Der Laden auf Zeit am Rande der Harburger Innenstadt zieht so viele Kunden an, dass der Vermieter verlängert

Harburg. Gerade ist es mal ruhig, in dem kleinen aber sehr feinen Pop-up-Store am Rande der Lüneburger Straße. Aber schon kommt der nächste Kunde herein und schaut sich in dem Laden mit dem kunterbunten Angebot um. Zwölf Frauen, drei Generationen, stecken hinter dem Pop-up-Laden und sorgen das erste Mal seit langer Zeit in Harburg dafür, dass mal wieder etwas ganz anderes in den Schaufenstern zu sehen ist, als bei den anderen Geschäften in der einstigen Einkaufsmeile Harburgs.

Kunstvoll gefaltete Notenblätter, peppige Filzhüllen für das Handy, Handtücher im Hanseatenlook, schicke Kinderkleidung oder auch die berühmte Hafenkiste mit Leckereien, die für Harburg stehen – das Angebot hat die Kunden überzeugt. Das ist das erste Resümée, das die Betreiberinnen nach zwei Monaten ziehen können. „Die Kunden genießen es, hier einzukaufen“, erzählt Citymanagerin Melanie-Gitte Lansmann, die das Projekt gemeinsam mit Dagmar Overbeck, Mitglied des Ausschusses für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus ins Rollen gebracht hatte.

Gemeinsam mit dem Business Improvement District Lüneburger Straße machten sie sich auf die Suche nach Eigentümern, die offen für die Idee vom Laden auf Zeit waren. Karsten Schachne, ihm gehören zwei Häuser in der Lüneburger Straße, war der einzige, der sich für die Idee erwärmen konnte. Im Sommer zog für zwei Wochen ein Plattenladen in sein leer stehendes Geschäft, anschließend war der Laden an einen Geschäftsgründer vermietet, der mit einer Billigbäckerei Erfolgreich werden wollte. Doch dieses Kapitel ging schneller zu Ende als gedacht und der Jungbäcker insolvent.

Drei Monate später zogen die Damen mit ihrem individuellen und vor allem absolut einmaligen Angebot ein. Auch wenn Vermieter Schachne nur einen Bruchteil der Miete von den jetzigen Ladenbetreiberinnen bekommt, ist er von dem Konzept des Pop-up Ladens felsenfest überzeugt: „Ich sehe das als eine Art Investment“ sagt der Geschäftsmann. Mit Ein-Euro-Anbietern und Billiggeschäften hat er schlechte Erfahrungen gemacht, solche Mieter kommen für ihn nicht mehr infrage: „Da warte ich lieber auf die Richtigen, die das sehr begrenzte Angebot in der Lüneburger Straße aufwerten“.

Eigentlich sollte der Pop-up-Laden nur bis zum Ende des Jahres in seinen Räumlichkeiten bestehen, doch jetzt hat Schachne einer Verlängerung zugestimmt. „Die Damen können so lange bleiben, bis sich ein ernsthafter Kandidat für die Geschäftsräume interessiert“, verspricht der Wirtschaftsingenieur bei einem Besuch vor Ort. Er geht sogar noch einen Schritt weiter und hat ihnen jetzt angeboten, das Konzept auf noch professionellere Beine zu stellen, und will helfen, noch besser für sich zu werben oder die Artikel auch über einen Internetshop zu verkaufen.

Die Freude bei den Kunsthandwerkerinnen ist groß, denn von allen Seiten bekommen sie nur positives Feedback auf ihr Projekt. Inzwischen ist der Laden so etwas wie ein Treffpunkt geworden, nicht nur für Harburger sondern auch für viele Menschen aus dem Landkreis. „Alle haben sich gefreut, dass es hier so einen schönen Laden gibt“, berichtet Uschi Tisson, die hier ihre Harburger Hafenkiste verkauft.

Das Konzept keine Masse sondern Klasse lockt Kunden zu ihnen, die sie lange nicht mehr in der Harburger Innenstadt gesehen haben. City-Managerin Melanie-Gitte Lansmann hofft, dass der Pop-up-Laden möglicherweise auch ein Anstoß für andere Hausbesitzer in der Lüneburger Straße ist, neue und andere Händler in die Harburger Innenstadt zu bekommen: „Ein Vermieter hat schon mal signalisiert, dass er sich einen Laden auf Zeit auch bei sich vorstellen könnte.“ Mindesten drei weitere Monate dürfen die Damen den Pop-up-Laden weiter betreiben. Ende März wollen sich Vermieter Schachne und die zwölf Kleinunternehmerinnen zusammen setzen, dann wird Bilanz gezogen.

Sicher ist zwar, dass keine von ihnen reich dabei wird, dennoch kann jede von ihnen den Anteil an der Miete finanzieren und ihre Arbeit in der Öffentlichkeit präsentieren. Am Donnerstag, 18. Dezember, kann man beim After-Work-Shopping bis 20 Uhr einkaufen, am Montag und Dienstag vor Weihnachten ist der Laden ebenfalls außer der Reihe geöffnet.