Algerier steht wegen Einbruchs in Lüneburg vor Gericht

Lüneburg. Nur dabei gewesen: So verteidigte sich Abderrahmane G. Anfang dieses Jahres vor dem Amtsgericht Braunschweig, als es um mehrere Diebstähle ging. Betrunken und ebenfalls nur dabei gewesen sein will der 48-Jährige auch im aktuellen Verfahren vor dem Landgericht Lüneburg. Dort ist der Algerier angeklagt wegen räuberischen Diebstahls, gefährlicher Körperverletzung und Einbruchdiebstahls.

Es ist ein Sonntagmorgen Anfang April. Matthias Schober und Luisa Menning (Namen geändert) liegen im Bett, als sie vor ihrem Schlafzimmer Geräusche hören. Stimmen. Die beiden sehen sich an: Ihre Mitbewohner können es nicht sein, sind sie sich einig. Matthias macht die Tür auf. „Dann stand mir ein Mann gegenüber.“

Am Sonnabend davor will sich Abderrahmane mit einem Freund am Lüneburger Bahnhof treffen, lässt er seinen Anwalt sieben Monate später vor Gericht vorlesen. Der Algerier lebt als Asylbewerber in Buchholz, fährt mit dem Zug nach Lüneburg, sein erster Besuch in der Stadt. Das Treffen platzt, zufällig trifft er auf zwei Bekannte aus seiner Zeit im Asylbewerberheim Braunschweig.

Die drei gehen einen trinken, wohl auch ein paar mehr. Als sie sich am frühen Morgen auf den Weg zum Bahnhof machen, stoppen sie vor dem Café Glockenhof. Die beiden, so der Angeklagte, sagen ihm, er solle warten. Und kommen mit einem iPad und einem iPod aus dem Café zurück.

Ein paar Straßen weiter, Am Berge, soll Abderrahmane wieder unten vor einer Tür warten. Diesmal tut er nicht wie geheißen, sondern folgt seinen Kumpels die Treppe hoch. Einer von ihnen drückt ihm ein Smartphone in die Hand. Dann steht ein Mann vor ihm, Matthias Schober. Seine Begleiter fliehen. Er selbst ist nicht schnell genug – zu betrunken, sagt er.

„Ich bin reflexartig hinterhergerannt, habe Stopp gerufen und um Hilfe geschrien“, berichtete Matthias Schober am Donnerstag vor Gericht. Der 31-Jährige ist Rechtsanwalt, lebt mit Freundin und zwei Mitbewohnern zusammen. Im Hausflur im Erdgeschoss packte Schober den Einbrecher und presste ihn gegen die Wand. Der Algerier drückte Schober einen Schraubenzieher gegen den Hals, bis eine Nachbarin dem Rechtsanwalt mit Pfefferspray zu Hilfe kam und die Polizei an der Tür klingelte. Die hatte seine Freundin von oben aus der Wohnung gerufen – sie arbeitet als Richterin in Stade.

Dass der Mann angetrunken oder nach Alkohol gerochen hat, ist weder dem Rechtsanwalt noch der Richterin aufgefallen, sagten sie vor Gericht. Der Angeklagte verwies darauf, stark angetrunken gewesen zu sein und die Wohnung selbst nicht betreten zu haben. Auch den Schraubenzieher habe er nicht bewusst gegen den Mann eingesetzt.

Gestohlen hatte das Trio das Smartphone und die Geldbörse von Luisa Menning, beides hat die 29-Jährige noch am selben Tag zurückbekommen - bis auf etwa 35 Euro Bargeld im Portemonnaie. Die Verhandlung wird fortgesetzt.