yagmur dürfen sich niemals wiederholen.“

Melanie Wittka, Geschäftsführerin der Harburg Arcaden: „Fürs neue Jahr wünsche ich mir ein friedvolles und respektvolles Miteinander für Harburg. Dazu gehört auch, das Eigentum anderer zu schätzen und nicht zu zerstören. Die begonnene Aufwertung der Fußgängerzone sollte fortgesetzt werden. Dafür wünsche ich den Grundeigentümern unter der Leitung des BID Lü und dem Citymanagement weiterhin ein glückliches Händchen und genügend Unterstützer bei der Umsetzung. Und ich lade alle ein, die Harburger City neu zu entdecken und durch den Einkauf vor Ort die Einzelhändler zu unterstützen.“

Thomas Krause , Geschäftsführer des Phoenix Centers: „In der Hauptausgabe des Abendblatts endlich einmal die Schlagzeile ,Harburg – die Perle im Süden’ lesen, das wär’s! Denn mit Katastrophen, Raub und Mord war unser Bezirk leider oft genug in den Schlagzeilen. Viel mehr sollten nun die Stärken, die schönen Seiten und vor allen Dingen die Potenziale des Hamburger Südens hervorgehoben werden. Außerdem wünsche ich mir natürlich einen weiterhin so reibungslosen Ablauf unserer Erweiterungsbaustelle im Phoenix Center, so, wie das in den zurückliegenden drei Monaten bereits geklappt hat.“

F. Peter Jungehülsing, Kulturmäzen und Geschäftsführer des Bestatters Albers: „Die Harburger Politik sollte Wege finden, um die Flüchtlingsunterbringung zu dezentralisieren – und sie sollte dabei mehr Gehör beim Hamburger Senat finden. Das Flüchtlingsschiff konterkariert die positive Entwicklung des Binnenhafens. Da gibt es sicher bessere Lösungen. Außerdem hoffe ich, dass ein neuer Anlauf für den bislang zu kurz geratenen Sprung über die Elbe gelingt. Und dass endlich der große Wurf für die Aufwertung des Sands gelingt. Mit dem Pfund Wochenmarkt muss Harburg einfach viel mehr wuchern.“

Jochen Winand, scheidender Geschäftsführer der Süderelbe AG: „Meine Lieblingsschlagzeile für 2015 wäre: Harburg startet durch! Weil zehn große städtebauliche Projekte auf einen Schlag den Anspruch als Oberzentrum untermauern. Dazu nötig wäre allerdings die Verkaufsbereitschaft seit langem zögernder Eigentümer und die zügige Unterstützung öffentlicher Stellen in der Projektbegleitung. Moderne, nachhaltige und attraktive Konzepte gibt es und neue Investoren stehen ebenso bereit wie die Harburger Verwaltung. Also: Ab in die Startlöcher und los!“

Garabed Antranikian, Prasident der Technischen Universität Hamburg-Harburg: „Sowohl von der Begutachtung des Wissenschaftsrates, als auch von der Bürgerschaftswahl erwarten wir uns positive Auswirkungen und langfristige Perspektiven für den Wissenschaftsstandort Harburg. Gemeinsam mit dem Bezirk möchten wir Impulse setzen und eine Mitmachkultur etablieren, wie wir sie in der TUHH schon leben. Wir werden mit der Uni weiter an der guten Entwicklung Harburgs und Hamburgs mitwirken, die Gründerszene vor Ort weiter beleben und ein beliebter Anlaufpunkt bleiben für den Ingenieurnachwuchs.“

Jürgen Marek, Fraktionsvize der Grünen: „Für 2015 erhoffe ich mir eine echte Willkommenskultur für Flüchtlinge und Zuwanderer, die nicht bei Fragen der Versorgung und Unterbringung endet. Und dann sollte über Mitbestimmung nicht nur geredet, sondern parteiübergreifend ein gemeinsamen Konzept entwickelt werden, wie eine stärkere Bürgerbeteiligung umgesetzt werden kann. Die Harburger sollten sich stärker wahrgenommen fühlen.“

Heiko Langanke, Initiative Suedkultur: „Ich wünsche mir: Dass 2015 wirklich mal zwölf Monate und mindestens 365 Tage mit 24 Stunden haben möge. Dass ich es zum Hamburg-Konzert des fabulös-ominösen Pianisten Lambert am 22. Januar in die Kammeroper schaffe. Dass ich zehn Jahre Stellwerk und den Geburtstag des Speichers am Kaufhauskanal erleben werde. Und dass Humor, Gelassenheit und Freude als Pflichtfächer auch für Erwachsene endlich eingeführt werden.“