Heute letzte Chance, die „Transit“ noch 2014 zum Kanalplatz zu bringen. Kulturschaffende versprechen Brückenschlag

Harburg. Der Zeitplan ist ab vergangenen Freitag mächtig aus dem Ruder gelaufen. Das von Rotterdam auf einem Ponton nach Hamburg geschleppte Flüchtlings-Wohnschiff „Transit“ liegt auch heute früh noch im Kuhwerder Hafen am Grevenhofkai, bei den Schuppen 70 und 69. Ob es bei Hochwasser gegen Mittag an seinen künftigen Liegeplatz im Harburger Binnenhafen verholt werden kann, steht noch nicht fest. Fest steht allerdings, dass, wenn es heute nicht verholt werden kann, es in diesem Jahr keine Möglichkeit mehr gibt, die „Transit“ nach Harburg zu schaffen.

Die Hafenverwaltung Hamburg Port Authority (HPA) hat zur Auflage gemacht, dass das 224 Wohnplätze zählende Schiff nur bei Tageslicht und bei Hochwasser die Harburger Hafenschleuse passieren darf. Hochwasser bei Tageslicht gibt es nur noch heute oder erst im neuen Jahr wieder. Der ursprüngliche Plan, das Schiff bereits am Freitag, Sonnabend oder Sonntag nach Harburg zu schleppen, scheiterte aus unterschiedlichen Gründen. Nach der Ankunft am Freitagmorgen musste zunächst der Hochsee-Schwimmponton unter dem Schiff abgesenkt und herausgezogen werden. Das dauerte bis zum Nachmittag. Dann wurde es dunkel. Am Sonnabend herrschte Unwetter mit Sturm über Hamburg und machte den Transport unmöglich. Am Sonntag herrschte geringer Wind, der dem 110 Meter langen und 14 Meter hohen ehemaligem Hotelschiff bei der Schlepperfahrt wenig ausgemacht hätte. Aber nach Angaben des zuständigen Agenten stand am Sonntag keine Schlepperkapazität zur Verfügung. So bleibt nur noch der heutige Montag zum Verholen oder das Abwarten bis zum neuen Jahr.

Fest steht indes schon jetzt: Die zukünftigen Bewohner sollen mit offenen Armen empfangen werden. So wollen die Initiatoren des Speichers am Kaufhauskanal (www-speicher-am-kaufhauskanal.com) einen umfassenden Beitrag zur Willkommenskultur leisten. Eigentümer Rolf Lengemann und Geschäftsführer Henry C. Brinker haben ein Maßnahmenpaket zusammengestellt, das sowohl konkrete Hilfsmaßnahmen beinhaltet als auch weiterführende Betreuungsaktivitäten vorsieht.

„Gastfreundschaft gehört zu den in allen Kulturen gleichermaßen verankerten Grundwerten menschlichen Zusammenlebens. Gerade Repräsentanten von Kunst und Kultur haben hier eine besondere Verantwortung“, so Henry C. Brinker. Besonders wolle man sich um Familien mit Kindern kümmern. Von der Stiftung Kinderjahre mit der Vorstandsvorsitzenden Hannelore Lay wurde die Zusage eingeholt, neuwertige Kleidung bereitzustellen. Im Charity-Outlet der Stiftung können sich die Flüchtlinge Kleidungsstücke aussuchen. Speicher-Eigentümer Rolf Lengemann finanziert als private Spende den Bustransport.

Während der am 30. Mai 2015 beginnenden Eröffnungssaison im Speicher am Kaufhauskanal sind spezielle Angebote für die Flüchtlingsfamilien geplant. Dazu gehören Bildungsangebote wie die Vorstellung der neuen, vorübergehenden Heimat durch Rundgänge und Führungen als auch Sprachunterricht. Hier gibt es bereits erste Helfer, die sich für entsprechende Aufgaben gemeldet haben. Angebote für Kinder stehen im Mittelpunkt speziell organisierter Veranstaltungen. Malklassen und Puppentheater-Gruppen sind mit dem Hamburger Puppentheater angedacht. Als weitere kulturelle Angebote sind Schultheater-Aufführungen geplant, für die unter anderem das Hamburger Niels-Stensen-Gymnasium gewonnen werden soll.

Aus dem offiziellen Speicher-Programm werden zusätzliche Angebote entwickelt, die geeignet sind, einen kulturellen Brückenschlag zu leisten. Aus der öffentlichen Denkmal-Förderung für den Umbau des Speichers ergibt sich für die Speicher-Verantwortlichen auch eine besondere Verantwortung. „Zu Gastfreundschaft und herzlicher Aufnahme Notleidender gibt es keine Alternative. Wir hätten uns allerdings gewünscht, dass die Anwohner und Stakeholder des Binnenhafens frühzeitig in die Planungen einbezogen worden wären. So haben wir alle erst aus der Zeitung vom Flüchtlingsschiff erfahren“, erläutert Brinker weiter. „Im Dialog hätten die Unternehmen des Channel Hamburg wie HC Hagemann oder der Hightech-Ausrüster Becker-Marine mit Sicherheit noch bessere Lösungen entwickeln können.“

Der Speicher am Kaufhauskanal bittet um Spenden für seine Hilfsangebote unter dem Stichwort „Flüchtlinge“ an die Stiftung Kinderjahre. Spendenkonten: DE853003088008007590 13 HSBC Trinkaus & Burkhardt AG, DE80200505501022224362 Hamburger Sparkasse AG