Der Förderverein will das Quartier aus dem Dornröschenschlaf erwecken und im Bewusstsein der Menschen stärken

Neugraben. Mit 15 bunten Heidschnucken gelang dem Förderverein Neugraben mit seinen Kooperationspartnern, darunter die Stadterneuerungs- und Stadtentwicklungsgesellschaft (steg) und das Gymnasium Süderelbe, gerade ein großer Wurf. Mit ihrem Skulpturenpark im Neugrabener Zentrum holten die Akteure den Hamburger Stadtmarketingpreis 2014 nach Neugraben.

In Neugraben werden nun weitere Heidschnucken aufgestellt, und die Arbeit des Fördervereins für das Quartier Neugraben geht ebenso weiter. Verein und steg haben schon das nächste große Projekt im Auge – einen Kulturführer für Neugraben. „Wir wollen Neugraben schöner, attraktiver und spannender machen, den Stadtteil, der an Vielfalt kaum zu überbieten ist, aus seinem Dornröschenschlaf erwecken“, sagt Manfred Glume. Dass man dazu dicke Bretter bohren müsse, dass sei ihm und seinen Mitstreitern immer klar gewesen. Auch wenn das Quartier eine Menge zu bieten habe, es läge, so Glume, auch einiges im Argen.

Manfred Glume ist Geschäftsmann, und hat dem Standort Neugraben die Treue gehalten, auch wenn es nicht immer einfach gewesen sei. „Aber es lohnt, sich für Neugraben zu engagieren“, sagt der Inhaber der gleichnamigen Sportgeschäfts. Glume gehört zu den Gründungsmitgliedern des Vereins. 1977 starteten mehrere Geschäftsleute aus dem Neugrabener Zentrum den Werbekreis Neugraben. Aus dem Werbekreis wurde später der Förderverein. Die Umfirmierung sei ein Versuch gewesen, sich auch für Privatleute oder für andere Vereine zu öffnen. Leider sei die Rechnung nicht aufgegangen. Heute hat der Verein rund 30 Mitglieder. Mit dem Willen, für Neugraben etwas zu verändern, hat der Förderverein dennoch in der Vergangenheit schon eine Menge auf die Beine gestellt.

Die Bimmelbahn, die jeden zweiten Sonnabend für Kinder durchs Zentrum fährt, die Veranstaltungen „Neugraben erleben“ und „Neugraben goes music“, der besondere Weihnachtsschmuck im Zentrum und jetzt eben auch die neuen Heidschnucken – all das sind sichtbare Erfolge des Fördervereins. „Unser Schlüssel zum Erfolg ist die Tatsache, dass wir unseren Weg mit überwiegend inhabergeführten Geschäften aus Neugraben gehen“, sagt Kai Mecklenburg, Inhaber des Feinkostgeschäftes Mecklenburg. Wir würden uns aber weit mehr Gehör im Bezirk Harburg wünschen. Im Senat hört man nicht auf Harburg, und in Harburg hört man nicht auf Neugraben“.

„Neugraben hat ganz viel zu bieten", sagt Johanna Borutta-Sobakpo, die die Markt Apotheke betreibt. Diese Vielfalt müsse bekannter gemacht werden. „Für mich persönlich ist Neugraben das Lebenszentrum. Hier lebe ich, hier arbeite ich, und ein immens großes Vereins- und Freizeitangebot hat der Stadtteil auch“, sagt sie. Als große Chance für das Zentrum sehen die Vereinsmitglieder die Neubaugebiete Elbmosaik und Fischbeker Heidbrook. Diese Chance müsse das Zentrum nutzen.

Der Förderverein arbeitet eng mit der Stadtplanerin Frauke Rinsch von der steg, die ihr Büro in der Neugrabener Bahnhofstraße hat, zusammen. „Wir haben schon überlegt, für die Neubürger Willkommenspakete zu schnüren“, sagt Rinsch. Schon jetzt, darin sind sich die Mitglieder des Fördervereins einig, machten sich die Neubürger, die im ersten Bauabschnitt des Elbmosaik lebten, im Zentrum bemerkbar. „Als das SEZ in den 1980er-Jahren gebaut wurde, war das eine große Sache. Wenn dort jetzt nichts passiert, dann sehe ich schwarz“, sagt Peter Bobeck, Inhaber der Bobeck Medienmanagement GmbH.

Allen Akteuren ist klar: Als Entrée zum Zentrum machen derzeit der Bahnhofsvorplatz und das Süderelbe Einkaufszentrum (SEZ) nicht die beste Werbung für Neugraben. Das Projekt Umgestaltung Bahnhofsvorplatz, so Rinsch, sei längst nicht begraben. „Im SEZ passiert jetzt einiges. Die neuen Rolltreppen sind eingebaut. Jetzt geht es Schritt für Schritt weiter. Und auch beim Bahnhofsvorplatz erarbeiten wir neue Wege“, so die Stadtplanerin. Bei beiden Projekten könne niemand den großen Wurf von Heute auf Morgen erwarten. Glume: „Was aber ohne weiteres machbar wäre, ist eine zeitgemäße Pflasterung der Marktpassage. Wenn da eine Platte kaputt geht, was bei dem alten Pflaster natürlich öfter vorkommt, wird völlig lieblos repariert. Da werden auch einfach Platten in anderen Farben verlegt.“ Und Mecklenburg ärgert sich darüber, dass bis heute die Beleuchtung der Marktpassage nicht so ist, wie sie den Kaufleuten mal versprochen worden sei.

Was sich der Förderverein von der Politik wünscht, ist klar definiert. „Die Politiker müssen sich endlich parteiübergreifend für dieses Quartier engagieren. Da darf es nicht nur darum gehen, vor den Wahlen in der Marktpassage auf Stimmenfang zu gehen“, mahnt Mecklenburg an. Im Stadtteilbeirat säßen zwar alle zusammen an einem Tisch, Politiker und Neugrabener. Die Entscheidungen aber würden in der Bezirksversammlung in Harburg gefällt.

Und das, sagen Mecklenburg und Glume, sei eben nicht immer zum Vorteil des Quartiers und der Menschen, die hier leben und arbeiten. Und dass Harburg jetzt zwar ins Stadtrad-System aufgenommen, Neugraben aber ausgeklammert werde, sei hier vor Ort nicht zu akzeptieren. Dennoch, trotz aller Hindernisse und Schwierigkeiten, die kleinen Erfolge für ihr Neugrabener Zentrum machen den Mitgliedern des Fördervereins Mut, weiter zu machen.