Der Gedichtband „Douaumont“ von Emil Hecker wurde zum Plattdeutschen Buch des Jahres 2014 gekürt

Heimfeld. Große Ehre für den kleinen Quickborn-Verlag am Alten Postweg 21. Auf der Plattdeutschen Buchmesse im Ohnsorg-Theater wurde das in Heimfeld verlegte Werk „Douaumont“ von Emil Hecker als „Plattdeutsches Buch des Jahres 2014“ ausgezeichnet. „Wir waren von der Entscheidung der Jury sehr überrascht“, sagt Verlagschef Peer-Marten Scheller. Bislang seien bei diesem renommierten Preis eher prächtig aufgemachte Bücher zum Zuge gekommen: „Dass diesmal nicht Äußerlichkeiten entscheidend waren, sondern der Inhalt honoriert wurde, hat uns doppelt gefreut.“

In der Tat erscheint der broschierte Band mit Heckers „Plattdeutschen Gedichten über die Sinnlosigkeit des Krieges“ geradezu minimalistisch ausgestattet, ist auf dem Cover lediglich mit drei einfachen Blutkreuzen versehen. Nicht prachtvoll und üppig illustriert, nicht in Leinen, Leder oder dicke Buchdeckel gebunden, nicht dick, schwer und vielseitig, liege das Werk eher wie eine von Mangelerscheinungen angefressene „Billigausgabe“ in der Hand, so Laudator Dirk Römmer, Präsident des Instituts für niederdeutsche Sprache in Bremen: „Wie Bücher während der Kriege eben daherkamen, als es kein ordentliches Papier und wenig Geld gab.“ Doch gerade mir dieser Aufmachung habe sich der Quickborn-Verlag hohe Anerkennung verdient. „Weil Thema und Erscheinungsbild völlig kongruent werden.“

In den Gedichten hat der Autor seine traumatischen Erlebnisse im Ersten Weltkrieg verarbeitet. 19-jährig war Emil Hecker unmittelbar nach dem Notabitur am Hamburger Wilhelm-Gymnasium und einer kurzen Grundwehrzeit in Berlin 1916 auf die Schlachtfelder in Frankreich geschickt worden. In der Champagne, an der Somme und bei der Belagerung der Festung Douaumont vor Verdun ist er wie so viele andere junge, hoffnungsvolle Männer seiner Zeit verheizt worden. Und kehrte zwei Jahre später körperlich und seelisch schwer verwundet, „mit mehr as en halfhunnert Löcker“ im Körper, nach Hause zurück.

Das Leben konnte ihm ärztliche Kunst retten, das zerfetzte Bein nicht. Damit war zugleich sein großer Traum zerstört, selbst Mediziner zu werden. Den hohen Belastungen des Studiums zwischen Vorlesungssälen, Laboren und den Praktika in Krankenhäusern war der Kriegsversehrte nicht mehr gewachsen. Stattdessen machte er sich einen Namen als plattdeutscher Literat. Zumeist mit humorvollen Kurzgeschichten über allzu Menschliches und zahlreichen Hörspielen für den NDR.

Erst mit dem Abstand von 50 Jahren war Emil Hecker imstande, auch seine Erinnerungen an die Grauen des Krieges in Worte und Verse zu fassen. 1966 legte er die Mappe „Douaumont“ an. Sie umfasste ursprünglich 23 plattdeutsche Gedichte, ist aber nie veröffentlich worden. Bis das Heimatmuseum Brunsbüttel den namhaften Sohn der Stadt Anfang 2013 mit einem Dichterzimmer ehren wollte. Als Roland Ladage, der Leiter, deshalb mit Heckers Witwe Telse Verbindung aufnahm, entstand zugleich die Idee einer gedruckten Ausgabe der Gedichtemappe.

Das Buch umfasst 20 von Heckers 23 Weltkriegsgedichten. Am Anfang und am Ende finden sich zudem zwei weitere, die über seine eigenen Kriegserfahrungen hinaus weisen. Hecker erinnert darin an Stalingrad, Hiroshima, Gaza und Vietnam. Und daran, dass sich die Menschengeschichte nicht zum Guten verändert habe, wie es Laudator Dirk Römmer formuliert: „Noch immer handeln die Menschen in den alten Rastern und fügen einander Leid zu.“

So ist Emil Hecker, der am 11. Juli 1989 im Alter von 92 Jahren starb, lange nach seinem Tod mit seiner schlichten Eindringlichkeit doch noch zu einem leisen Mahner für mehr Frieden und Völkerverständigung geworden. „Arzt konnte Hecker nicht werden. Zum Seelendoktor und Tröster für viele ist er gleichwohl geworden“, schreibt der Brunsbüttler Hecker-Kenner Kai Tange im Vorwort des Gedichtbandes.

Telse Hecker und Robert Ladage haben jedes Gedicht ins Hochdeutsche übersetzt und dem Original linksseitig gegenübergestellt. Der Offene Kanal Westküste, ein kleiner privater Radiosender, hat dem Buch zudem die Gedichte als Tondokument beigefügt. Gelesen hat sie der Autor selbst, vor mehr als drei Jahrzehnten.

„Douaumont –Plattdeutsche Gedichte über die Sinnlosigkeit des Krieges“ von Emil Hecker. 48 Seiten mit CD. ISBN: 978-3- 87651-388-1.