Stadtteilbeirat Neugraben ist mit dem Planentwurf noch nicht zufrieden. Umstritten sind Treppen und Spielgeräte

Neugraben. Bilden drei Treppenstufen auf knapp 30 Meter Länge ein störendes oder gar unüberwindbares Hindernis? Machen Spielgeräte wie Wipper und Hüpfplatten auf einem öffentlichen Platz Sinn? Bei der Detailplanung zur Neugestaltung des Neugrabener Marktplatzes gehen die Meinungen im Stadtteil noch weit auseinander. So weit, dass sich der Stadtteilbeirat bei der Präsentation des Entwurfs am Mittwochabend im Bildungs- und Gemeinschaftszentrum noch nicht in der Lage sah, die Planung passieren zu lassen und eine Verzögerung in Kauf nimmt. Das Bürgerbeteiligungsgremium will bei seiner nächsten Sitzung im Februar noch einmal beraten.

Bei der Kontroverse geht es um die Frage, wie viel Aufenthaltsqualität ein für den Wochenmarkt genutzter öffentlicher Platz noch bieten soll. Das beteiligten Planer des Hamburger Büros Schöne Aussichten Landschaftsarchitektur und die Stadtentwicklungs- und Stadterneuerungsgesellschaft Hamburg (steg) suchen dabei nach der Balance zwischen wirtschaftlicher und freizeitlicher Nutzung des 7500 Quadratmeter großen Platzes.

Nach Korrekturen an dem im Februar vorgestellten Vorentwurf sind die Planer davon ausgegangen, den Kompromiss gefunden zu haben. 13 zusätzliche Parkplätze sieht der neue Entwurf vor. Die Zufahrten seien so gestaltet, dass die Händler sogar mit Sattelschleppern auf den Marktplatz fahren könnten, wie Planer Nikolai Soyka versichert. Sechs kleine Spielgeräte wie zum Beispiel Wipper könnten auf dem Platz verteilt werden. Ein Streetballkorb nahe der Wand des Kaufland-Marktes ist vorgesehen. Zehn Bäume müssten gefällt, dafür sollen zwölf neue „stadtklimafeste“ Bäume gepflanzt werden.

Am meisten umstritten sind drei Treppenstufen auf 27 Meter Länge in Höhe der Bücherhalle. Damit wollen die Planer das starke Gefälle des Marktplatzes ausgleichen. Vor allem ältere Menschen sehen darin aber ein unnötig geschaffenes Hindernis. Im Dunkeln könnten sie zur Stolperfalle werden, gibt ein Bürger zu bedenken.

Dass es im ungünstigsten Fall lediglich 30 Meter brauche, um die Treppen zu umgehen und dass der Marktplatz ansonsten barrierefrei sei, wie Planer Soyka erwidert, überzeugt die Treppengegner nicht. Auch nicht, dass die Treppen ein gestalterisches Element seien und dem Platz eine Ecke, einen Abschluss gäben.

Die Schrägneigung des Marktplatzes habe bisher verhindert, dass Neugraben im Winter eine mobile Eisbahn bekomme, ergreift Frauke Rinsch von der steg noch Partei für die Treppenlösung. Doch die Fraktion der Treppenzweifler entzweit das nicht.

Auch der Sinn von Spielgeräten für Kinder auf dem Platz ist umstritten. Jens Trautmann, Sprecher der Neubürger in der Initiative „Wir im Elbmosaik“, rät, komplett auf Wipper und Ähnliches zu verzichten. Sie würden Kinder zum Quengeln anregen, sollten Eltern ihres Weges gehen wollen, sagt der Vater von drei kleinen Kindern. Besser wäre, einen kleinen Spielplatz etwas weiter entfernt vom Marktplatz zu bauen. Eine Mutter dagegen plädiert leidenschaftlich für Spielgeräte auf dem Marktplatz: Ihre sechs Jahre alte Tochter freue sich darüber. Jetzt liegt es an den Planern, daraus ihren Schluss zu ziehen.

Auch Ralf-Dieter Fischer (CDU) befürwortet Spielgeräte – aus einem ganz anderen Grund: Wipper könnten verhindern, dass sich eine „Säuferszene“ auf dem neu gestalteten Platz breit mache. „Machen Sie einen Spielplatz daraus“, sagt der Rechtsanwalt, „das ist in Hamburg das einzige rechtliche Mittel, um Alkoholkonsum im öffentlichen Raum zu verbieten.“

1,6 Millionen Euro kostet der neue Marktplatz, bei der die marode technische Infrastruktur unter der Erde modernisiert wird. Baustart soll im Herbst 2015 sein. Im Sommer 2016 könnte er dann fertig sein.