Ronja Hilbig hat bei Stephan Raabs „TV-Total-Turmspringen“ gewonnen – und ist auch sonst obenauf

Mal gut, dass sie aus dem Handstand sprang, denn: „Zehn Meter über dem Wasser bekommt man schon weiche Knie“ sagt Ronja Hilbig. Zu der Höhe kommt auch noch die Aufmerksamkeit, der ihr zuteil wurde: Eine gute Handvoll Kameras übertrugen Ronjas Tun auf dem Turm in Millionen deutsche Wohnzimmer. Die Ellenbogen hielten durch und mit einem sauberen Auerbach kam „Miss Ronja“ kerzengerade ins Wasser. Mit diesem Sprung hatte die 25-jährige Rönneburgerin den Sieg beim „TV-Total-Turmspringen“ in der Tasche. Etwas später gewann sie gemeinsam mit Partnerin Annabelle Mandeng auch noch den Synchronwettbewerb. Zur Freude darüber bleibt ihr allerdings wenig Zeit. Ronjas Terminkalender ist voll. Am Freitag steht sie zum Beispiel statt auf dem hohen Turm auf der kleinen Club-Bühne: Mit ihrer Harburger Band „Ronjas Räuber“ rockt sie „Marias Ballroom“. Und noch im Dezember veröffentlicht Ronja Hilbig die erste Online-Single ihres Soloprojekts „Miss Ronja“. Wer denkt, dass das alles ist, täuscht sich: Ronja Hilbig modelt auch noch und so ganz nebenbei hilft sie in einer Harburger Schule bei der Nachmittagsbetreuung.

Musik hat Ronja Hilbig schon ihr ganzes Leben lang begleitet: „Mein Vater spielt Bass und oft gab es Sessions mit seinen Kumpels“, sagt sie. „Das habe ich schon als Kleinkind mit eingesogen. Mit vier bekam ich Klavierunterricht.“

Die zweite große Leidenschaft der kleinen Ronja war Sport. Sie voltigierte beim Meckelfelder Reit- und Fahrverein, turnte, hatte Ballettunterricht. Dies mit dem musikalischen Talent zu kombinieren, war gar nicht ihre Idee, sondern die einer Nachbarin: „Die brachte uns einen Zeitungsausschnitt vorbei, in dem Kinder gesucht wurden, um beim Musical ‚Der König der Löwen’ mitzuspielen.“

Ronja war zehn Jahre alt und begeistert: „Das Casting ging über neun Monate“, sagt sie. „Zwischen den einzelnen Vorspiel-Runden erhielten wir Gesangs-, Tanz und Schauspielunterricht.“ Am Ende war Ronja von 2000 Bewerbern eine der wenigen, für die eine Rolle übrig blieb: Drei Monate lang spielte sie die Nala, bis ihr gesetzliches Jahreskontingent an Arbeitsstunden für unter-14-jährige aufgebraucht war.

„Während der ganzen Zeit, vom ersten Vorsprechen bis zum letzten Auftritt, hat meine Mutter mich jeden Tag nach der Schule nach Hamburg gefahren, hat dort gewartet und mich wieder zurück gefahren“, sagt Ronja. „Dafür kann ich ihr immer noch nicht genug danken.“

Auf den König der Löwen folgte eine Pause von der großen Bühne. Mit 13 griff Ronja allerdings wieder an und wurde für das Kinderpop-Duo „Die Lollipops“ gecastet. Zwei Jahre lang lieh sie zusammen mit Joanna Strand den Liedern eines männlichen Produzententeams Stimme und Gesicht. „Die Zielgruppe waren Kinder, beziehungsweise deren kaufkräftige Verwandtschaft“, sagt Ronja. „Wenn man selbst Jugendliche ist, macht einem das irgendwann keinen Spaß mehr. Außerdem wird man schnell in der Schule damit aufgezogen.“ Auch die Produzenten fanden die beiden mit 14 zu alt, um mit ihnen Kinderpop zu verkaufen. Ronja und Joanna wurden ersetzt, aber sie waren bislang das erfolgreichste Lollipop-Duo in der Geschichte der Formation. „Von den Verkäufen bleiben aber immer nur ein paar Cent pro CD beim Künstler“, sagt Ronja. „Durch die Menge kam da allerdings einiges zusammen.“

Das Geld legte Ronja beiseite, beziehungsweise investierte es in Ausrüstung und Unterricht. Nach den Lollipops war zunächst einmal die Schule wichtig. Ronja büffelte und hielt die Stimme in einer Harburger Bigband fit.

Kurz nach den Abiturprüfungen ging es aber sofort wieder los: „Ein Schulkollege machte bereits ein Praktikum in der Produktionsfirma der Girl-Group Queensberry. Dort waren zwei Sängerinnen ausgestiegen und das Management suchte Ersatz. Meine Zeugnisverleihung bekam ich schon nicht mehr mit. Da stand ich mit Queensberry in China auf der Bühne“, erinnert sie sich.

Als Queensberry-Sängerin stand Ronja auch zum ersten Mal auf Stefan Raabs Sprungturm in München – und machte dort eine so gute Figur, dass sie auch in den folgenden Jahre eingeladen wurde, obwohl Queensberry sich mittlerweile aufgelöst hatten. „Nach Queensberry habe ich mich mit einer Kollegin zusammen als Duo versucht“, sagt Ronja Hilbig, „Aber das Projekt war ein Flop.“

Mittlerweile arbeitet Ronja an einer Solo-Karriere als „Miss Ronja“. Renommierte Komponisten und Autoren schreiben ihr Dancefloor-Stücke, die sie peu à peu auf eigene Kosten produziert. Zur Seite steht ihr dabei unter anderem der US-Rapper Roccstar als Produzent. Um mit ihm zusammenzuarbeiten, fliegt sie mehrmals im Jahr nach Kalifornien, aber auch in Deutschland produziert sie.

Das ganze Projekt finanziert Ronja selbst. Das Geld kommt aus Modeljobs, Auftritten und ähnlichen Quellen. So entwarf sie zum Beispiel für das Pforzheimer Schmucklabel Heartbreaker eine eigene Kollektion. „Außerdem halte ich mein Geld zusammen“, sagt sie. „Ich wohne noch bei meinen Eltern und meine Bühnenklamotten schneidere ich selbst. Ich bin gerne bodenständig. Dabei hilft mir Harburg besonders.“

Hier, sagt sie, hat sie ihre Wurzeln und ihre Freunde. „Das sind alles ganz normale Leute und das tut gut“, sagt sie. „Genauso, wie es gut tut, von der Haustür aus eine halbe Stunde zu brauchen, bis man im hektischen Hamburg ist.“

Bodenständig ist auch das Projekt „Ronjas Räuber“, mit dem Ronja am Freitag im Ballroom bei Maria auftritt. „Die Musiker sind alle alte Kumpels von meinem Papa. Wir proben in Rönneburg und haben viel Spaß. Dabei kann ich mich so richtig entspannen.“ Einlass im Ballroom ist um 20 Uhr. Karten kosten 9 Euro an der Abendkasse.