Als die Bühnenfigur Herr Holm im Jahr 1991 ihren Feldzug gegen den Sittenverfall begann, hatte der Polizeiobermeister schon seine Mühe mit Wählscheibentelefonen und automatisierten Wachtresen.

Harburg. Heute, ein Vierteljahrhundert später, wo das Internet, Drohnen und Trojaner die Fahndung nach Verbrechern bestimmen, fällt der ordnungsliebende Beamte nur noch mehr in Verdruss. Schlimm genug, dass er seine grüne Uniform in eine blaue tauschen musste. Aber sonst hätte Herr Holm nur noch Streifendienst in Hagenbecks Tierpark schiebe dürfen.

In seinen aktuellen Bühnenprogramm „Alle Achtung!“ echauffiert sich Kabarettist Dirk Bielefeldt in Figur des aufrechten Polizisten Herr Holm über den digitalen Fortschritt. Und wenn der anarchische Spießer in Uniform dem Unübersichtlichen doch noch irgendwie ein bisschen Ordnung abringt, wird dem Publikum bewusst, das bewähre Polizeiarbeit nach wie vor unverzichtbar ist: Denn ein Gummiknüppel wirkt nur analog, und Kriminelle wollen echtes Geld. Für die Aufführung zu Silvester im Harburger Theater gibt es noch Restkarten.

St. Pauli ist keine Spielkonsole – wenn Herr Holm solche Weisheiten unter das Volk bringt, dämmert es einem, dass sein Alter Ego Dirk Bielefeldt Philosophie studiert hat. Und so geht auch Herr Holm tiefsinnigen Fragen hinterher. Etwa, was den Menschen vom Tier unterscheidet. Orang-Utans, sagt der Bulle dann, würden niemals solche Hemden anziehen wie die Menschen vor ihm im Publikum.

Herr Holm: „Alle Achtung! Das Polizeistudio live“, Mittwoch, 31. Dezember, 19 Uhr, Harburger Theater, Museumsplatz 2, Kartentelefon: 040/428 713 604, 36 bis 51 Euro.