Wilhelmsburger Einkaufszentrum versorgt nach langem Umbau mehr als 8000 Menschen täglich. Investor sucht noch Bekleidungsgeschäft als Mieter

Wilhelmsburg. Als eine „Operation am offenen Herzen“ hatte Bauinvestor und Immobilienverwalter Hans-Jürgen Schneider seinen bereits 1997 angefangenen Umbau des ehemaligen Wilhelmsburger Karstadt-Kaufhauses und des angeschlossenen Wilhelmsburger Einkaufszentrums zum LunaCenter einmal bezeichnet. Der Vergleich lag nahe, denn bei allen Arbeiten an den Gebäuden musste der Verkaufsbetrieb in den Geschäften, darunter Großmieter Marktkauf, weitergehen. Kunden hatten bei ihren Einkäufen gelegentlich auch Umwege über die Baustelle in Kauf zu nehmen.

Inzwischen heißt es „Operation geglückt“. Das an Wilhelmsburgs S-Bahnhof am Berta-Kröger-Platz gelegene LunaCenter ist nun auch mit seinem zweiten Bauabschnitt fertiggestellt, und die meisten Ladenmieter sind eingezogen. 84 Prozent der Ladenflächen sind vermietet. Gesucht wird noch ein Textilhändler. Schneider feierte mit Mietern und Wegbereitern aus Wirtschaft und Verwaltung vergangenen Donnerstag die Einweihung des Einkaufszentrums. Lotto King Karl und Band sorgten musikalisch für Unterhaltung. Andy Grote, Leiter des Bezirksamts Hamburg-Mitte, würdigte in seiner Rede Schneiders Engagement für Wilhelmsburg. Er sagte: „Es geht weiter mit Wilhelmsburg, die Entwicklung ist nicht rasant, aber stetig. Wir müssen Vertrauen haben und brauchen einen langen Atem. Und wir brauchen immer wieder Menschen wie Hans-Jürgen Schneider, die fest an Wilhelmsburgs Zukunft glauben.“

Trotz Einweihungsfeier müssen Besucher des Einkaufszentrums noch Geduld aufbringen. Die Pflasterung des öffentlichen Platzes rund ums Gebäude ist noch nicht fertiggestellt. Die Straßen- und Wegebaustelle sorgt auch noch für Probleme bei der Warenanlieferung.

Andy Grote rechnet damit, dass die Arbeiten Anfang 2015 beendet sein werden. Die erweiterte Nahversorgung im Zentrum Wilhelmsburgs sei der Schlüssel für die weitere städtebauliche Entwicklung der Elbinsel, sagt der Bezirksamtsleiter. Die Wohnbebauung rund ums Zentrum sei gut vorangekommen. Die weitere Entwicklung erfolge an den Achsen Krieterstraße, Algermissenstraße, Neuenfelder Straße, Mengestraße und Dratelnstraße. Kommendes Jahr werde auch das Wohnprojekt Inselpark fertiggestellt sein. Staatsrat Michael Sachs aus der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) übte Kritik an der jüngsten Berichterstattung zur Entwicklung Wilhelmsburgs. Sachs: „Erst wird über Gentrifizierung geklagt, dann wird darüber geklagt, dass mit dem Sprung über die Elbe nach Abschluss der IBA nichts mehr passiert. Aber wir haben den Senatsbeschluss 2013 Plus, der weitere Entwicklungsschritte beinhaltet.“ Sachs weist darauf hin, dass ein Großteil der 1400 BSU-Beschäftigten ihre Mittagspause im LunaCenter verbringen und er geht davon aus, dass sie dort nach Feierabend auch ihre Einkäufe erledigen.

Hans-Jürgen Schneider zählt jetzt täglich etwa 8000 Besucher im LunaCenter. Er sagt: „Damit sind alle Erwartungen übertroffen. Die Besucherzahlen erhöhen sich noch einmal an den Markttagen. Und ich verspreche mir noch einen weiteren Kundenzuwachs ab dem 16. Dezember – nach Eröffnung von ‚Tchibo-Prozente‘. Das Geschäft wird wegen seines ständig wechselnden Angebots auch überregionale Kundschaft anziehen.“

Das LunaCenter zählt eine Gesamtfläche von 22.300 Quadratmetern. Darauf sind 32 Läden und fünf Gastronomiebetriebe untergebracht. Daneben gibt es auch Raum für eine Kita, fünf Arztpraxen und Büros. Das bereits aus früherer Bauzeit vorhandene Parkhaus zählt 570 Plätze, davon 113 P+R-Plätze. Im LunaCenter arbeiten etwa 700 Menschen. In den gut drei Jahre dauernden Ausbau des Hauses wurden etwa 32 Millionen Euro investiert. Die BSU steuerte fünf Millionen Euro aus Mitteln der Integrierten Stadtteilentwicklung für die Stärkung des Zentrums bei. Schneider: „Jetzt ist der Schlusspunkt der 17-jährigen Entwicklungszeit erreicht.“ Zugleich ist nach Fertigstellung der öffentlichen Flächen rund um das LunaCenter Anfang kommenden Jahres auch die 2005 gestartete Sanierung des Gebiets Berta-Kröger-Platz (S6-Gebiet) abgeschlossen.