An der Grundschule Marmstorf häuften sich die Magen-Darm-Infektionen. Schulleiter Wiedemann zog die Notbremse

Marmstorf. Nichts geht mehr an der Grundschule Marmstorf, zumindest heute nicht mehr, den ganzen Tag. Seit Montag ist die Schule geschlossen. Erst am Donnerstag soll der Unterricht wieder anfangen. Der Verdacht auf das Noro-Virus hat den Betrieb lahmgelegt.

„Am Freitag häuften sich die Fälle, in denen Kinder mit heftigen Magen-Darm-Symptomen aus dem Unterricht entlassen werden mussten, extrem“, sagt Andreas Wiedemann. Der Schulleiter der Grundschule Alte Forst agiert derzeit vertretungsweise auch in Marmstorf als Schulleiter. Wiedemann hielt Rücksprache mit dem Gesundheitsamt und entschloss sich zu der Schließung. Übers Wochenende ließ er Klassen- und Sanitärräume der Marmstorfer Schule desinfizieren.

„Aufgrund der Geschwindigkeit des Ausbruchs, der vielen Fälle und der Symptomatik mit Durchfall und Erbrechen liegt der Verdacht auf Noroviren nahe", sagt Bettina Maak, Pressesprecherin des Bezirksamtes, „dieser konnte allerdings bisher nicht laborchemisch nachgewiesen werden und auch die Stuhluntersuchungen laufen noch.“

Das Gesundheitsamt habe die Schließung der Schule nicht von sich aus angeordnet, halte die Maßnahme allerdings für sinnvoll, so Maak, denn unabhängig davon, welcher Erreger die Welle an Magen-Darm-Infektionen ausgelöst hat, sollten Eltern ihre Kinder immer erst dann wieder in die Schule schicken, wenn sie 48 Stunden ohne Symptome waren. „Daran hat sich ein größerer Teil der Marmstorfer Eltern nicht gehalten“, sagt Bettina Maak. 62 Infektionen wurden dem Gesundheitsamt gemeldet.

„Mit dem Wochenende und den drei Tagen Schließung sollten wir nun auf der sicheren Seite sein, dass die Ansteckungswelle in dieser Zeit abgeklungen ist“, sagt Andreas Wiedemann, „Am Donnerstag geht der Unterricht dann wieder los.“

Ganz geschlossen blieb die Schule nicht. Für Eltern, die auf die Betreuung ihrer Kinder angewiesen sind, besteht das Angebot diese in der Schule betreuen zu lassen, vorausgesetzt, sie sind gesund. Das gleiche gilt für die Nachmittagsbetreuung im Rahmen der GBS.

Dennoch standen viele Eltern vor einem Problem. Übers Wochenende mussten sie sich auf drei Tage schulfrei einstellen. Am Freitagmittag hatte sich Wiedemann zur Schließung entschlossen. Allerdings hat die Schule keine komplette E-Mail-Adressenliste der Elternschaft . Die so genannte „Ranzenpost“, das Aushändigen von Elternbriefen an die Schüler ist im Grundschulalter kein zuverlässiger Kommunikationsweg. Wiedemann bat die Elternvertreter um Hilfe.

„Wir haben dann die Klassenelternvertreter kontaktiert“, sagt Elternratsvorsitzende Karen Bens. „Die haben für ihre jeweiligen Klassen Emailverteiler und Listen für die Telefonketten.“

Außerdem half auch der dörfliche Charakter der Marmstorfer Sozialstrukturen: Aufregende Neuigkeiten verbreiten sich hier schneller, als im Internet. „Am Montagmorgen waren höchstens drei Eltern da, die nicht wussten, dass die Schule geschlossen ist“, sagt Karen Bens.

Bis alle Untersuchungsergebnisse vorliegen, kann es noch ein paar Tage dauern. Die Proben, die bislang auf das Noro-Virus untersucht wurden, waren negativ, sagt Bettina Maak. Doch egal, wie der Erreger heißt, der die 62 Kinder befiel: „Auf die Empfehlung des Gesundheitsamtes zur Beachtung der Hygieneregeln hat dies keinen Einfluss“, sagt Maak.

Wer mit Menschen zu tun hat, die sich mit einer Magen-Darm-Infektion angesteckt haben, sollte möglichst wenig direkten Kontakt zu den Kranken haben, empfiehlt das Gesundheitsamt. Dass dies insbesondere bei den eigenen Kindern nicht realistisch ist, weiß auch das Amt. Direkt nach jedem Kontakt sollten die Hände zumindest mit Heißwasse und Seife, besser mit einem Hand-Desinfektionsmittel gereinigt werden. Beim Umgang mit Ausscheidungen sind Gummihandschuhe zwingend notwendig. Erkrankte sollten mit genügend Flüssigkeit versorgt werden. Es gibt dazu ein Merkblatt. Es wurde in ganz Harburg verteilt – per Ranzenpost.