Grundschule Poststraße startet im nächsten Schuljahr mit der Ganztagsbetreuung. Nach einer Umfrage der Schule will mehr als die Hälfte der Eltern das Angebot nutzen

Tostedt. Susanne Gras, Leiterin der Grundschule Poststraße in Tostedt, sieht den kommenden Monaten mit gemischten Gefühlen entgegen. Selbstverständlich freut sie sich, dass ihre Grundschule ab nächstem Schuljahr den Ganztagsschulbetrieb startet und damit das bietet, was die Gesellschaft schon längst fordert – eine verlässliche Betreuung am Nachmittag, da heute meistens Mutter und Vater arbeiten müssen. Aber Gras weiß auch, dass noch viele Herausforderungen zu meistern sind, zum Beispiel logistischer Art.

Mehr als die Hälfte der befragten Eltern sprechen sich für ein Ganztagsangebot aus. Das hat die Schulleitung in einer Umfrage ermittelt. Die Eltern der Jahrgänge eins und zwei sowie der Kindergartenkinder, das sind insgesamt 245 Schüler, wurden befragt. 207 Fragebögen hat die Schule zurückbekommen. 121 Eltern wollen die Ganztagsschule. Bei einer so großen Anzahl müssen an der Schule etwa zehn AGs am Nachmittag gleichzeitig laufen können.

Wer aber das Angebot in Anspruch nimmt, muss sein Kind an zwei Tagen mindestens bis in den Nachmittag in der Schule lassen. „Das ist aus pädagogischen Gründen nötig, damit sich die Kinder nicht als Gast fühlen, sondern Teil des Ganzen sind“, sagt Gras. Morgens können die Kinder frühestens um 7.30 Uhr zur Schule gebracht und ab 15.30 Uhr von ihren Eltern abgeholt werden. Nachmittagsangebote, die schon existieren, wie etwa „Die Postmäuse“, ein betreuter Mittagstisch, der aus einer Elterninitiative entstanden ist, sollen in den Ganztagsschulbetrieb einfließen.

Die ehemalige Töste Realschule soll am Nachmittag hauptsächliche Anlaufstelle für die Schüler sein. Da das Gebäude der Grundschule zugeschlagen wurde, nachdem die beiden Tostedter Realschulen am Standort Düvelshöpen zusammengelegt wurden, hat Gras jetzt einen Luxus, den viele andere Grundschulen nicht haben: Platz.

Gras sagt: „Man kann nie genug Platz haben.“ Sie betont, dass sich die Gestaltung des Nachmittags bewusst klar vom unterrichtsgeprägten Vormittag abgrenzen soll. „Es geht nicht, dass die Schüler vormittags in ihren Klassenräumen bleiben und ihn auch am Nachmittag nicht verlassen.“

Zudem nutzt die Schule das Realschulgebäude schon jetzt, weil die Grundschule seit langem unter Platzmangel leidet. Dort sind ein Kunst- und ein Werkraum untergebracht sowie ein Schulkindergarten für diejenigen, die noch Nachholbedarf haben, bevor sie in die Schule kommen.

Das Realschulgebäude bietet Susanne Gras noch einen weiteren Vorteil: Dort gibt es eine Lehrküche, die sich für lediglich 150.000 Euro zur Mensa umbauen lässt. Zusätzlich fallen Personalkosten an, unter anderem für eine Hauswirtschafterin. Die Grundschule hat sich für ein Mischküchensystem entschieden.

Das heißt: Vor- und Nachspeise werden frisch zubereitet. Die Hauptmahlzeit liefert ein anderer Anbieter. Das Essen müssen die Eltern bezahlen. Pro Gericht fallen voraussichtlich 3,50 Euro an. Zudem soll ein Ruheraum in der ehemaligen Realschule eingerichtet werden. „Es gibt Kinder, die mittags noch ihren Schlaf brauchen“, sagt Susanne Gras.

Nach dem Mittagessen werden die Schüler bei ihren Hausaufgaben betreut. Was ihnen anschließend am Nachmittag geboten wird, hängt im Wesentlichen an der Kooperation mit Vereinen und anderen Institutionen in der Samtgemeinde Tostedt. Denkbar sei die Zusammenarbeit mit Sportvereinen, mit der freien und kirchlichen Jugendarbeit und mit der Musikschule, so Gras.

Die Leiterin sieht den Ganztagsbetrieb als Chance, die Kinder individuell zu fördern. An der Schule werden sowohl hochbegabte Kinder unterrichtet als auch Kinder mit Migrationshintergrund, die noch große Sprachprobleme haben. Vor allem will Susanne Gras ihre Schule aber so gestalten, dass die Kinder sie als zweites Zuhause begreifen.