Volker Meyer verkörpert seit Jahren bei Empfängen und Festen die historische Figur. Nun möchte er ein Postmuseum in der Nordheide eröffnen

Buchholz. Was für Hamburg der Wasserträger Hans Hummel, ist für Buchholz der Postillion: ein Original und Wahrzeichen der Stadt. „Ich bin eine Persönlichkeit in Niedersachsen“, sagt Volker Meyer selbstbewusst. Er scheint mit der Figur verschmolzen, die er verkörpert. Seit mehr als 20 Jahren tritt er bei Empfängen und Festen in der Uniform des Königlich Hannoverschen Postillions auf – jenes Mannes, der einst mit der Kutsche die Post brachte.

„Bei Veranstaltungen aller Art bin ich die rechte Hand des Bürgermeisters“, sagt Meyer und hält seinen hageren Körper kerzengerade. Ausgesprochen schneidig sieht der 70-Jährige aus. Auf dem Kopf trägt er einen Zylinder, die Beine stecken in hellen, engen Reiterhosen und schwarzen Stiefeln, die bis über die Knie reichen.

Über der Schulter baumelt an einem Lederriemen ein goldenes Posthorn mit Kordel und weiß-roten Troddeln. Meyer hat das Original aus dem 19.Jahrhundert bei einer Auktion ersteigert. „Es passt so wunderbar zu meiner Jacke“ schwärmt er und streicht liebevoll über das leuchtend rote Tuch, auf dem Messing-Knöpfe blitzen. „Sehen Sie die kleinen Posthörner darauf! Jedes Detail ist nach dem Original von 1860 gearbeitet“, sagt Meyer.

Selbstredend ist Volker Meyer auch Mitglied im Postkutschen-Verein. Allein auf dem Bock sitzt er allerdings nie. „Das Kutschieren muss man gelernt haben.“ Er hat viele Berufe ausgeübt, unter anderem war er Maurer, Soldat und Vertreter. Mit Pferden oder anderen Tieren hatte er allerdings nie zu tun.

So unstet sei Arbeitsleben war, so beständig haben ihn seine Sammelleidenschaft und die Vorliebe für alles Postalische begleitet. Er ist Mitglied in gleich drei Philatelisten-Vereinen. Wie viele Briefmarken er heute besitzt, weiß er nicht zu sagen. Spezialisiert hat er sich auf jene, die von seinem Lieblingsmotiv geschmückt sind – dem Posthorn.

Die schönsten Exemplare der Wertzeichen und Briefe hat er fotografiert und auf Schautafeln geklebt – fein nach unterschiedlichen Epochen gesondert, versteht sich. Eine echte Rarität, auf die Meyer besonders stolz ist, ist der „Postkurs“. Das Plakat zeigt die Route, auf der vom Jahr 1460 an Stafetten-Reiter Depeschen vom österreichischen Innsbruck über Füssen, Freiburg, Speyer und Köln nach Mechelen im heutigen Belgien transportierten. Von jeder heutigen Poststation am Weg trägt das Dokument einen Stempel. Ab der Mitte des 19.Jahrhunderts wurden Briefe zunehmend mit der Bahn befördert. „1835 fuhr erstmals der berühmte Zug ‚Adler‘ von Fürth nach Nürnberg“, berichtet der Bahnexperte.

Meyer sucht Räume und Sponsoren – und möchte einen Bahnhof bauen

Es gibt von dem historischen Zug ein Miniatur-Modell zu kaufen. Das steht ganz oben auf Meyers Wunschliste. Der „Adler“ würde Herzstück der Postwaggon-Sammlung seiner elektrischen Eisenbahn, sagt Meyer, während er einen Spielzeugzug im Wohnzimmer kreisen lässt. Dutzende weitere Waggons schlummern noch in einem Pappkarton neben dem Sofa. Und es kommen immer weitere Schätze dazu. Meyer sieht sich auf Flohmärkten um, stöbert in Fachgeschäften und auf Sammlerbörsen. Die Buchholzer Wohnung, sie liegt natürlich an der Poststraße, wird zu klein für seine Sammlerstücke.

Nun träumt er davon, ein Museum zur Geschichte der Post in Buchholz zu eröffnen. Zeitgenössische Zeichnungen von Postillion-Trachten, Alben, diverse Uniformen – an Exponaten mangelt es nicht. Und Ideen zu Gestaltung hat er auch jede Menge. Das große Schild, das über der Eingangstür hängen soll, ist in seiner Phantasie bereits fertig. Und für die elektrische Eisenbahn möchte er mindestens einen Bahnhof bauen, besser noch zwei. Am liebsten würde er „seine“ Strecke gestalten: Von Lüneburg, wo er geboren wurde, bis nach Buchholz. Was ihm noch fehlt, sind Sponsoren, Räumlichkeiten und Helfer.