Der Musikclub „Stellwerk“ feiert in zwei Nächten sein dreijähriges Bestehen – und bleibt Harburg wohl doch erhalten

Harburg. Das dreijährige Bestehen des „Stellwerks“ feiern die drei Techno-Partyveranstalter des Musikclubs im Harburger Bahnhof, Elektrogeflüster, Kollektiv Enigma und Klang Gut Süd, erstmals gemeinsam. Nach der Techno-Edition am Freitag, 26. Dezember, tun sich eine Nacht später auch die beiden Drum&Bass-Partyveranstalter, We love dirty Bass und Drop the Beats, zusammen und feiern, bis der Hahn kräht. Zur Feier nach dem Fest hat das „Stellwerk“ am Sonnabend, 27. Dezember, noch den Rapper Absztrakkt eingeladen: drei Subkulturen an zwei Tagen unter einem Dach also.

Und als wenn die Riesen-Party nicht schon genug wäre, wird das „Stellwerk“ zur nachweihnachtlichen Bescherung eine gute Nachricht für Harburgs Kulturlandschaft drauflegen: Ein neu strukturiertes Clubteam wird voraussichtlich am Sonnabend, 27. Dezember, bekannt geben, dass das „Stellwerk“ zum Jahresende doch nicht schließen wird. Der wegen eines Nachbarschaftsstreits mit der Bahnpolizei in seinen Möglichkeiten stark eingeschränkte Musikclub hatte im Oktober noch sein Aus mehr als angedeutet und tituliert dementsprechend in diesem Tenor die Riesenparty nach Weihnachten auf den Veranstaltungsplakaten als „Trauerfeier“.

Das hört sich mittlerweile anders an. „Wir sitzen nicht da und trauern. Wir haben noch nicht aufgegeben“, sagt „Stellwerk“-Mitbegründer Nandor Olah. Näheres folge in einer Pressemitteilung am Wochenende.

Die Techno-Partyveranstalter freut das. „Wir möchten im Stellwerk bleiben. Wir stünden vor einem Riesen-Fragezeichen, ginge es nicht weiter“, erklärt Fred Stadtmensch, welchen Stellenwert der Musikclub in Harburg für die Techno-Subkultur in Hamburg hat. Der 27 Jahre alte Veranstaltungskaufmann ist seit knapp drei Jahren mit seiner Partyreihe „Enigma“ im „Stellwerk“ beheimatet.

Harburg als Techno-Standort ist offenbar in der Entwicklung: Während Timo Fiebag vor drei Jahren etwa 80 Gäste bei seiner Partyreihe „Klang Gut Süd“ begrüßen konnte, sind es heute regelmäßig 150 Besucher, die zu treibendem Progressive Trance tanzen. Der 34 Jahre alte Musikproduzent legt in mehreren Hamburger Clubs auf. Das „Stellwerk“ sei aber seine Homebase.

Gerade in Sachen Techno und Minimal habe Harburg noch viel Potenzial, eine Szene zu bilden, sagt auch Federico Tenedini: „Wir möchten bei dem Prozess aktiv mitwirken und denken, dass das Stellwerk der optimale Platz dafür ist.“ Federico Tenedini, den alle nur „Fede“ nennen, veranstaltet im „Stellwerk“ die Partyreihe „Elektrogeflüster“.

Erstmals werden die drei Techno-Veranstalter am 26. Dezember im „Stellwerk“ gemeinsam eine Party feiern. Das erfordert Assimilationsfähigkeiten bei den Musikern: Timo Fiebag und seine DJs werden das gewohnte Tempo etwas drosseln und die Beats per minute, die Tempomaßeinheit bei Techno-Musik, herunterschrauben. Sonst passe das mit dem Dark Techno von Enigma nicht zusammen, erklärt Timo Fiebag.

Die verschiedenen Partyreihen stehen auch für verschiedene Deko-Stile: Während Klang Gut Süd analog für Atmosphäre sorgt, auf Schwarzlicht und Neonbilder setzt, arbeiten die Enigma-Raumgestalter digital mit geometrischen Formen und dreidimensionalen Objekten.

Wie die Techno-Kollegen gehen auch die beiden Drum&Bass-Veranstalter für eine Nacht zusammen. Während „We love dirty Bass“ für Dubstep steht, wird bei „Drop the Beats“ zu dem Jungle-Sound der 1990er-Jahre auch schon mal gerappt.

„Geist ist geil“, verkündet Rapper Absztrakkt und reimt Sozialkritisches und Religiöses. Mit dem Konzert des Lüdenscheiders am 27. Dezember macht sich das HipHop liebende „Stellwerk“-Team selbst ein Geschenk. Das hat es sich mehr als verdient.

3 Jahre Stellwerk: Techno-Edition, Freitag, 26. Dezember, 23 Uhr, 7 Euro;

Drum&Bass-Edition: Sonnabend, 27. Dezember, 23 Uhr, 7 Euro;

Absztrakkt (HipHop live), Sonnabend, 27. Dezember, Einlass: 20.15 Uhr, 13,99 Euro