Der 13 Jahre alte Moorburger gehört zum Ensemble des neuen Musicals „Das Wunder von Bern“ im Hamburger Hafen

Moorburg. Mit dem Musical „Das Wunder von Bern“, das vom legendären WM-Triumph 1954 in der Schweiz erzählt, ist für Marlo Grosshardt ein großer Traum in Erfüllung gegangen. Seit der 13-Jährige vor drei Jahren im Hamburger Hafen „König der Löwen“ gesehen hat, wollte er immer selbst in einem Musical mitspielen. Nun hat er es geschafft. „Es ist einfach ein geiles Gefühl auf so einer Riesenbühne zu stehen und mit vielen anderen etwas zu zeigen, das so viele Menschen begeistert“, sagt der Moorburger Junge.

Dass es mit einem Engagement im „König der Löwen“ nicht geklappt hat, findet Marlo heute gar nicht mehr so schlimm. „Dort wollte ich immer den kleinen Simba spielen, doch dafür bin ich einfach zu weiß und zu blond“, erklärt er. Tatsächlich sind die jungen Schauspieler für diese Rolle in der Regel dunkelhäutig, weshalb Marlo seinen Wunsch rasch beerdigt hatte. Auch ein Part in „Tarzan“ hätte ihn gereizt, er verpasste jedoch das Casting.

Dann entdeckte er am schwarzen Brett in der Musikakademie Harburg, wo er seit vielen Jahren Gesangsunterricht nimmt, den Castingaufruf für das „Wunder von Bern“. Und meldete sich sofort an – ohne dass seine Eltern eine Ahnung davon hatten. Erst als er im März dieses Jahres tatsächlich zur Sichtung eingeladen wurde, mussten die Karten auf den Tisch.

Vater Clemens Reichle wundert die Begeisterung seines Filius für die große Show nicht. „Marlo ist wohl so etwas, was man eine Rampensau nennt“, meint der Werklehrer an der Heimfelder Michaelschule, der zuvor selbst als Technischer Leiter und Bühnenbildner für große Theaterproduktionen in Stuttgart und Berlin gearbeitet hat. „So oft es ging, habe ich ihn zu Proben mitgenommen, das Treiben auf und hinter der Bühne hat ihn von jeher fasziniert“, so Reichle.

An den ersten großen Auftritt Marlos kann er sich noch gut erinnern. „Das war irgendwo in Süddeutschland, bei einem Kulturfestival in einem großen Zirkuszelt“, berichtet Reichle. Da hätten spontan auch Besucher was vortragen dürfen: „Marlo kletterte auf die Bühne und sang vor 300 Leuten, als hätte er nie was anderes gemacht. Da war er acht Jahre alt.“

Später habe der kleine Entertainer auch bei Hüttenabenden auf Wandertouren mit dem Vater Kinder und Erwachsene gern und ausdauernd mit selbst erdachten Geschichten unterhalten. „Das Talent für die Bühne zeigte sich auch daran, dass Marlo nie Scheu hatte, wenn er etwas vortrug, tanzte oder sich sonst wie in Szene setzte“, so Clemens Reichle. Fast folgerichtig nahm der Sohn später Unterricht an der TASK Altona, einer Schauspielschule für Kinder und Jugendliche.

Und da der Moorburger Junge beharrlich an seine Chance glaubte, ist er nun tatsächlich eines von insgesamt 60 Kindern, die in dem neuen XXL-Musical der Stage Entertainment mitwirken, ausgewählt aus mehr als 250 Bewerbern. Weil die jungen Darsteller nur eine streng limitierte Zeit auf den Brettern zubringen dürfen, die ihnen die Welt bedeuten, sind alle Rollen gleich mehrfach besetzt. Marlo darf momentan den „Peter“ geben, einen aus der Clique von Matthias Lubanski, genannt „Mattes“, einem der Hauptprotagonisten des Musicals.

In neun bis zehn Szenen ist Marlo zu sehen, darf dem Hauptdarsteller laut und vernehmlich sagen, dass er immer zu spät abspiele, zwei „toll verwandelte Elfmeter von Fritz Walter“ kommentieren und mit einem Stangenball hantieren, damit das Leder auf der Bühne auch ja immer unter Kontrolle bleibt. „Damit bin ich erst einmal voll zufrieden“, lässt Marlo wissen. Wobei die Betonung auf „erst einmal“ liegt. Denn ehrgeizig wie er ist, will er alles daran setzen, irgendwann selbst die Hauptrolle zu spielen. „Wenn mir der Stimmbruch keinen Strich durch die Rechnung macht“, wie er vorsichtig anmerkt.

Gleich zweimal habe er den gleichnamigen Kinofilm von Sönke Wortmann gesehen. Aber nie für möglich gehalten, dass man den Stoff auch in Form eines Musicals auf die Bühne bringen kann. Das Ergebnis sei nun aber einfach wie geschaffen für ihn, sagt Marlo. Denn neben seinem Faible für die große Show sei er ja auch noch Fußballfan. Für mehrere Teams hat er als Keeper zwischen den Pfosten gestanden und ist überdies überzeugter Anhänger des FC St. Pauli und der deutschen Nationalelf.

Für den nächsten Schritt gibt er bereits jetzt alles. Schon in den Ferien absolvierte er klaglos fast täglich den langen Weg von Moorburg zu den Proben in den Hafen. Jetzt sind dreimal pro Woche vier Stunden Training angesagt, dazu je zwei Auftritte.

„Wir fiebern alle mit und unterstützen ihn, wo wir nur können“, sagt Mama Stephanie. Von seiner verdienten Gage will Marlo die Familie auf jeden Fall demnächst zu einem gemeinsamen Abendessen in ein „schönes Restaurant“ einladen. Den Rest will er sparen. Für einen Trip auf den Broadway nach New York, das Mekka der Musicals. Wo sich Marlos nächster Traum erfüllen soll.