Zumindest im Weihnachtsmusical des Reit und Fahrvereins in Tostedt sitzt die Märchenfigur im Sattel

Tostedt. Katrin Honich ist irritiert: In der Halle des Reit- und Fahrvereins Tostedt drehen gerade sechs Reitschulkinder eine Runde. Die Temperaturen sind einstellig, alle haben dicke Jacken an – und auf dem Kopf einen Reithelm, auf dem eine knallrote Zipfelmütze prangt. Die kleine Reiter spielen die sieben Zwerge in dem Weihnachtsmusical „Schneewittchen“, zu dem der Reitverein am kommenden Sonntagnachmittag einlädt. Nun steht die letzte Probe vor dem Auftritt an und der siebte Zwerg ist verschwunden. Kurze Zeit später taucht das fehlende Kind samt Pony auf und die Pressesprecherin des Vereins atmet auf. Die Probe kann weitergehen.

Zwölf Kinder und junge Reiter, die jüngste ist sechs, die älteste 23 Jahre alt, wirken bei dem musikalischen Weihnachtsmärchen mit. Janine Ramond aus Trelde hat das Stück erarbeitet, den Text von einem Profi einsprechen lassen und einen mal witzigen und mal auch ganz weihnachtlich festlichen Musikcocktail zusammengestellt. Jetzt fungiert sie als Regisseurin und versucht, den Überblick zu behalten. Sie sitzt auf einer Tribüne in der Reithalle, gibt Einsätze vor und ermuntert die Kinder zum Schauspielern. Im großen Rund verteilt stehen die Requisiten für das Märchen. Grüne Tannenbäume aus Holz symbolisieren den Wald, in dem der Jäger das arme Mädchen aussetzt, es gibt einen großen Spiegel, den die böse Stiefmutter befragt und natürlich darf auch das Zwergenhaus nicht fehlen.

In der Stallgasse warten die Reiterinnen auf ihren Pferden auf ihren Auftritt. Es ist wuslig hier, die Tiere sind nervös, immer wieder schrecken sie zusammen. Erstaunlicherweise bleiben auch die Kleinsten dabei gelassen. Als „Maja“ das Pony der sechsjährigen Mariella scheut, klammert sie sich im dicken Fell fest und hält sich wacker im Sattel. Für einen weiteren Zwischenfall sorgt wenig später Mischlingsrüde Pelle. Den großen Hund reizen die noch größeren Vierbeiner einfach zu sehr, in einem unbeobachteten Moment springt er über die Holzbalustrade auf den Reitplatz und erschreckt die Pferde. Nachdem sich alle beruhigt haben, kommt Pelle an die Leine und muss als Statist für den Rest der Zeit mitspielen.

Langsam gewöhnen sich die Pferde an die Aufregung und die laute Musik, jetzt kann endlich ernsthaft geprobt werden. Zunächst legt Renèe Ramond als böse Stiefmutter auf „Mac Murphy“ einen furiosen Galopp durch die Halle hin. Sie hält vor dem Spiegel, „freu dich noch mehr, du bist die Schönste“ ruft ihr ihre Mutter zu. Dann hat Schneewittchen ihre ersten Auftritt. Nathalie Thietjen läuft durch Sägemehl der Halle, verfolgt von „Maja“ und der bösen Jägerin Ayleen Lührsen. Spektakulär wird es dann, als ihr Pferd in die Halle geführt wird. Wenn Schneewittchens weißer Hispano-Araber „Tommy“ ins Rampenlicht tritt, wird er das Herz eines jeden Pferdefreundes höher schlagen lassen.

Denn „Tommy“ ist in Wahrheit ein Zauberwesen – zumindest in dem Märchenstück, „das ist nämlich kein Pferd, sondern ein Einhorn – das Horn ist nur noch nicht dran“, verrät Katrin Honich. Auch ohne Zauberhorn macht Tommy seine Sache ganz lässig, er sieht nicht nur zauberhaft schön aus, sondern kann auf Kommando auch „sprechen“ und mit dem Bein scharren. Auf seinem Rücken reitet Schneewittchen zum Zwergenhaus und beißt in den vergiftetet Apfel. Die Zwerge mit ihren roten Zipfelmützen trauern zwar für Janine Ramonds Geschmack ein wenig zu fröhlich, freuen sich dann aber umso mehr, als die Schöne letztendlich gerettet wird.

Dieses nette Märchenmusical auf dem Rücken der Pferde ist aber nur ein Programmpunkt bei der Weihnachtsfeier des Reitvereins. Los geht es am kommenden Sonntag am Alten Moorweg 10 um 15 Uhr. Zunächst zeigen die Reitsportler, was sie drauf haben. Den Anfang machen die Voltigierer, die Artistik auf dem Pferderücken präsentieren, anschließend sind die Dressurquadrille und die Hausfrauenquadrille zu bewundern. Um 17 Uhr, wenn es dunkel geworden ist, wird es spektakulär: Dann startet das Neon-Springen, bei dem Hindernisse und Reiter beleuchtet sind. Anschließen wird es Zeit für das Märchen, krönender Abschluss des Tages ist der Besuch eines geheimnisvollen alten Herrn mit Rauschebart und rotem Mantel. Die Aktiven des Reitvereins freuen sich auf ganz viele Besucher, der Eintritt zu der Weihnachtsfeier ist frei.