Die Fotoausstellung „Mein Stadtteil ändert sich“ zeigt das quirlige Harburger Quartier im Wandel – mit dem Blick eines Straßenfotografen

Zoomen ist verboten. Mit dieser Regel aus der Straßenfotografie hat die Sozialpädagogin Monika Wolff sieben Jahre lang mehr als 100 Kinder und Jugendliche mit Kameras das Harburger Phoenix-Viertel durchstreifen lassen und den Wandel des Sanierungsgebietes im Bild festgehalten. Entstanden ist keine Dokumentation der Bauentwicklung, sondern eine fantastische Milieustudie des Phoenix-Viertels und seiner Menschen mit dem Blick eines Straßenfotografen: kantig, authentisch und nicht selten verblüffend.

„Mein Stadtteil ändert sich“ ist der Titel der Ausstellung mit annähernd 90 Aufnahmen in Schwarz-Weiß und Farbe aus der Zeit von 2007 bis 2014, die noch an diesem Sonnabend und Mittwoch, 10. Dezember, im steg-Stadtteilbüro im Phoenix-Viertel zu sehen sind. Unter demselben Namen liefen auch die verschiedenen Fotoprojekte von Monika Wolff am Freizeitzentrum Mopsberg, aus denen die Ausstellung hervorgegangen ist.

Von Anfang an dabei war die heute 25 Jahre Margarita Kovalenko. Das Schwarz-Weiß-Foto mit dem Titel „Hinter den Kulissen“ zeigt die damals 17-Jährige in einem heruntergekommenen Hinterhof in der Eddelbüttelstraße. Versteckte Räume hinter Jugendstilgebäuden sind ein Charakteristikum des Phoenix-Viertels. Die auffallend rote Fassade habe sie damals in den Hinterhof gelockt: „So knallig und kaputt zugleich“, erinnert sich Margarita Kovalenko.

Jeder Mensch, den die Phoenix-Paparazzi fotografiert haben, hat schriftlich sein Einverständnis erklärt. Um so erstaunlicher ist die Aufnahme von drei portugiesischen Männern vor einem Café in der Wilstorfer Straße, die wie ein Schnappschuss wirkt und das Lebensgefühl des Multikulti-Quartiers besonders authentisch wiedergibt. „Die haben richtig posiert, wir haben ganz viele Aufnahmen gemacht“, sagt Margarita Kovalenko. Dabei hatten sich die Mädchen zunächst nicht getraut, die jungen Männer anzusprechen.

Kein Glück hatten die jungen Fotografen dagegen mit einem Punk, der mit seiner süß gekleideten Tochter das Viertel durchquerte. Alle hätten ihn fotografieren wollen, aber er habe das abgelehnt, erzählt Margarita Kovalenko. So existiert ihr Lieblingsmotiv bis heute nur als Erinnerung in ihrem Kopf.

Mehr Erfolg hatte das Mädchen Jenny, das eine beeindruckende Aufnahme eines Mannes mit Tätowierungen im Gesicht gelang. Sie kannte den Mann und hat ihn angesprochen. Die Froschperspektive, mit deren Hilfe die Tätowierungen und ein Zweig am Straßenrand eine Symbiose eingehen zu scheinen, ging dabei nicht auf eine künstlerische Entscheidung zurück. Das Mädchen war zum Glück einfach nur so klein.

Ursprünglich wollte Monika Wolff mit den Kursen lediglich alte Fototechniken an die Kinder weiter geben. „Dass das Projekt so groß würde, konnte ich damals nicht ahnen“, sagt die 36-Jährige zu der sieben Jahre langen Schaffenszeit. Die Idee für ein neues Fotoprojekt hat die Sozialpädagogin, die heute in Marmstorf lebt, bereits: „Ich möchte Harburg und den Hamburger Süden der Öffentlichkeit positiv zeigen. In Schwarz-Weiß.“

Fotoausstellung „Mein Stadtteil ändert sich“, Sonnabend, 6. Dezember, 12 bis 14 Uhr, und Mittwoch, 10. Dezember, 17 bis 19 Uhr, steg-Stadtteilbüro in Harburg, Maretstraße 33a. Eine Auswahl der Bilder ist vom 15. bis 20. Dezember auf dem Weihnachtsmarkt vor dem Rathaus in Harburg zu sehen.