In einem Jahr soll der Kreistag das Abkommen beschließen – wenn alles glatt läuft

Winsen. Der Fahrplan für das Abkommen zwischen Hamburg Wasser und dem Landkreis Harburg steht. Geht alles glatt, soll die Vereinbarung, die die Entnahme von Grundwasser aus der Heide für die Wasserversorgung der Stadt Hamburg regelt, in einem Jahr fertig sein. Das hat der Landkreis Harburg am Donnerstag dem Kreis-Umweltausschuss mitgeteilt und in einer viereinhalbstündigen Sitzung die Einzelheiten des Antrags aus Hamburg erläutert.

Vor zehn Jahren war die über 30 Jahre gültige Vereinbarung über die Wasserförderung ausgelaufen. Dass es bisher zu keinem Folgeabkommen kam, liegt zum einen an dem Übergang der Zuständigkeit von der früheren Bezirksregierung Lüneburg auf den Landkreis Harburg, zum anderen daran, dass sich Kreis und Stadt nicht über die Wassermenge einigen konnten. Ein Antrag war zuletzt 2009 von Hamburg Wasser gestellt worden. „Dieser wies aus unserer Sicht erhebliche Mängel auf“, erläuterte dazu gestern Kreisrat Björn Hoppenstedt. So sei darin noch nicht berücksichtigt worden, dass Hamburg Wasser das Wasserwerk Schierhorn gekauft hat und damit der zu untersuchende Naturschutzraum gewachsen ist. „Auch Gesetzesänderungen waren noch unberücksichtigt geblieben und die Bedarfsprognose war nicht plausibel“, so Hoppenstedt.

In der überarbeiteten Fassung beantragt Hamburg nun, 16,1 Millionen Kubikmeter jährlich zu fördern und schraubt damit seine frühere Forderung um 0,5 Millionen Kubikmeter zurück. Jedoch darf die Jahresmenge um bis zu 14 Prozent erhöht werden, um zum Beispiel witterungsbedingte Schwankungen auszugleichen. Auf Basis des alten Abkommens fördert Hamburg zurzeit 15,7 Millionen Kubikmeter. Die Antragsunterlagen aus Hamburg werden im Laufe des Dezembers beim Landkreis eintreffen. Nach Überprüfung auf Vollständigkeit und Richtigkeit soll im Frühjahr das Beteiligungsverfahren starten, bei dem Träger öffentlicher Belange und Bürger Eingaben machen können. Danach wird der Antrag gegebenenfalls überarbeitet. „Aus heutiger Sicht kann der Antrag Ende 2015 im Kreistag beschlossen werden“, so Hoppenstedt.

Nach Angaben von Gunnar Peter von der Landkreis-Abteilung für Boden, Luft und Wasser ist noch die Zulassungsart strittig: Wird Hamburg eine Bewilligung erteilt, hätte der Landkreis weniger Einflussmöglichkeiten als bei einer gehobenen Erlaubnis. „Wir wollen die Flexibilität für uns wahren, damit wir auf veränderte Umstände reagieren können“, so Hoppenstedt. Heißt, sollte zum Beispiel aufgrund des Klimawandels weniger Wasser zur Verfügung stehen, soll der Landkreis die Vereinbarung mit Hamburg anpassen können. Auch die Bedürfnisse der Landwirtschaft und Wasserbeschaffungsverbands Harburg müssten berücksichtigt werden, so Peter.

Vorgesehen ist, dass die Auswirkungen auf die Umwelt regelmäßig überprüft werden. Hamburg hatte sich bereiterklärt, für Schäden aufzukommen. Auch für solche, bei denen die Ursache nicht eindeutig nachweisbar ist. „Die Nachweisführung wäre unverhältnismäßig teuer“, erläutert dazu Detlef Gumz von der Naturschutzbehörde. Wie sehen solche Ausgleichsmaßnahmen aus? „Die Grundwasserentnahme führt zur Minderung des Abflusses aus Fließgewässern. Als 1976 das erste Abkommen mit Hamburg geschlossen und 1982 das erste Wasser geliefert wurde, haben wir die Auswirkung auf die Natur untersucht und festgestellt, dass Fische und Kleinstlebewesen nicht betroffen waren. Eine gewisse Unsicherheit blieb. Unsere Gewässer haben einen Mangel an Struktur durch die vielfältige Nutzung, etwa durch die Landwirtschaft“, so Gumz. „Unser Vorschlag daher: Wir verbessern die Strukturen über einen landschaftspflegerischen Begleitplan.“ Damit sind zum Beispiel Kieseintrag oder Umbau der Gewässerrandstreifen gemeint, sodass die Flüsse einen naturnahen Verlauf zurück erhalten. „Man kann davon ausgehen, dass das dem Vorsorgekonzept hinreichend genügt“, so Gumz.

Zur Überwachung der Wasserstände sind Messpegel eingerichtet. Der BUND hatte vor einem Jahr gefordert, die Anzahl der Messstellen zu erhöhen. „Das wird nun Teil des Konzepts, wir wollen es als flexibles System gestalten“, sagte Hoppenstedt.