Nach langer Sanierungspause erklingt die Moorburger Furtwängler-Orgel am Sonntag erstmals wieder

Moorburg. Es ist kalt in der Kirche. Trotzdem zieht Regionalkantor Jan Kehrberger die Schuhe aus, denn die hölzernen Orgelpedale sind schmal und eng beieinander. Wenigstens ist das Sitzkissen auf der Orgelbank beheizt. Kehrberger zieht Register, fängt an, auf der Orgel zu improvisieren und lauscht. Er will hören, ob Orgelbaumeister Claus Sebastian bei der Sanierung des historischen Instruments gute Arbeit geleistet hat.

Ein Vierteljahr lang mussten die Moorburger auf den warmen Klang ihrer Orgel verzichten, während Sebastian Pfeife für Pfeife säuberte, stimmte, mit Schutzlack versah und wieder einsetzte sowie an Gebläse, Windladen und selbst dem Orgelgehäuse Anpassungen vornahm. „Eine große Orgelrevision ist alle 20 bis 30 Jahre zu empfehlen“, sagt Kehrberger. Kirchenorgeln sind großen Belastungen ausgesetzt. Ihre Töne lassen eben nicht nur die Herzen erbeben, sondern auch das Instrument selbst. In diesem müssen zahllose Komponenten aus verschiedenen Materialien zusammenarbeiten, da muss man von Zeit zu Zeit nachjustieren. Klimatische Belastungen kommen dazu. Die Moorburger Orgel hatte – wie viele historische Orgeln – ein Schimmelproblem.

„Das Problem in unserem Fall war wohl, dass es im Turm kälter ist als im Kirchenschiff“, sagt Kirchengemeinderatsmitglied Uwe Böttcher. „Dadurch hat sich hier im Orgelgehäuse Kondenswasser gebildet, selbst wenn wir die Kirche gut gelüftet haben.“

Zur hinteren Turmwand hin ist das Orgelgehäuse nun isoliert. Unabhängig davon wird auch die Außenfassade des Turms derzeit saniert. Außerdem fräste Claus Sebastian Lüftungsschlitze in die Gehäusetür und baute das Gebläse um: Statt von außen holt die Orgel jetzt die Luft aus sich selbst. Die Luft, die aus den Pfeifen entweicht, saugt das Gebläse wieder an – eine Art Turbolader für die Kirchenmusik.

Von Turbo ist bei Kehrberger gerade nichts zu spüren. Konzentriert und bedächtig lässt er die Töne aus den Pfeifen gleiten. Er sieht zufrieden aus.

„Diese Orgel ist romantisch disponiert“, erklärt er. „das heißt, sie hat einen wärmeren Klang, als die barock disponierten, die sehr brillant klingen.“ Barocke Orgeln seien bei Kirchenmusikliebhabern derzeit beliebter, als die romantischen, aber Kehrberger findet auch an der Moorburger Orgel Vorteile. „Man kann die Wärme des Klangs auch in seinem Spiel annehmen und umsetzen“, sagt er. Wie das geht, wird Kehrberger am Sonntag zeigen. Der Adventsgottesdienst um 15 Uhr ist gleichzeitig ein kleines Musikfest zur Wiedereinweihung der Orgel.

Die Moorburger Orgel wurde 1880 von Wilhelm Furtwängbler gebaut. Sie ist eines der letzten Werke der Orgelwerkstatt Philipp Furtwängler & Söhne. Der Senior war zu der Zeit schon verstorben, die Söhne Wilhelm und Pius ohne Nachfahren. Sie holten einen Partner in die Werkstatt. Jener Adolf Hammer holte die Firma nach Hannover und benannte sie um.

Wilhelm Furtwängler ersetzte damals mit seinem Instrument eine echte Arp-Schnitger-Orgel. „Die soll sehr groß gewesen sein“, sagt Uwe Böttcher. In der Tat hatte die alte Orgel noch eine zweite Empore über dem Hauptschiff benötigte, wo Furtwänglers Instrument trotz ihrer 32 Register mit einer auskommt. „Ich glaube, die Schnitger-Orgel war den Moorburgern zu laut“, sagt Böttcher.

Die letzte Orgelrevision hatte ein dänischer Spezialist 1996 ausgeführt. Damals hatte ein privater Großspender die Kosten übernommen. Die jetzige Sanierung wurde ebenfalls aus Spenden finanziert, allerdings wurde in der ganzen Gemeinde gesammelt – und mehrere Ausgaben des Moorburger Kirchengemeindenkalenders trugen auch dazu bei. Wie viel das gekostet hat? „In Moorburg sprechen wir nicht über Geld“, sagt Böttcher. Also kann man nur grob schätzen, was ein Handwerksmeister für drei Monate Arbeit berechnet.

Jan Kehrberger hält inne. Mit dem Klang der Orgel ist er zufrieden, allerdings ist da noch ein „Heuler“, ein Nachklingen einer Pfeife. Bis Sonntag wird der aber behoben sein.