BUND und Nabu werfen Hamburg Wasser Verschleierungstaktik vor. Die Vereinbarung mit dem Landkreis sei unzureichend

Winsen. Aufmerksam verfolgt der BUND im Landkreis Harburg die geplante Vereinbarung des Landkreises mit Hamburg Wasser zur Förderung von Wasser aus der Heide, denn die kürzlich präsentierten Eckdaten des künftigen Abkommens entsprechen nicht den Umweltschutzanforderungen, die der BUND stellt. Hauptkritikpunkt ist die aus Sicht des BUND unzureichende Messung der Wasserstände und Abflussmengen der Gewässer im Einzugsbereich der Wasserförderanlagen.

Bereits vor einem Jahr hatte der BUND gefordert, auch in den Oberläufen der Gewässer Messstationen einzurichten, was bisher nicht geschehen sei. Nur so sei eine verlässliche Modellrechnung über die Auswirkungen der Grundwasserentnahme überhaupt möglich. „Wir sind zwar seit zwei Jahren im offenen Dialog mit Hamburg Wasser, aber zuletzt gab es im Januar Gespräche“, sagt BUND-Sprecher Holger Mayer. Dabei hätten die Umweltschützer versucht, Hamburg Wasser von der Notwendigkeit eines flächendeckenden Messnetzes zu überzeugen, „aber Hamburg Wasser hat immer versucht, uns das auszureden“, so Mayer. Zwar habe Hamburg Wasser Untersuchungen angekündigt, dem BUND aber nicht das angewendete Verfahren mitgeteilt. „Erst im November haben wir erfahren, dass ein etwa 30 Jahre altes Verfahren zum Einsatz kam“, kritisiert Mayer.

Dabei wäre ein zeitgemäßes Verfahren relativ einfach, erklärt Mayer. Er habe sich das Messsystem in den USA von führenden Gewässerkundlern vorführen lassen. „Dabei wird ein Metallstab mit einer Art Schiffsschraube am Ende mehrfach zur Messung für insgesamt etwa fünf Minuten ins Wasser gehalten, um ein Ergebnis zu erhalten.“ Die Untersuchungsmethode von Hamburg Wasser dagegen lasse keine Rückschlüsse auf die reale Abflussmenge zu. Mayers Vermutung: „Man wendet das moderne Verfahren nicht an, weil dann deutlich wird, das die bisher dokumentierten Schäden viel zu klein gerechnet worden sind.“

Die Entnahme von Grundwasser stellt insofern einen schwerwiegenden Eingriff in den Wasserhaushalt dar, als das Grundwasser dann nicht mehr oder in stark reduziertem Umfang in die Gewässer abfließt, somit also die Abflussmenge im Gewässer sinkt. Im Extremfall sickert im Einzugsbereich der Brunnen sogar Wasser aus den Gewässern zurück in den Boden. Schlimmstenfalls fällt der Bach oder Fluss dann trocken. „Aber auch schon ein dauerhaftes, großflächiges Absinken des Wasserspiegels ist gefährlich“, erläutert Holger Mayer, denn ein niedriger Wasserstand bedeute im Sommer, dass dem Gewässer Sauerstoff fehlt und im Winter, dass das Wasser bis auf den Grund durchfriert. Beides bedroht die Organismen in den Gewässern.

Naturschützer fordern: Treten Schäden auf, ist die Förderung zu reduzieren

Der Antrag zur Wasserförderung, den Hamburg Wasser beim Landkreis einreicht, muss jetzt in den politischen Gremien behandelt werden. Im Zuge der öffentlichen Auslegung wird der BUND als Träger öffentlicher Belange die Unterlagen genauestens prüfen. Geplant seien bereits diverse Veranstaltungen und Aktionen. „Der BUND-Landesverband hat uns genehmigt, auf Grundlage der Antragsunterlagen eine Klage vorzubereiten“, so Mayer.

Der BUND fordert im Kern, dass die Grundwasserförderung nur erlaubt wird, wenn dies keine schwerwiegenden Auswirkungen auf Natur und Umwelt hat. Sollten Schäden auftreten, ist die Fördermenge zu reduzieren. Ein ökologischer Ausgleich für entstandene Schäden ist „keine Alternative zur Reduzierung der Fördermenge“. Diesen Forderungen schließt sich auch der Nabu Hanstedt-Salzhausen an. „In der Kreis-Umweltausschusssitzung am 27. November hat Hamburg Wasser nach 30 Jahren steten Abstreitens endlich zugegeben, dass ihre Grundwasserförderung an verschiedenen Orten des Landkreises zu schwerwiegenden Schäden geführt hat“, teilt die Vorsitzende Ulrike Müller mit. Der Nabu lehne Ausgleichsmaßnahmen ab, da diese „ortsfern, überhaupt nicht oder nur teilweise stattfinden“, so Ulrike Müller. Der Nabu fordert daher eine deutlich reduzierte Fördermenge, die auch unter der aktuellen Menge von 15,7 Millionen Kubikmeter pro Jahr liegt.