Die Sparmaßnahmen des Senats machen sich auch bei den Technikern und Ingenieuren bemerkbar

Harburg. Die Studenten der Technischen Universität Hamburg-Harburg (TUHH) galten bislang nicht als besonders aufmüpfig. Die Konzentration auf eher sachliche und primär unpolitische Studienfächer, die Modernitätsvorteile einer jungen Hochschule und eine im Hamburger Vergleich komfortable Finanzausstattung der Uni schienen dafür zu sorgen. Außerdem hat die TUHH lange durch ihre Zugangsvoraussetzungen eher die strebsamen Studenten angezogen, die die Hochschulpolitik auf ihrem geraden Weg von Prüfung zu Prüfung links liegen ließen.

Das scheint sich nun zu ändern: Am Dienstag, wenn Hamburgs Studenten in einem Sternmarsch zusammenkommen, um gegen Sparmaßnahmen in der akademischen Bildung zu demonstrieren, wird die Technische Universität erstmals in nennenswerter Stärke vertreten sein.

„Wir haben etwa 200 Anmeldungen für Dienstag“, sagt Alexander Seeling, zweiter Vorsitzender des Allgemeinen Studierendenausschusses (AstA) der TUHH. In der Studentenvertretung laufen die Vorbereitungen für die Demo auf Hochtouren. Das Transparent ist schon fertig, gerade gehen neue Aufrufe heraus. Um 14 Uhr sammeln sich die TUHH-Studenten auf dem Campus, um gemeinsam in die Hamburger Innenstadt zu fahren und sich dort der großen Demonstration anzuschließen.

Was treibt die Harburger Studenten auf die Straße?

Jana Ihrens, Hochschulpolitische Sprecherin des AstA versucht, es zusammenzufassen: Auch an der TUHH werden die Mittel knapper, die Studenten haben kaum Möglichkeiten, das Schicksal der Hochschule mitzubestimmen und gleichzeitig steigt der Druck auf die Studierenden. „Die Finanzierung durch die Hansestadt über den Hochschulpakt beinhaltet zwar eine jährliche Steigerung der Mittel für jede Hochschule um 0,88 Prozent“, sagt Ihrens, „diese Steigerung gleicht die Steigerung der Kosten aber nicht einmal zur Hälfte aus. Unter dem Strich führt der Hochschulpakt zu einer Mittelkürzung. Deren Folgen könnten dramatisch ausfallen. Wir haben errechnet, dass bis 2020 bis zu 400 Stellen wegfallen könnten, denn die Personalkosten sind der größte Kostenfaktor und das einzige Sparpotenzial.“

400 der etwa 2000 Stellen an der TUHH sehen die Hochschul-Offiziellen zwar nicht unbedingt gefährdet, aber sie stoßen ins selbe Horn: „Der Hochschulpakt bedeutet finanzielle Realverluste“, sagt TUHH-Sprecher Rüdiger Bendlin. „Wenn wir so weiter wirtschaften wie bisher, müssten wir irgendwann ganze Institute schließen. Das wollen wir natürlich nicht, deshalb entwickeln wir alternative Strategien.“ Sprich: Die TUHH wird versuchen, die Institute zu halten, bei ausgedünntem Personal. Denn auch die so genannten Drittmittel – Geld, das Stiftungen und die Privatwirtschaft an die Uni zahlen, nicht selten mit einem gewissen Erkenntnisinteresse – stagnieren. Derzeit machen sie etwa ein Drittel des TUHH-Forschungsetats aus.

Die relativ hohe Abhängigkeit der TUHH vom Wohlwollen ihrer Drittmittelgönner kritisiert der AstA. Die Studentenvertreter sehen das Humboldtsche Bildungsideal, dem sich die TUHH offiziell verpflichtet hat, dadurch gefährdet: „Eine von wirtschaftlichen Interessen unabhängige universitäre Bildung kann nicht realisiert werden, wenn man finanziell von Drittmittelgebern abhängig ist.“ heißt es in einer gemeinsamen Erklärung des AstA und der Fachschaftsräte.

„Außerdem unterliegt die Verteilung der Mittel keinerlei demokratischer Transparenz“, sagt Alexander Seeliger. „Und auch generell würden der TUHH mehr Demokratie und Transparenz gut tun. Das beste Beispiel ist der Hochschulrat, das Gremium, welches das Präsidium kontrolliert: Die vier Mitglieder kommen aus Konzernen, von der wirtschaftsnahen niederländischen Universität Twente sowie ausgerechnet von der Hamburger Handelskammer. Die Handelskammer hat gerade selbst ein massives Transparenzproblem und will trotzdem in die Hamburger Hochschulpolitik hineinbestimmen.“

Seit Semesterbeginn im Oktober hat der AStA in diversen Diskussionsveranstaltungen versucht, die Studenten mobil zu machen. Anscheinend mit Erfolg, wie die Rückmeldungen zum Demo-Aufruf zeigen. Zumindest bei den Studenten verändert sich an der TUHH derzeit etwas.