Nicolaigemeinde in Elstorf schickte ablehnendes Schreiben an Neu Wulmstorfs Bürgermeister. Der ist empört

Neu Wulmstorf. Ausgerechnet die Kirchenvertreter, die Prediger der Nächstenliebe, wollen keine Flüchtlinge auf ihrem Grundstück: Die evangelisch-lutherische Nicolai-Kirchengemeinde Elstorf in der Gemeinde Neu Wulmstorf hat in einem Schreiben an Bürgermeister Wolf Rosenzweig deutlich gemacht, ihr Grundstück an der Mühlenstraße in der Nähe des Friedhofs nicht für die Unterbringung von etwa 100 Flüchtlinge zur Verfügung stellen zu wollen.

Die Fläche beim Friedhof in der Elstorfer Ortsmitte war eine von vielen, die Bürgermeister Wolf Rosenzweig für die Unterbringung von Asylbewerbern in Erwägung gezogen hat. Denn der Landkreis Harburg sucht händeringend nach Flächen, um Menschen aus Kriegs- und Krisengebieten aufzunehmen. Es kommen immer mehr Flüchtlinge in immer kürzerer Zeit. Jede Woche sind es mehr als 40. Die Gemeinde Neu Wulmstorf hatte also der Landkreisverwaltung zunächst nur mitgeteilt, dass diese Fläche neben weiteren Grundstücken anderer Eigentümer in der ganzen Gemeinde Neu Wulmstorf unter Umständen in Frage kommen könnte. Das Grundstück der Kirche wurde weder geprüft noch wurde über die Fläche verhandelt.

Schon in dieser frühen Phase machte die Nicolai-Kirchengemeinde ihre Ablehnung in ihrem Schreiben an Neu Wulmstorfs Bürgermeister Wolf Rosenzweig deutlich.

Als Begründung führt der Kirchenvorstand die Friedhofsnähe und Anwohnerproteste an. „Der Kirchenvorstand fand die Fläche ungeeignet, weil Bürger sich schon an uns gewandt haben, die eine Unterbringung an der Stelle ganz unmöglich finden“, sagte die Pastorin Ruth Stalmann-Wendt gegenüber dem Hamburger Abendblatt. „Zudem befindet sich das Grundstück in der Nähe des Friedhofs, wo Menschen in Ruhe trauern möchten. Beides fanden wir zu konfliktträchtig.“

Zugleich betonte sie mehrfach gegenüber dem Abendblatt, „dass es selbstverständlich für die Nicolai-Kirchengemeinde sei, Flüchtlingen offen und freundlich zu begegnen und sie zu unterstützen.“

Äußerst erstaunt reagierte Bürgermeister Wolf Rosenzweig auf das Schreiben.

„Ich war sprachlos“, sagte er gegenüber dem Abendblatt. So eine Haltung seitens der Kirche war ihm bislang fremd. Die Lutherkirche in Neu Wulmstorf unterstützt die Flüchtlinge in der Gemeinde, wo sie nur kann. „Da ist eine tolle Willkommenskultur entstanden“, so Rosenzweig. Um deutlich zu machen, was er von der Reaktion der Kirche hält, zitiert er aus der Bibel den Satz: „Einer trage die Last des anderen.“

Die Nicolai-Kirchengemeinde hat offenbar auch mit der Anzahl von Flüchtlingen ein Problem. „Wir halten das Gelände für die Errichtung von Containern in dieser Größenordnung für nicht geeignet“, schreibt die Gemeinde in einer Stellungnahme. Pastorin Stalmann-Wendt plädiert vielmehr dafür, die Flüchtlinge dezentral unterzubringen.

„Aber es gibt nur ganz wenige freie Wohnungen in Elstorf“, sagte Peter Hauschild, Ortsvorsteher von Elstorf, dazu. Die habe die Gemeinde dem Landkreis Harburg bereits gemeldet. Auch er weiß vom „enormen Druck“, unter dem der Landkreis angesichts des Flüchtlingsstroms steht. „Es gibt keine andere Möglichkeit als Container aufzustellen. Sonst müssen wir Turnhallen vollstopfen“, so Hauschild. Davon hält er nichts. Das möchte er weder den Flüchtlingen noch den Schulkindern und Vereinen, die die Turnhalle in Elstorf täglich nutzen, zumuten.

Statt die Flüchtlinge in der Ortsmitte unterzubringen, könnte sich die Kirche vorstellen, andere Flächen zu verpachten. „Wir sind allerdings gern bereit, andere Gelände für Flüchtlinge zur Verfügung zu stellen, wenn die Kommune daran Interesse bekundet“, heißt es in der schriftlichen Stellungnahme.

In der kommenden Woche soll es ein klärendes Gespräch geben

Denkbar sei etwa die Fläche der Kirche in der Nähe des Elstorfer Sportplatzes, so Pastorin Stalmann-Wendt. Die liegt weit draußen am Ortsrand. Dort gibt es weder Strom noch Wasser.

Nächste Woche soll es ein klärendes Gespräch zwischen den Kirchenvertretern, Bürgermeister Rosenzweig und Ortsvorsteher Peter Hauschild geben.

Wer bei der Unterbringung von Flüchtlingen behilflich sein möchte, etwa ein Grundstück oder eine Wohnung zur Verfügung stellen kann, sollte sich mit der Gemeinde Neu Wulmstorf unter Telefon 040/700780 in Verbindung setzen.