Das „Zukunftsbild 2013 Plus“ des Senats wirft bei den Elbinsulanern viele Fragen auf. Sie wollen an Öffentlicher Anhörung teilnehmen

Wilhelmsburg. Ende September hatte der Hamburger Senat der Bürgerschaft das 44 Seiten zählende Rahmenkonzept „Hamburgs Sprung über die Elbe – Zukunftsbild 2013 Plus“ vorgelegt, um deutlich zu machen, dass nach der vor einem Jahr zu Ende gegangenen Internationalen Bauausstellung „IBA 2013“ die weitere Stadtentwicklung in Hamburgs Süden nicht aufgegeben worden ist.

Dass die gut 50.000 Wilhelmsburger in Sachen Stadtentwicklung nicht mit sich spaßen lassen, hatten sie dem Senat Anfang der 1990er Jahre mit massiven Protesten gegen die geplante Müllverbrennungsanlage im Stadtteil Neuhof gezeigt. Die MVA existiert inzwischen auf anderer Elbseite in Altenwerder. Der aus den Protestlern gewachsene Verein „Zukunft Elbinsel“ ist mit seinen regelmäßigen „Pegelstand“-Diskussionsveranstaltungen zu einer festen Größe gereift, hatte von 2001 bis 2002 in Arbeitsgruppen einer Zukunftskonferenz und Beteiligung von Behörden ein „Weissbuch“ mit Entwicklungszielen erstellt, die auch der IBA als Richtschnur dienen sollten.

Das neue Rahmenkonzept des Senats entsorgt nun alle bisher entwickelten Visionen aus Zukunftskonferenz 2001, Entwurfswerkstatt 2003 und Rahmenkonzept 2005, lautet der Vorwurf des Vereins. Und weiter heißt es: Die Elbinsel soll – ein Jahr nach dem Ende der IBA – in erster Linie ein Raum für Hafen, Industrie, Gewerbe und deren Verkehre sein. Wilhelmsburg ist offenbar wieder bei seiner Funktionsbestimmung aus dem letzten Jahrtausend angekommen. Und Uli Hellweg, Geschäftsführer der IBA GmbH, war bei der jüngsten Pegelstand-Diskussion im Wilhelmsburger Bürgerhaus zum Thema „War die IBA-Hamburg gut (genug) für Wilhelmsburg?“ ganz klar der Ansicht, dass die IBA in Bereichen von Wohnungsbau, Schulbau und Bildung viele Verbesserungen geschaffen hat. „In Verkehrsfragen“, das gestand er ein, „waren wir schon mal weiter.“

Dabei ist die Verlegung der Wilhelmsburger Reichsstraße an den Rand des Bahngeländes ein wichtiger Punkt, weil die künftige Anschlussstelle der Wilhelmsburger Mitte von der Kreuzung Mengestraße/Neuenfelder Straße zur Dratelnstraße/Rotenhäuser Straße verlegt wird. Und dieser Anschluss soll zur Folge haben, dass die Dratelnstraße zur Hauptverkehrsstraße ausgebaut wird. Hinter Hauptverkehrsstraße – wie im Rahmenkonzept des Senats zu lesen – verbirgt sich allerdings, wie Hellweg auch bestätigte, dass die Dratelnstraße leistungsfähig von zwei auf vier Fahrspuren erweitert wird. Diese Aussichten kommen bei den Wilhelmsburgern nicht gut an. Zahlreiche Wilhelmsburger unterstützen die Initiative von Zukunft-Elbinsel, dass das neue Rahmenkonzept des Senats in einer Öffentlichen Anhörung nicht im Hamburger Rathaus sondern in Wilhelmsburg vorgestellt wird.

Manuel Humburg, Mitinitiator von Zukunft Elbinsel, hatte dem Stadtplanungsausschuss der Hamburgischen Bürgerschaft den Wunsch der Wilhelmsburger zur Vorstellung und Mitsprache vorgelegt. Linke, Grüne und CDU im Ausschuss stimmten dem Wunsch zu, da das neue Rahmenkonzept zahlreiche Änderungen beinhaltet, die nicht einfach von der Bürgerschaft durchgewunken werden sollen. Humburg: „Wir bereiten das Thema Stadtentwicklung auch in unserer folgenden Pegelstand-Veranstaltung auf. Oberbaudirektor Jörn Walter ist eingeladen, am Montag, 19. Januar, im Bürgerhaus zu sprechen. Beginn ist um 19 Uhr.“

Wilhelmsburgs Standortprobleme entstehen durch die Nähe von Hafen-, Industrie- und Gewerbegebieten, die haarscharf an Wohngebiete wie das Reiherstiegviertel grenzen oder mittendrin liegen wie an der Dratelnstraße, Harburger Chaussee oder auch Georg-Wilhelm-Straße. Uli Hellweg fordert für die Zukunft der Stadt, Wohnen und Arbeiten weiter zusammenzuführen. Die Initiative sollte dazu gesprächsbereit sein und nicht in ihre Schützengräben zurückkehren.