Indizien deuten darauf hin, dass die Brauerei am Haulander Weg in Wilhelmsburg heimisch werden könnte

Wilhelmsburg. Die Hamburger Holsten-Brauerei sucht einen neuen Standort innerhalb der Stadtgrenzen Hamburgs. Wohin es gehen soll, ist nach Aussagen des Unternehmens noch offen. Mehrere Indizien deuten darauf hin, dass die Hamburger Biermarken Holsten und Astra in Zukunft möglicherweise in Wilhelmsburg gebraut werden könnten.

Die zur dänischen Carlsberg-Gruppe gehörende Holsten Brauerei benötigt für den Neubau ihrer Produktionsstätte eine Fläche von rund 60.000 Quadratmetern. Das hat Brauereichef Frank Maßen im Oktober im Hamburger Abendblatt geäußert. Am 9. Dezember hat der Senat die Internationale Bauausstellung Hamburg GmbH damit beauftragt, zusätzlich zum ursprünglich geplanten Bau von bis zu 850 Wohnungen am Haulander Weg in Wilhelmsburg eine zweite Variante mit gewerblich genutzten Flächen im Westen und Kleingärten im Osten des 49 Hektar großen Projektgebietes zu prüfen. Die in dem „Plan B“ vorgesehene Fläche für Gewerbe am Haulander Weg: 60.000 Quadratmeter – exakt die Größe also, die Holsten benötigt.

Der Auftrag des Senates zur Prüfung einer Gewerbeansiedlung am Haulander Weg an die Gesellschaft Internationale Bauausstellung (IBA) kam zumindest für die Öffentlichkeit auf den Elbinseln überraschend. Eigentlich hatte die IBA dort bis dahin ein ökologisches Vorzeigeprojekt mit Klimahäusern vorgesehen.

Aus einem Vorblatt zur Senatsdrucksache aus dem Oktober, das dem Abendblatt vorliegt, geht allerdings hervor, dass das Gebiet Haulander Weg mit „erheblichen Unsicherheiten“ belastet sei. Deshalb sei die Prüfung von zwei Alternativen, einmal mit Schwerpunkt Wohnen und einmal mit Schwerpunkt Gewerbe, vereinbart worden, bevor eine abschließende Entscheidung zur Gebietsentwicklung getroffen werde. Bei der Umsetzung der Alternative „Wohnen“ entstünde der Stadt ein Defizit von 3,9 Millionen Euro, die Umsetzung der Alternative „Gewerbe“ dagegen würde lediglich zu einem Defizit von 0,9 Millionen Euro führen.

Wie Brauereichef Frank Maßen im Abendblatt äußerte, wolle die Holsten-Brauerei gern in drei Jahren in ihren Neubau einziehen. Die Projektplanung für den Haulander Weg sieht vor, dass die Bebauungspläne bis spätestens zum zweiten Quartal 2017 fertig sein sollen.

Frank Maßen hat in dem Abendblatt-Interview darauf hingewiesen, dass es zu Verzögerungen beispielsweise wegen Altlasten auf den neuen Gelände kommen könnte. Nach Behördenangaben liege am Haulander Weg eine „hohe Belastung mit Kampfmittelverdachtsbereichen“ vor. 3,9 Millionen Euro werde voraussichtlich am Haulander Weg die Sondierung und die Räumung des Geländes von Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg kosten, sollten Wohnungen gebaut werden. In der Variante „Gewerbe“ fallen die Kosten für die Beseitigung von sogenannten Blindgängern mit 3,15 Millionen Euro etwas geringer aus.

Die Carlsberg Deutschland GmbH vermeidet zurzeit jede konkrete Auskunft zu Anfragen nach dem künftigen Standort der Holsten-Brauerei: „Wir prüfen weiterhin verschiedene Möglichkeiten eines neuen Standortes“, teilt Unternehmenssprecherin Linda Boos auf Nachfrage des Abendblattes zu einem möglichen Umzug von der Holstenstraße an den Haulander Weg mit. „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir aufgrund der laufenden Analyse auf externe Anfragen keine detaillierten Auskunft über den Sachstand geben können.“

Laut IBA gehe es am Haulander Weg nicht um Neuansiedlung

Der Landesbetrieb Immobilienmanagement und Grundvermögen (LIG) finanziert die Planung zur Projektentwicklung am Haulander Weg mit 1,5 Millionen Euro. Die IBA Hamburg GmbH geht offenbar nicht davon aus, der Holsten-Brauerei den Boden zu bereiten. „Die Alternative „Gewerbe“ im Projektgebiet Haulander Weg werde von der IBA Hamburg auf dem Hintergrund notwendiger Ersatzgrundstücke im Zuge der Entwicklung der Elbinseln geprüft. „Es geht hierbei grundsätzlich nicht um Neuansiedlung, sondern um Flächenoptimierung“, sagt IBA-Geschäftsführer Uli Hellweg auf Nachfrage des Abendblattes. Beide Alternativen zur Entwicklung des Haulander Weges, Wohnen und Gewerbe, würden mit den Bürgern vor Ort diskutiert werden, kündigt er an.

Der Verein Zukunft Elbinsel ergreift selbst die Initiative und wird in einer öffentlichen Diskussion am 14. Januar im Bürgerhaus Wilhelmsburg mit Oberbaudirektor Jörn Walter darüber sprechen, ob die Stadtentwicklung in Wilhelmsburg am Ende sei. Indiz dafür sei aus Sicht der Bürgerinitiative auch ein Gewerbegebiet am Haulander Weg.