Eine Glosse von Andreas Burgmayer

Ich wecke mich selbst, weil ich schnarche wie ein verendendes Walross. Die Nase ist so zu, als habe jemand Knetmasse hineingedrückt. Ein paar Hubeinheiten des Nasensprays, das griffbereit am Kopfende des Bettes steht, und ich schlafe begleitet vom knackenden Geräusch der sich öffnenden Nebenhöhlen wieder ein.

Das geht jetzt schon Wochen so. Dieses verdammte Virenpack. Ich habe es mit allem versucht. Sogar Bettruhe. Doch gerade glaubt man, es sei überwunden, da hat man schon wieder die Nase voll. Denn die Viren und Bakterien feiern rauschende Partys. Auf Türklinken. Oder Aufzugknöpfen. Den Haltegriffen im Bus. Und dann sind da natürlich noch diese Zeitgenossen (Betonung auf -nossen), die sich offenbar die größtmögliche Verbreitung der Epidemie zur Aufgabe gemacht haben, vielleicht weil sie endlich auch mal an etwas ganz Großem beteiligt sein wollen. Sie keuchen, husten und niesen mit Inbrunst in den öffentlichen Raum.

Mir kommen dann immer diese wissenschaftlichen Visualisierungen der Bakterien und Viren in den Sinn, basierend auf Hochgeschwindigkeitsaufnahmen eines einzelnen Nies-Schwall. Und die Berechnungen, wonach das Virenpack mit einer Geschwindigkeit von 300 Kilometern pro Stunde oder so aus dem Rachen des Niesenden kommt. Da lobe ich mir meine Schwägerin. Die begrüßte mich beim Kindergeburtstag kürzlich mit „Bleib mir besser vom Hals. Ich habe Rotzerei!“ Aber die ist ja auch Ärztin.