Grundschüler vom Kiefernberg tummeln sich beim „Tag des Judo“ auf den Matten des Harburger Turnerbunds

Heimfeld. Mit lautem Geschrei wuseln 16 Mädchen und Jungen über die gelb-blaue Matte im Judoraum des Harburger Turnerbundes (HTB) auf der Jahnhöhe. Die einen sind Wölfe und sollen sich die anderen (Schafe) schnappen. Das macht natürlich viel mehr Spaß, als im Klassenraum zu büffeln. Weshalb sich Nadza und Melisa, Falk und Paul und all die anderen Schüler der 4c aus der Grundschule am Kiefernberg auch richtig ins Zeug legen, beim „Tag des Judo“, einer bundesweiten Initiative des Deutschen Judo-Bundes (DJB).

„Der Judosport bietet die Möglichkeit, durch Rituale und Regeln in einem geschützten Handlungsraum Körperlichkeit zu erfahren und dabei das eigene Selbstbewusstsein zu stärken“, sagt Ralf Reinholz, stellvertretender Vorsitzender des Hamburger Verbands und Judo-Abteilungsleiter beim HTB in Personalunion. Judo könne auf diese Weise auch zum pädagogischen Konzept der Schulen beitragen. „Weil durch den professionellen Projektunterricht mit ausgebildeten Trainern zugleich allgemeingültige Grundwerte wie Hilfsbereitschaft und gegenseitiger Respekt, aber auch Ehrlichkeit und Disziplin als soziale Kompetenz vermittelt werden“, so Reinholz.

Vor allem spielerisch soll den Schülern der japanische Nationalsport nahegebracht werden. Anknüpfend an die Schulaktion „Rangeln und Raufen“, die der Judoverband bereits vor zehn Jahren aus der Taufe hob. Doch ganz ohne Regeln und Techniken geht es natürlich nicht. So demonstrieren Reinholz und Sandra Jentzsch den staunenden Schülern unter anderem, wie man seinen Gegner mit einem O Soto Otoshi, einem gekonnt ausgeführten Beinwurf, blitzschnell aufs Kreuz legen kann.

„Das ist ja cool“, befinden Falk und Tilo unisono. Und schmeißen sich gegenseitig immer wieder auf die gut gepolsterte Tatami im HTB-Dojo. Nadza begeistert derweil, dass vermeintlich schwächere Mädchen auf diese Weise lästige Jungs wunderbar in die Schranken weisen könnten: „Ich finde Judo super, mit solchen Würfen kann man sich prima selbst verteidigen.“ Selbst der stärkste Mann der Welt müsse das schließlich können und genau wissen, wie es geht.

Apropos starke Männer. Was bei jedem Projektunterricht immer wieder bestens ankommt, ist eine handfeste Sumo-Einlage. So wie die bekannten Kolosse versuchen wenig später auch die Mädchen und Jungen der 4c sich gegenseitig aus einem durch Gurte markierten Kreis zu schieben oder sein Gegenüber auf die Knie zu zwingen. „Das macht richtig Spaß, das kann ich nur wärmstens empfehlen“, sagt Falk und will am liebsten gleich noch mal in den Ring.

Wie er und Nadza können sich auch andere Kinder gut vorstellen, künftig regelmäßig zum Judotraining zu gehen. Der Harburger Turnerbund bietet dafür beste Möglichkeiten mit seinem hellen, freundlichen Dojo, in dem die Tatami auf einem gelenkschonenden Schwingboden liegt. Seit 25 Jahren gibt es die Judo-Abteilung im HTB, die derzeit rund 140 Mitglieder zählt. Sie bietet allen interessierten Schülern im Nachgang des Aktionstages nun ein kostenloses Probetraining an.

„Man hat bei vielen Kindern gesehen, mit wie viel Freude und Neugier sie bei der Sache waren“, so Sandra Jentzsch, 25, die selbst erst vor sieben Jahren zum Judo gestoßen ist und als Trainerin inzwischen im Besitz der B-Lizenz ist. An Schulen könne das Training auch für die Gewaltprävention bestens genutzt werden. „Und es stärkt sicher auch Ausdauer, Durchhaltvermögen und Selbstvertrauen der Mädchen und Jungen“, so der Klassenlehrerin der 4c, Andra Fischer.

Natürlich wirbt der Deutsche Judo-Bund mit seiner Aktion auch um neue Mitglieder. „Sie bietet den Vereinen eine gute Möglichkeit, Kinder und Jugendliche schon früh für ihren Sport zu begeistern“, sagt DJB-Präsident Peter Frese. Ziel sei es deshalb auch, Kooperationen zwischen Vereinen und Schulen nachhaltig auf- und auszubauen.

In Harburg bleibt das schwierig. Von 22 angeschriebenen Schulen kamen nur ganze drei Rückmeldungen. Außer der Grundschule am Kiefernberg bekundeten auch die Schule am Schwarzenberg und die Grundschule Dempwolffstraße Interesse. In der Schule am Schwarzenberg war HTB-Coach Michael Lax aber eh schon aktiv. An der Dempwolffstraße könnte Judo in der Nachmittagsbetreuung laufen.