Bürgermeisterrunde in Tostedt: Alle neun Gemeinden würden sich an der Unterbringung von Flüchtlingen beteiligen

Tostedt. Die Zahl der Asylbewerber im Landkreis Harburg wird immer größer. Mit ihr wächst auch der Bedarf an Grundstücken für Containerwohnanlagen und Gebäuden, in denen der Landkreis Harburg die zugewiesenen Flüchtlinge während des Asylverfahrens unterbringen kann. Jede Gemeinde in der Region ist gefordert, muss Standorte nach Winsen melden. So soll verhindert werden, dass der Kreis Turnhallen oder Gemeinschaftsräume in Flüchtlingsunterkünfte umwandelt. Tostedts Samtgemeindebürgermeister Peter Dörsam traf sich nun mit den Bürgermeistern der neun Mitgliedsgemeinden, um Bereitschaft zu signalisieren und verschiedene Möglichkeiten auszuloten.

„Bei der Diskussion um mögliche Standorte für Containerwohnanlagen hatte ich in der Vergangenheit manchmal das Empfinden, dass jeder seine Nachbarn anguckt, aber nicht vor der eigenen Haustür sucht. Das ist bei uns in der Samtgemeinde Tostedt anders“, betonte Peter Dörsam. Die Idee, die Diskussion in der Bürgermeisterrunde öffentlich zu machen, solle die gute Zusammenarbeit der Samtgemeindeverwaltung mit den Mitgliedsgemeinden unterstreichen. „In Tostedt ziehen alle bei der Suche an einem Strang.“

Insgesamt habe die Samtgemeindeverwaltung in den vergangenen Monaten rund 40 Grundstücke und Gebäude an die Kreisverwaltung gemeldet. Viele davon seien nach intensiver Überprüfung aber als nicht geeignet abgewiesen worden. Zurzeit gebe es drei Standorte innerhalb des Samtgemeinde-Gebietes, die Kreissozialdezernent Reiner Kaminski in seine künftigen Planungen einbeziehe. Wo sich diese konkret befinden, dazu sagte Dörsam nichts. „Die Bürger sollen das nicht aus der Zeitung, sondern auf den jeweiligen Informationsversammlungen vor Ort erfahren“, so der Samtgemeindebürgermeister. Fest stehe jedoch, dass Tostedt als Kernort zwar die beste Infrastruktur und Voraussetzungen für die Aufnahme weiterer Asylbewerber biete, die Aufgabe aber künftig nicht alleine schultern könne. „Es ist klar, das wir diese Verpflichtung nicht alleine der größten Gemeinde überlassen können", sagte Reinhard Riepshoff, Bürgermeister der Gemeinde Heidenau. Um die Ehrenamtlichen, die sich derzeit in Tostedt um die Asylbewerber kümmern, nicht über Gebühr zu belasten, seien auch kleinere Gemeinden in der Pflicht.

Laut Statistik müssen bis zum 31. Dezember 2015 insgesamt 3.585 Personen im Kreisgebiet untergebracht werden. Aktuell fehlen noch rund 1720 Plätze. Tostedt ist nach Buchholz, Seevetal und Winsen die Samtgemeinde mit der höchsten Einwohnerzahl. Allein hier müssen bis Ende des nächsten Jahres noch 261 Unterbringungsmöglichkeiten entstehen. Davon gesichert seien bislang noch keine. „Aber ich bin zuversichtlich, dass wir das hinbekommen“, sagte Dörsam.

Tostedt muss bis Ende nächsten Jahres 261 Plätze für Asylbewerber schaffen

Für Anja Kämpker und Renate Kruse vom Unterstützerkreis in Tostedt kann es in Zukunft hingegen nicht nur um die Suche nach geeigneten Grundstücken, Häusern und Wohnungen gehen. Vielmehr müsse die Zusammenarbeit zwischen den Behörden und den ehrenamtlichen Unterstützern weiter intensiviert und verbessert sowie mehr Betreuung für die Flüchtlinge geschaffen werden. „Es gibt zu wenig Sozialarbeiter und für die Ehrenamtlichen keinen festen Ansprechpartner beim Kreis", sagte Renate Kruse. Anja Kämpker fügte hinzu, dass es in der medizinischen Versorgung und der Bereitstellung von Krankenscheinen immer wieder Probleme gebe. „Es treten bei unserer Arbeit täglich so viele Fragen auf, die wir nicht alleine beantworten können. Aber es gibt in Winsen niemanden, der uns dabei zur Seite steht.“

Ehrenamtliche wünschen sich mehr Unterstützung bei ihrer Arbeit

Die Bürgermeister versprachen, das Thema schnellstmöglich ins Kreishaus zu tragen. „Ohne das Ehrenamt wäre die Situation in Tostedt wohl eine andere. Wir müssen alles dafür tun, damit die freiwilligen Helfer die nötige Unterstützung bekommen“, betonte Gerhard Netzel. Heinrich Richter regte diesbezüglich an, eine Hotline einzurichten; Reinhard Riepshoff forderte einen direkten Ansprechpartner vor Ort.