Buchholzer Unternehmen Terra Real Estate will Dreieck zwischen Gleisen und Canteleubrücke komplett neu gestalten

Buchholz. Die Bahnhofstraße in Buchholz wird in den kommenden drei Jahren ihr Gesicht komplett verändern. Ein großer Teil der bestehenden Gebäude wird abgerissen und durch Neubauten ersetzt. Ziel ist es, die Straße wieder zu einem Ort mit Aufenthaltsqualität zu machen. „Die Bahnhofstraße war früher die Prachtstraße von Buchholz“, sagt Investor Andreas Tietz. Das erste Buchholzer Kino, eine Eisdiele und der erste Supermarkt der Stadt waren dort zu finden, später auch eine Diskothek. Heute ist davon wenig geblieben. Es gibt noch eine Spielhalle, ein paar Büros, ein leerstehendes Fischgeschäft, das Sozialkaufhaus, eine Brachfläche mit wenig genutzten Fahrradständern und ein markantes altes Haus mit einer Arztpraxis darin.

Andreas Tietz, respektive seine Firma Terra Real Estate, will der Straße zu neuem Glanz verhelfen. Die Lage des dreieckigen Areals zwischen den beiden Bahnlinien und der Canteleubrücke im Osten inspirierte ihm zu dem Projektnahmen „Bahnhofsinsel“. Als gebürtiger Buchholzer wisse er um die Bedeutung der Bahn für Buchholz. „Vor genau 140 Jahren, am 1. Juni 1874, wurde die Bahnstrecke Bremen-Buchholz-Harburg eröffnet, am 31. Dezember auch die Strecke Bremen-Lüneburg“, so Tietz. Der Eindruck, den die Bahnhofstraße beim ankommenden Reisenden hinterlasse, passe nicht zum Rest von Buchholz. Tietz stellt sich die neue Bahnhofstraße Flaniermeile mit Cafés vor. „Ich wünsche mir französisches Flair“, sagt er. Auch ein Drei-Sterne-Hotel, Praxen, andere Dienstleistungsangebote sowie einige Läden wie ein Hofladen oder ein Fahrradladen mit angeschlossener Werkstatt und Fahrradverleih sind vorgesehen. Denkbar sei der Umzug der Touristeninformation dorthin. Auch Wohnen in Form von betreutem Seniorenwohnen und kleinen, günstigen Wohnungen ist geplant. Die Anforderungen an den Lärmschutz würden selbstverständlich berücksichtigt.

Die Vorgeschichte des Projektes ist etwas länger: Schon vor etwa drei Jahren hatte die Stadt Buchholz geplant, die Bahnhofstraße städtebaulich aufzuwerten, jedoch gab es keinen Investor. Und Andreas Tietz, der zusammen mit seinem Bruder Michael die Terra-Unternehmensgruppe führt, macht erst seit relativ kurzer Zeit „in Immobilien“. Das Kerngeschäft ist eigentlich das Speditionsgewerbe. „Durch die Wirtschaftskrise waren wir gezwungen, uns zu diversifizieren. Als Familie sind wir immobilienaffin“, so der 43-Jährige. Da lag der Einstieg in das Geschäft mit Grundstücksentwicklung nahe. Vor einiger Zeit sah Tietz zufällig in einem Immobilienportal, dass in der Bahnhofstraße zwei Grundstücke und der Bahnhof zum Verkauf standen. Er griff zu. „Der Bahnhof ist jetzt erstmals in Buchholzer Hand“, betont Tietz. Sein Team ist zurzeit noch sehr klein, bestehend aus Tari Van Noy als Projektentwicklerin und ihm selbst. Im Januar kommt ein Bauingenieur hinzu, der sich als erstes um den Bahnhof kümmern wird.

Inzwischen hat Terra Real Estate, die erst in diesem Sommer gegründete, jüngste Firma der Unternehmensgruppe, zirka 80 Prozent der Flächen an der Bahnhofstraße erworben, alle Gespräche werden bis Jahresende abgeschlossen sein. „Wir können loslegen“, sagt Andreas Tietz und stellt in Aussicht, 2017/18 mit der Umgestaltung fertig zu sein. Für die betroffenen Mieter werde nach Lösungen gesucht, die iMieter m Bahnhofsgebäude – Metronom, Fotostudio und Café – sind nicht betroffen.

Ein Großteil der Gebäude entlang der Bahnhofstraße soll abgerissen, die markante Fassade des Hauses Nummer 12 mit den Säulen soll aber integriert werden. Das geplante Hotel soll rund 80 Zimmer bekommen, Tagungsräume und einen Saal, ein Wellnessbereich wird angegliedert. „Unsere Überlegung war auch: Wo kann man in Buchholz eigentlich würdevoll feiern? Für eine Silberhochzeit ist die Empore ja zu groß.“ Die vorgesehenen Wohnhäuser könnten vier Stockwerke bekommen und würden mit Lärmschutz versehen. Für eine Osteopathie-Praxis gebe es schon eine konkrete Anfrage.

Bei der Stadt Buchholz rennt Andreas Tietz mit seinem Konzept offene Türen ein. „Es ist ein ziemliches Glück, dass sich ein lokaler Investor gefunden hat“, sagt Stadtbaurätin Doris Grondke. Auch in den Ratsfraktionen seien die Pläne gut angekommen. Die Details sollen in einer Workshopreihe ausgearbeitet werden, an der drei Planungsbüros beteiligt sind. Die Kosten für diese Planung übernimmt der Investor. Start ist bereits in der kommenden Woche mit einem Workshop mit Teilnehmern aus Rat, Verwaltung und Bürgern, ein Zwischenkolloquium folgt im Februar, die Abschlusspräsentation ist für den 16. März vorgesehen.