Die Grünen wollen Hamburg zur Fahrradstadt machen und schlagen drei Alltagsrouten für den Bezirk Harburg vor

Harburg. Harburgs Grüne bringen die Velorouten wieder auf die Agenda des Bezirks Harburg. Und vielleicht haben sie mehr Glück damit als diejenigen, die schon vor sieben Jahren Harburg für den Radverkehr attraktiver machen wollten. Velorouten sind ausgeschilderte Wegeverbindungen für Radfahrer, die beispielsweise mit dem Rad zur Arbeit oder zum Einkaufen fahren. Die Routen verlaufen über Radwege und auf vom Autoverkehr durch Fahrbahnmarkierungen abgetrennten Straßenabschnitten. Unterschieden wird zwischen Alltagsrouten durch die Stadt und Freizeitrouten, die in der Regel weit ab vom Stadtverkehr verlaufen sollen.

Drei innerbezirkliche Routen schlagen die Grünen für Harburg vor. die erste Route, die den Grünen vorschwebt, führt vom Harburger Ring, Neue Straße, Harburger Schloßstraße, Veritaskai und Nartenstraße zur Süderelbbrücke. die zweite Strecke soll die Harburger Innenstadt mit der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH) verbinden. Und die dritte von den Grünen favorisierte Veloroute verbindet die City mit den Wohngebieten Rönneburg, Sinstorf und Langenbek. Das wäre wenigstens mal ein Anfang in Harburg, sagt der Harburger Grünen-Bürgerschaftskandidat Peter Schulze. Dabei war der Bezirk Harburg schon ein mal weiter mit seinen Velorouten. Es existiert ein Beschluss der Bezirksversammlung aus dieser Zeit, Velorouten im Bezirk einzurichten.

Anfang des Jahres 2008 hatte sich die „Projektgruppe Velorouten für Harburg“ von Harburg21 bereits auf den Weg gemacht, um mögliche Velorouten zu testen und der Bezirksversammlung vorgeschlagen. Der damalige SPD-Bezirksabgeordnete Frank Wiesner hatte sich in der Projektgruppe maßgeblich engagiert. 17 Velorouten wurden von der Projektgruppe im April 2008 der Bezirksversammlung vorgelegt. Im Harburg21-Büro an der Knoopstraße laufen die Fäden zusammen von Akteuren und Gruppen, die sich im Zuge der Agenda21 für Nachhaltigkeit im Bezirk Harburg einsetzen. Auf die Frage, was aus dem Projekt „Velorouten für Harburg“ geworden sei, heißt es lediglich: „Das ist eine gute Frage, das würden wir auch gern wissen.“

Die Bezirksversammlung gab darauf hin ein eigenes Gutachten zur Machbarkeit von Velorouten in Auftrag. Heraus kamen noch elf Wegeverbindungen, die das Gutachten für umsetzbar hielt. Damals saßen die Grünen und die CDU in der Regierungsbank im Harburger Rathaus. Das Projekt verlief im Sande. Bis heute gibt es im Bezirk keine einzige ausgeschilderte Veloroute.

„Weder Schwarz/Grün noch später die SPD haben danach weiter an der Sache gearbeitet“, bedauert der Grünen-Kandidat Schulze. Wiesner ist inzwischen SPD-Bürgerschaftsabgeordneter. „Entmutigend ist das zwar nicht. Aber man braucht für solche Sachen schon einen sehr langen Atem“, sagt Wiesner, auch heute noch ein ambitionierter Fahrradfahrer. „Für meinen Geschmack könnte das Thema durchaus schneller und besser bearbeitet werden, als dies bisher der Fall war“, so Wiesner. Aus dem Bezirksamt heißt es lediglich, man werde im kommenden Jahr in die „Feinplanung“ gehen. Welche Routen allerdings jetzt in die „Feinplanung“ übergehen sollen, ist nicht zu erfahren. Der Kollege, der mit dem Thema befasst sei, komme erst Mitte Januar aus dem Urlaub, so Verwaltungssprecherin Beatrice Göhring. Wie ernst es die Große Koalition aus SPD und CDU mit dem Thema Velorouten nimmt, zeigt ein Blick in den Koalitionsvertrag. Dort kommt der Begriff Veloroute nicht vor. „Es gibt in der Tat brennendere Themen in Harburg. Aber den Ausbau des Radwegenetzes haben wir sehr wohl auf unserem Themenplan“, so CDU-Fraktionschef Ralf-Dieter Fischer.

Jetzt versuchen es die Grünen in Harburg noch ein mal mit den Velorouten aus der Oppositionsbank heraus und machen die Velorouten gleich zum angekündigten Wahlversprechen. „Wenn wir Grünen in Hamburg an die Regierung kommen, werden wir hier in Harburg auch endlich mit der Umsetzung auf den drei von uns vorgeschlagenen Strecken beginnen. Weitere müssen dann schnell folgen“, kündigt Till Steffen, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen in der Hamburgischen Bürgerschaft, an. Das Beispiel Kopenhagen, so Steffen, zeige, wie gut es dort gelinge, den öffentlichen Raum gerechter zwischen Autos Fahrrädern und Fußgängern aufzuteilen.