Bürger ärgern sich über angekündigte Gebührenerhöhung für den Friedhof. Seit Jahren hapert es an der Pflege

Klecken. Braunes Gestrüpp ragt hinter dem Familiengrab von Sybille Witt in die Höhe. Brennessel und Brombeeren konnten hier ungehindert wachsen. Zudem wuchert auf den Wegen das Unkraut. Abschnittsweise ist der gesamte Weg vom Grün überzogen. Weg und Rasen auf dem Friedhof in Klecken sind kaum zu unterscheiden. Und so gibt die Grabstelle nicht nur bei Regen ein trauriges Bild ab. Seit Jahren gibt es Kritik wegen mangelhafter Pflege der Friedhofsanlage. Entrüstet reagieren deshalb jetzt Bürger auf die Ankündigung, dass Gräber in Klecken demnächst doppelt so teuer sein sollen.

„Ich bin verpflichtet, das Grab in Ordnung zu halten. Dem komme ich gerne nach. Aber die Gemeinde hat ebenso für eine würdevolle Optik zu sorgen“, sagt Sybille Witt. „Die Gemeinde verlangt etwas von den Nutzern, was sie selbst nicht leistet“, sagt auch ihr Mann Hajo Witt, 70.

Schon im vergangenen Jahr beschwerte sich die 64-Jährige mit einem fast zweiseitigen Schreiben bei der Gemeindeverwaltung über den Zustand des Friedhofs. „Ich halte die Friedhofspflegearbeiten für nicht hinnehmbar“, schrieb sie. Sie bemängelte, dass Brombeer- und andere stachelige Wildranken über den Grabstein wuchsen, dass Büsche und Sträucher nur einmal mit einer Heckenschere zurückgeschnitten würden und der Weg zu ihrer Familiengrabstelle sowie zum Abfallplatz glitschig und rutschig sei und eine Gefahr bedeute. „Bei Beerdigungen stehen 50 Mann im Matsch“, sagt Hajo Witt.

Der damalige Bürgermeister Dietmar Stadie reagierte auf das Schreiben und ordnete einen Rückschnitt der Pflanzen hinter der Grabstelle an und lies Split auf dem Weg vor der Grabreihe streuen. Sybille Witt freute sich über die schnelle Reaktion von Dietmar Stadie. „Ich fühlte mich als Bürgerin wahrgenommen“, sagt sie. Aber nachhaltig sei das Ganze nicht gewesen. „Das Problem wurde nicht an der Wurzel gepackt.“

Nachhaltig war es schon allein deshalb nicht, weil die Feuerwehr ausrücken musste. Da der Friedhof Klecken im Trinkwasserschutzgebiet liegt, darf die Gemeinde Rosengarten nicht mit der Chemiekeule gegen den Wildwuchs vorgehen. Man hatte versucht, das Unkraut per Abflammen zu vernichten. Das ist dann offenbar in einem derartigen Umfang geschehen, dass ganze Hecken und Friedhofsbeete abgebrannt sind und letztlich die Feuerwehr das Feuer löschen musste. „Die Wirkung wurde unterschätzt“, sagte Rainer Alka, Vertreter des Bürgermeisters. „Wo Menschen handeln, kann auch mal etwas passieren.“

Passieren muss jetzt auch wieder etwas, findet Sybille Witt, aber im anderen Sinne. Die Einwohnerin ärgert sich, dass jetzt auch noch die Friedhofsgebühren in Nenndorf und Klecken deutlich steigen sollen – und das, obwohl der Friedhof so nachlässig gepflegt werde. Auch Kleckens Ortsbürgermeister Jürgen Grützmacher fordert: „Die Bürger müssen für ihre Gebühren auch einen Gegenwert bekommen.“

Grund für die Gebührenerhöhung ist eine Anordnung des Rechnungsprüfungsamtes. Die Gebühren haben sich seit den 90er Jahren nicht geändert. Eine Gebührenkalkulation, in die etwa Personalkosten und die Betriebskosten für Friedhofskapellen einfließen, blieb aus. Nach dem kommunalen Abgabengesetz ist eine Gemeinde aber verpflichtet, sie anzupassen. „Das wurde, aus welchen Gründen auch immer, nicht gemacht“, sagt Rainer Alka. Das Rechnungsprüfungsamt hat die Gemeinde jetzt dazu verdonnert, endlich die Gebühren anzupassen.

Ein externes Beratungsunternehmen hat sich dann mit der Überarbeitung der Friedhofssatzung auseinandergesetzt. Das Ergebnis: Die Friedhofsnutzer müssen das Doppelte als bisher zahlen. Beispielsweise zahlen die Angehörigen für eine Erdbestattung eines Rasenreihengrabs statt 675 Euro dann 1289 Euro. Für ein Rasenreihendoppelgrab sind statt 1350 Euro 2500 Euro fällig. Eine zu hohe Steigerung, fand die Politik.

Auf Wunsch der Fraktionen in der Gemeinde sucht die Firma jetzt nach Möglichkeiten, die Gebührensätze noch etwas abzufedern. Denkbar ist etwa, die parkähnliche Bedeutung des Friedhofs in die Kalkulation einfließen zu lassen. Vom Friedhof als Park profitierten alle Bürger, so Alka. Daher könnte ein Teil der Kosten auf die Allgemeinheit umgelegt werden und nicht ausschließlich nur auf die Friedhofsnutzer. Fragt sich nur, ob dieser Friedhof die Bezeichnung Park verdient hat.