Die Polizei vermutet einen politischen Hintergrund, der Staatsschutz ermittelt gegen bislang unbekannte Täter

Harburg. Es ist nicht das erste Mal, dass Täter einen Anschlag auf die SPD-Kreisgeschäftsstelle in der Julius-Ludowieg-Straße verübten. Am Sonntagnachmittag meldete ein Zeuge bei der Harburger Polizei eingeschlagene Frontfenster im SPD-Büro im Erdgeschoss. Die angerückte Polizei benachrichtigte daraufhin den SPD-Landesgeschäftsführer, der wiederum Harburgs SPD-Kreischef Frank Richter informierte. „Ich bekam gegen 15.30 Uhr den Anruf und fuhr sofort in die Julius-Ludowieg-Straße, um mir den Schaden anzusehen“, so Richter, der erst am Sonntagmorgen gegen 3.30 Uhr den Harburger Winterball verlassen hatte – noch vor dem rituellen Spiegeleier-Essen.

Bei dem Anschlag haben Unbekannte zwei der drei Fensterscheiben der Geschäftsstelle mit Gegenständen versucht einzuschlagen. Sie scheiterten aber an der soliden Doppelverglasung. Lediglich die äußeren Scheiben gingen dabei zu Bruch. Durch die dritte Scheibe „wurde versucht, eine mit schwarzer Flüssigkeit gefüllte Flasche zu werfen“, so Polizei-Sprecher Holger Vehren. Auch hier sei lediglich die Außenscheibe beschädigt worden, und die Farbe spritzte über Scheibe und Fassade des Hauses. Parolen haben die Täter nicht hinterlassen. Die Polizei vermutet dennoch eine politisch motivierte Tat. „Bei den Zeugenbefragungen stellte sich heraus, dass eine Zeugin in der Nacht von Sonnabend auf Sonntag gegen 23 Uhr einen Knall gehört hat“, so Vehren. Die Polizei geht davon aus, dass der Knall mit der Tat zusammenhängt. Die Staatsschutzabteilung ermittelt.

„Vor ungefähr drei Jahren gab es bereits Schmierereien an der Fassade unseres Büros. Damals war es rote Farbe. ein Jahr vorher gab es einen ähnlichen Anschlag. Es ist bekannt, dass es Leute in dieser Stadt gibt, die versuchen, Personen oder Parteien mit solchen Aktionen zu erschrecken. Wir haben deswegen kein mulmiges Gefühl“, so SPD-Kreischef Richter.

Die Harburger SPD war vor fünf Jahren aus Räumen am Schlossmühlendamm in das Büro im Erdgeschoss in der Julius-Ludowieg-Straße gezogen. „Wir wollen, dass die Menschen uns sehen und zu uns kommen“, sagt Frank Richter. Über den Hintergrund der aktuellen Tat will der Jurist nicht spekulieren. Richter: „Die Fensterscheiben werden jetzt erneuert, der Staatsschutz führt seine Ermittlungen. Damit ist für uns die Angelegenheit erledigt.“

Laut Polizei liegt bislang noch kein Bekennerschreiben vor, das Hinweise auf die Täter oder ihr Motiv geben könnte. Allerdings, so Holger Vehren, sei damit zu rechnen, dass ein Bekennerschreiben in den nächsten Tagen auftaucht, wenn es denn eine ernsthaft politisch motivierte Tat sei. Die Scherben der zu Bruch gegangenen Flasche mit der schwarzen Flüssigkeit werden kriminaltechnisch auf Spuren untersucht. Eine Etage über dem SPD-Kreisbüro haben die beiden SPD-Bürgerschaftsabgeordneten Melanie Leonhard und Sören Schumacher ihre Abgeordnetenbüros. Schumacher, der am Wochenende von der Farbattacke informiert worden war, sagt: „Ich kennen dieses Spielchen, mit solchen Attacken Abgeordnete einschüchtern zu wollen. Ob es sich um ein Parteibüro oder ein Abgeordnetenbüro handelt ist dabei oft unerheblich. Es gibt SPD-Abgeordnete, deren Büros in diesem Jahr schon x-mal Ziel solcher Aktionen geworden sind. Und dies wird bis zur Wahl sicher nicht die letzte Aktion gewesen sein.“

Man lasse sich aber nicht einschüchtern, so Schumacher, auch wenn hamburgweit versucht werde, Druck insbesondere auf SPD-Abgeordnete auszuüben.