Die beiden Sozialkaufhäuser am Küchgarten und an der Bremer Straße werden nicht mehr gefördert

Zum 31. Januar schließen die beiden Sozialkaufhäuser „Spenda Bel“ am Küchgarten und an der Bremer Straße. Die Förderung für die Ein-Euro-Jobber, die in den Kaufhäusern arbeiten, wird vom Jobcenter Hamburg nicht verlängert. „Beim Interessen-Bekundungsverfahren haben wir für die Läden den Zuschlag nicht bekommen“, bestätigt Karen Risse, Geschäftsführerin der einfal Service GmbH. Die Gesellschaft beschäftigt und betreut in verschiedenen Projekten Langzeitarbeitslose in Arbeitsgelegenheiten. Die meisten von ihnen sind nur sehr schwer oder gar nicht auf dem ersten Arbeitsmarkt vermittelbar.

Ein Projekt sind die insgesamt elf „Spenda Bel“-Läden, in denen die Langzeitarbeitslosen arbeiten. Kunden der Läden sind Geringverdiener, dazu zählen Hartz-IV-Empfänger, Rentner, aber auch Beschäftigte, deren Einkommen eine bestimmte Grenze nicht überschreitet. Die Langzeitarbeitslosen lernen in den Sozialkaufhäusern, bestimmte Strukturen in ihren Alltag zu bringen. Sie erfahren, dass sie gebraucht werden, und sie erfahren eine Wertschätzung ihrer Arbeit. Außerdem knüpfen sie, oft nach vielen Jahren der Isolation, wieder soziale Kontakte zu Kollegen und Kunden.

„Wir sind in der Tat an einem Scheideweg. Die Frage lautet, ob solche Projekte für Menschen, bei denen die Hürden einer Vermittlung oft einfach zu hoch sind, Arbeitsgelegenheiten wie in diesen Läden wirklich Sinn machen, oder ob man nicht in der Tat einen zweiten Arbeitsmarkt schaffen und andere Projekte auflegen muss“, so Risse. Verkauft werden in den „Spenda Bel“ Läden ausschließlich gespendete Sachen. Das Sortiment reicht von Kinderkleidung, Spielsachen, Kleidung für Erwachsene über Möbel bis hin zu Elektro-Artikeln. Die Preise liegen teilweise unter Flohmarkt-Niveau.

Bei den Kollegen der beiden Harburger „Spenda Bel“ Sozialkaufhäuser schlug die Nachricht von der Schließung wie eine Bombe ein. „Einige Teilnehmer haben die Nachricht sehr schwer aufgenommen. Immerhin geht für sie damit ein Lebensinhalt, ein Teil Stabilität in ihrem Alltag verloren“, sagt Mira Licina. Licina ist Anleiterin in den beiden Sozialkaufhäusern am Küchgarten und an der Bremer Straße. Die Nachricht, sagt sie, habe „erst mal für große Verunsicherung hier gesorgt. Andere Teilnehmer haben es nicht so schwer genommen. Sie fangen schon an, Pläne zu schmieden, was sie sonst machen könnten“. Von der Schließung der zwei Harburger Sozialkaufhäuser sind insgesamt 30 Langzeitarbeitslose betroffen. Eine von ihnen ist die 48 Jahre alte Handelsvertreterin Michaela Holtkamp aus Harburg. Sie ist seit sechs Jahren arbeitslos. Bisher wurden alle ihre Bewerbungen abgelehnt. Vor einem Jahr fing die Harburgerin bei „Spenda Bel" an. „Ich bin todtraurig darüber, dass wir schließen. Der Laden, die Kollegen, die Chefin und die Kunden sind mir ans Herz gewachsen“, sagt sie.

25 Stunden in der Woche arbeitet Michaela Holtkamp im Geschäft, sitzt an der Kasse, zeichnet aus, sortiert Ware in die Regale und berät die Kunden. Manche Kollegen arbeiten 15, andere 35 Stunden pro Woche in den „Spenda Bel“- Läden. Holtkamp: „Natürlich sprechen wir mit unseren Kunden über die bevorstehende Schließung. Auch die sind traurig darüber, dass es uns in Harburg demnächst nicht mehr geben wird“, so die 46-Jährige.

Denn auch für die Kunden, unter ihnen viele Rentner, deren Rente kaum zum Leben reicht, sind die Sozialkaufhäuser nicht nur eine gute Möglichkeit, ihrem Budget entsprechend einzukaufen. Man kennt sich, man spricht miteinander und pflegt die Kontakte. Die Kunden, die mobil seien, sagen Karen Risse und Mira Licina, würden auf der Suche nach dem Schnäppchen alle „Spenda Bel“-Läden in Hamburg bereisen. „Bitter ist die Schließung natürlich für alte oder behinderte Menschen, die sich nicht mal eben in die Bahn setzen und nach St. Pauli fahren können“, sagt Mira Licina. sicher, so die Anleiterin, gebe es natürlich andere Second-Hand-Geschäfte, auch in Harburg, aber meist sei dort eben das Preisniveau für Sozialkaufhaus-Kunden zu hoch.

Wie es jetzt für sie weitere gehe, wisse sie noch nicht, so Michaela Holtkamp. Noch nehmen sie und ihre Kollegen Spenden für die beiden Harburger Sozialkaufhäuser an. Die gespendete Wäsche wird zentral in Eimsbüttel gewaschen, bevor sie verkauft wird. Im Januar startet der Schlussverkauf am Küchgarten und an der Bremer Straße. Auch „Spenda Bel“ Sozialkaufhäuser in Lurup, Barmbek und Dulsberg werden geschlossen.