Lions-Club Hamburg-Nordheide hilft Jugendwerkstatt „Chancen schaffen“ bei Ausstattung des neuen Lagers

Buchholz. Geduld ist gefragt. Seit Stunden bearbeitet Hendrik Niedrig ein kleines Blechstück mit dem Hammer. Fünf Schläge, von innen nach außen, ein Stückchen weiter drehen, wieder fünf Schläge. Aus dem platten Blech soll eine runde Schale werden, ein handgefertigtes Unikat. Der 17-Jährige arbeitet in der Buchholzer Jugendwerkstatt „Chancen schaffen“ in der Metallwerkstatt. Nebenan übt der gleichaltrige Mike Ehrhardt Schweißen. Sie sind zwei von 20 Jugendlichen, die hier nachholen, was sie in ihrer Schulzeit nicht auf die Reihe bekommen haben. Einen Abschluss erreichen. Etwas lernen. Eine Perspektive bekommen.

„‚Ich sehe das hier als meine letzte Chance‘ ist ein Satz, den wir von vielen Jugendlichen hier hören, sagt Hans-Jörg Gramatke, Leiter der Einrichtung. Schulverweigerer, Jugendliche aus zerrütteten Elternhäusern, Ausgegrenzte – sie alle lernen hier nicht nur handwerkliche Fähigkeiten, sondern Sozialverhalten und vieles über sich selbst. Dass sie etwas erreichen können. Dass sie Fähigkeiten haben, die ihnen andere längst abgesprochen haben. „Manche tun sich schwer“, weiß Gramatke zu berichten. Ein Mädchen sei seit Beginn des Schuljahres noch nicht einmal pünktlich erschienen. Obwohl das sogar Geldabzug bedeutet: Die Jugendlichen erhalten pro Arbeitstag ein Taschengeld. Wer zu spät kommt, zahlt Abschläge. Und dennoch: Wenn Hans-Jörg Gramatke über seine Schützlinge spricht, klingt das stolz und zuversichtlich. So wie über ein weiteres Mädchen, das von heute auf morgen nicht mehr zur Schule gegangen war, aber bei „Chancen schaffen“ noch keinen einzigen Tag versäumt habe.

Die Kurse in der Jugendwerkstatt dauern zwölf Monate. In dieser Zeit können 15- bis 26-Jährige den Hauptschulabschluss nachholen und/oder praktisch arbeiten: In der Metall- und der Holzbauwerkstatt, in der IT-Abteilung und im Lager. Da „Chancen schaffen“ eine öffentlich geförderte Einrichtung ist, muss alles, was die die Jugendlichen herstellen, gemeinnützigen Zwecken dienen und sie dürfen Wirtschaftsbetrieben keine Konkurrenz machen. Somit bauten die jungen Frauen und Männer Sitzbänke im Auftrag der Buchholzer Seniorenstiftung, derzeit entsteht eine Info-Tafel für die Ortschaft Dibbersen. Mal ganz davon abgesehen, dass die ganze Jugendwerkstatt in sechs Bauabschnitten im Laufe von 25 Jahren von den Jugendlichen selbst gebaut wurde. Angefangen hatte alles mit einem Bauwagen, der noch heute vor der Werkstatt steht. Darüber hinaus hilft „Chancen schaffen“ bei der Praktikumssuche und beim Erwerb von Qualifikationen wie Europäischer Computerführerschein, Gabelstaplerschein oder Altenpflegehilfe. Neuester Anbau ist das Lager. Hier können die Jugendlichen die Arbeit in der Logistikbranche kennenlernen, und das Lager entlastet die Stadt Buchholz, die bisher für Materialien Garagen anmieten musste.

Die Finanzierung übernehmen das Jugendwerkstättenprogramm Niedersachsen und der Landkreis Harburg, die dafür Mittel aus dem Europäischen Sozialfonds erhalten. Die Einrichtung steht Jugendlichen aus dem gesamtem Landkreis Harburg offen. Aber nicht immer reicht das Geld, um sich alle Wünsche zu erfüllen. Für das neue Lager wird noch ein Stapler, in Fachkreisen als „Ameise“ bekannt, benötigt. Den kann „Chancen schaffen“ dank einer Spende des Lions-Clubs Hamburg-Nordheide jetzt anschaffen. 7000 Euro aus den Erlösen des Herbstballs der Lions hat die Jugendwerkstatt jetzt erhalten. Eine weitere Spende aus der Veranstaltung in gleicher Höhe ging an das Integrationsbüro der Stadt Buchholz.

Infos unter www.jugendwerkstatt-buchholz.de