Immer weniger junge Arbeitnehmer in der Region. Ministerpräsident Stephan Weil im Interview

Buchholz. „Es wäre klüger gewesen, sich schon vor zehn Jahren mit den Auswirkungen des demographischen Wandels auf den Arbeitsmarkt zu befassen.“ Das sagte Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) am Donnerstag bei der Regionalkonferenz der Metropolregion Hamburg in Buchholz. Das Abendblatt sprach mit dem niedersächsischen Regierungschef über seine Einschätzung der Region, die rasche Integration von Flüchtlingen am Arbeitsmarkt und seine Erinnerungen an Buchholz.

Hamburger Abendblatt:

Herr Weil, welche Erinnerungen haben Sie an Buchholz?

Stephan Weil:

Sehr frische. Ich war erst bei der Ehrung von Ehrenamtlichen im Juli hier in der Empore.

Womit werben Sie um die Arbeitnehmer für die Metropolregion?

Weil:

Es ist eine Region mit einem starken Zentrum Hamburg, das eine hohe internationale Strahlkraft hat. Umland und Stadt brauchen sich gegenseitig. Eine Großstadt ist keine Insel. Die niedersächsische Teil der Region kann sich jedenfalls sehen lassen. Zwischen Stadt und Umland gibt es eine gute Arbeitsteilung.

Nach dem Motto: Jobs in Hamburg und Wohnen im Speckgürtel?

Weil:

Nicht nur. Auch die Kreise haben gute wirtschaftliche Kennziffern und bieten Jobs längst nicht nur in der Landwirtschaft, sondern auch in den Bereichen Energie, Verkehr und in der Ernährungswirtschaft.

Wie viele Fachkräfte fehlen in Niedersachsen?

Weil:

Schwer zu sagen. Wir sehen aber, dass die Zahl der jungen Arbeitskräfte in den kommenden 15 Jahren um 15 bis 20 Prozent sinken wird. So jedenfalls lauten die Prognosen. Das muss nicht so kommen. Aber diese Zahlen sind ein guter Grund dafür, rasch etwas zu tun, um möglichst viele Menschen in den Arbeitsmarkt einzubeziehen.

Hamburg ist das Zentrum der Metropolregion. Haben Sie den Eindruck, dass die Hansestadt den Interessen der Kreise beim Autobahnbau oder bei der geplanten Raststätte Elbmarsch fair begegnet?

Weil:

Wenn ich den Eindruck nicht hätte, würden wir das in internen Gesprächen klären. Der niedersächsische Teil der Region ist jedenfalls selbstbewusst und formuliert klare Positionen.

Unter den Flüchtlingen, die in die Metropolregion kommen, sind viele ausgebildete Fachleute, die bei Firmen fehlen. Wie können sie rascher eingegliedert werden?

Weil:

Vor allem aus Syrien und dem Irak kommen qualifizierte Leute. Wir haben hohes Interesse daran, dass die Menschen schnell Deutsch lernen, anerkannt werden und die Qualifikationen nachholen, die möglicherweise noch fehlen. Da sind wir noch nicht gut genug. Derzeit haben die Kommunen aber damit zu tun, Unterkünfte zu finden.