VCD-Bundesvorstand informiert sich über Stadtbus, um daraus Leitfaden zu entwickeln

Buchholz. Kann ein lokales Busangebot in einer kleinen bis mittelgroßen Stadt funktionieren? Das wollte der Bundesvorstand des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) ergründen und hat sich dafür Buchholz als Musterbeispiel ausgesucht. In der 40.000-Einwohner-Stadt wurde der Stadtbus 1996 eingeführt und bringt es heute auf 1,3 Millionen Fahrgäste im Jahr. „Das ist umso erstaunlicher, da viele Familien zwei und mehr Autos haben. Trotzdem wird der Buchholz-Bus vor allem von Familien genutzt“, sagt der Leiter der Verkehrsbetriebe Buchholz, Michael Volk. Zudem sei der Kostendeckungsgrad von anfangs etwa 41 Prozent auf nunmehr 60 Prozent angewachsen, „das ist für eine Mittelstadt wirklich gut“, so Volk.

Weil der VCD seinen Bundesvorstand gerade neu gewählt hatte und dem Gremium mit Matthias Kurzeck auch ein Buchholzer angehört, verlegte der Vorstand seine Klausurtagung kurzerhand in die Nordheidestadt. Anders als die meisten Verkehrsclubs legt der VCD seinen Schwerpunkt nicht auf das Auto, sondern auf einen ökologisch sinnvollen Mix aus verschiedenen Verkehrsmitteln. Das Ziel der Vorstandstagung lautete, Ziele zu entwickeln, wie sich Mobilität jenseits der Ballungsräume darstellen lässt. „Wir wollen eine Perspektive aufzeigen, die über die Formel Großstadt gleich ÖPNV – ländliche Räume gleich Pkw hinausgeht“, so der Vorsitzende Michael Ziesak. Anhand von Beispielen wie Buchholz wolle der VCD Handlungsleitfäden für Kommunen erstellen.

„Alle reden vor allem vom E-Auto, wenn es um klimafreundlichen Verkehr geht, aber wir brauchen auch eine Innovationsoffensive für den ÖPNV“, so Ziesak. Denn der Individualverkehr beanspruche viel Platz, gleichzeitig werde das Raumangebot insgesamt geringer. Würden weite Teile einer Stadt nicht nur für Parkplätze benötigt, könnte das die Lebensqualität steigern. Auch, weil dann Fußgänger und Radfahrer mehr Raum bekämen. „Ziel ist eine Stadt der kurzen Wege mit einem Mix aus verschiedenen Verkehrsmitteln“, erläuterte der VCD-Vorsitzende. Dazu gehöre auch, die Angebote richtig zu vermarkten. „Macht Gutes und redet darüber – das kann ich gar nicht oft genug betonen“, sagte Ziesak. Regional funktioniert dies offenbar: Die Stadt Winsen interessiere sich sehr für das Buchholz-Bus-Konzept.

Wie die Praxis gezeigt hat, ist auch ein verlässliches Angebot Voraussetzung für den Erfolg. „Wir haben vor zwei Jahren den Fahrplan bis 21 Uhr erweitert, weil es hieß, die Geschäfte würden länger öffnen. Jetzt schließen sie wieder um 19 Uhr, aber wir werden das Rad nicht zurückdrehen“, stellte Michael Volk klar. „Die Pendler nehmen den Bus seitdem mehr in Anspruch, weil sie wissen, dass noch ein Bus fährt, selbst wenn ihr Abendzug einmal Verspätung haben sollte.“ Mit Verlässlichkeit sei auch gemeint, dass auch zu verkehrsarmen Zeiten Busse im gewohnten Takt fahren. „Es darf nicht sein, dass jemand da steht und nicht weiß, fährt jetzt ein Bus oder nicht“, betonte Volk. Zu den Stoßzeiten dagegen seien die Busse so voll, dass man über einen dichteren Takt nachdenken müsse.