Einst robbten die Soldaten über den Übungsplatz bei Neu Wulmstorf. Jetzt soll das Areal ein Naturerlebnispark werden

Emsen/Neu Wulmstorf. Meinert und Kornelia Petersen sind in der Natur zu Hause. Wer sie besucht, sitzt im Wohnzimmer zwischen Strelitzien, Hanfpalmen und Bananenbäumen. Im Gewächshaus nebenan züchtet das Paar Zitronen, Orangen und Datteln. Auch beruflich beschäftigen sich Meinert und Kornelia Petersen aus Emsen mit allem, was grünt und blüht.

Meinert Petersen, 42, ist Diplomforstwirt und betreibt die Firma Rund ums Grün mit einer Handvoll Mitarbeiter, ein Familienbetrieb für Landschafts- und Gartenbau in Emsen, Gemeinde Rosengarten. Die Biologin Kornelia Petersen, 38, unterrichtet an der Oberschule in Jesteburg Physik, Chemie und Biologie und engagiert sich in der Umweltbildung. Jetzt wagen die beiden ein völlig neues Projekt – einen Naturerlebnispark in Neu Wulmstorf.

Damit will sich das Ehepaar ein zweites Standbein aufbauen. Ihr Konzept ist bis ins Detail durchdacht. Sie wollen einen Raum schaffen, in dem man Natur erleben und seinen Körper wahrnehmen kann. Dort, wo einst die Soldaten über das Feld robbten und sich im Schießen übten, sollen Menschen barfuß auf verschiedenen Themenwegen durch die Natur schreiten können. „Wir wollen, dass die Menschen Freude an der Natur haben und sich entspannen können. Das geht besonders gut, wenn man barfuß unterwegs ist“, sagt Kornelia Petersen.

Der Park soll auf einer 35 Hektar großen Fläche auf dem ehemaligen Standortübungsplatz in Neu Wulmstorf zwischen dem Jungfrauenweg, der Schießanlage und der Panzerringstraße entstehen. Das Ehepaar hat sich für dieses Areal entschieden, weil es in der Nähe von Hamburg liegt und sich seine topographische Struktur gut eignet für das, was sich Meinert und Kornelia Petersen vorstellen.

Die Fläche lässt beispielsweise zu, dass sich Familien mit Kinderwagen und weitestgehend auch mit Rollstuhl durch den Park bewegen können. Das ist Meinert und Kornelia Petersen besonders wichtig, da sie eine Tochter mit schwerer Behinderung haben. Und das Areal ist leicht hügelig. Damit kann das Ehepaar etwas Alpenatmosphäre in den Norden holen. Das geschieht mit einem Höhenwanderweg.

Natürlich wird der längst nicht so hoch sein wie die Berge im Süden. Die Besucher haben lediglich etwa 25 Meter Höhenunterschied zu bewältigen. „Das klingt niedlich“, räumt Meinert Petersen ein. „Aber man muss sich vorstellen, dass ein normal gewachsener Baum diese Höhe schon erreicht. Da hoch zu klettern, hat schon einen deutlichen Effekt“, so der Diplomforstwirt.

Wer schon einmal in den Alpen wandern war, kennt es – oben steht ein Gipfelkreuz. Von diesem Punkt soll der Blick ins „Tal der Zauberer“ freigegeben werden. Zauberer, Räuber, Ziegen, Märchenwald. Die Besucher begegnen vielen Fabelwesen und Figuren auf den einzelnen Wegen.

Jeder einzelne widmet sich einem bestimmten Thema und erhält dazu passende Aktionsstationen, die den Gang durch den Park spannend machen. Dadurch werden auch die Kinder bei Laune gehalten. Auf dem Höhenwanderweg laufen sie über Felssteine und müssen beispielsweise klettern oder balancieren, um zum Schatz des Räubers zu gelangen. „Die Kinder müssen Spaß haben, damit sie durch den Park laufen“, sagt die dreifache Mutter Kornelia Petersen.

Die Besucher sollen an unterschiedlichen Aktionen riechen, fühlen und hören. Sie sollen ihre Sinne im Klang- und Optikwald schärfen sowie ihre Geschicklichkeit testen können, indem sie etwa mit den Füßen ein Seil verknoten. Außerdem soll es eine Seenlandschaft geben. Dafür ist ein etwa 350 Quadratmeter großer Badesee mit Strand und Terrasse und ein Natursee mit einem Naturforscherunterstand vorgesehen. Von einem Steg aus können die Naturforscher Vögel und andere Tiere im und am Wasser beobachten.

Überhaupt will das Paar der Umweltbildung viel Raum geben. Kornelia Petersen ist vom Fach. Die Biologin erkundet seit Jahren mit Schülern auf naturkundlichen Streifzügen Flora und Fauna. Auch in dem neuen Park sollen Schüler und Kleinkinder den Lebensraum Wiese, Wasser und Wald genauer kennen lernen. Die Angebote richten sich aber auch an Erwachsenengruppen, etwa an Vereine und Firmen.

Eigentümerin der Fläche ist die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA). Die Kaufverhandlungen laufen noch. Das Ehepaar Petersen ist aber zuversichtlich, dass sie das Grundstück kaufen können. Von der Gemeinde Neu Wulmstorf gab es jedenfalls einhellige Zustimmung. Die Fraktionen zeigten sich schwer beeindruckt. „Das Paar ist sehr fundiert an die Planung gegangen“, sagte Thomas Grambow, stellvertretende Vorsitzender der SPD. „Sie wissen sehr genau, was sie da tun und wirken sehr aufgeräumt“, lobte auch der CDU-Fraktionschef Malte Kanebley. „Wir würden uns freuen, wenn es klappt.“