Eine Glosse von Elvira Nickmann

Im Advent vor einem Einkaufszentrum: Die ersten Menschen strömen nach draußen. Besonders Erwachsene mit Kindern bleiben bei der Kutsche samt Pferd stehen, die illegal in der Fußgängerzone parkt. Daneben: Ein nicht näher definierter Vertreter der Sorte Nikolaussantaclausweihnachtsmann mit von der Kälte geröteter Nase, passend zum roten Mantel. Dabei dachte ich immer, das Rentier hat die rote Nase.

Aber vielleicht ist es krank, sodass der Rotgekleidete seinen Part übernehmen musste. Überhaupt könnte das auch die Erklärung sein, warum da ein Pferd steht. Jemand muss das Gefährt ja schließlich ziehen. „Wo ist denn der Schlitten?“, will ein etwa vierjähriges Mädchen von seinem Vater wissen. Aha, eine ganz Schlaue. „Vielleicht in Reparatur?“, schlägt der Gefragte zaghaft vor. Aber die Kleine lässt sich so einfach nicht abspeisen. Beherzt macht sie einen Schritt auf den Rotgewandeten zu und stellt ihre Frage erneut, diesmal etwas lauter.

Doch der Angesprochene möchte ihr lieber Schokolade aus seinem Jutesack schenken statt Fragen zu beantworten. Sie durchschaut die Ablenkung sofort: „Ich soll nichts von Fremden nehmen“, erklärt sie, leise Einwendungen des Erziehungsberechtigten, der Nikolaus sei doch kein Fremder, ignorierend. „Sag mir lieber, warum du keinen Schlitten hast!“ Der offensichtlich pädagogisch ungeschulte Mann im Kostüm geht zur Verteidigung über: „Siehst du hier irgendwo Schnee? Also!“ – Kurze Stille, der Vater guckt leicht schockiert. Doch das Mädchen dreht den Spieß um: „Nee, aber da bist du selber dran schuld, du bist ja auch viel zu früh.“